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Foto: dpa, (Archivbild)
Foto: dpa, (Archivbild)

Auch in dem berühmten Badeort Lloret de Mar gibt es nun an einigen Strandabschnitten ein Rauchverbot.

Tourismus
09.09.2018

Kampf den Kippen: An immer mehr Stränden herrscht Rauchverbot

Rauchverbote gelten mittlerweile auch an Badestränden. Nun macht auch Lloret de Mar mit. Wie ist die Situation in Spanien, Frankreich und Italien?

Für die einen ist ein Zigarettchen am Strand der pure Urlaubsgenuss, für andere sind Qualm und Kippen im Sand der reinste Alptraum. In Spanien werden derzeit Rufe nach "playas sin humo" (rauchfreien Stränden) immer lauter, um speziell Familien mit Kindern während der Ferien ein Ambiente ohne Rauch und Zigarettenstummel zu garantieren. Immer mehr Gemeinden kommen der Forderung nach - so in diesem Sommer auch der berühmte Badeort Lloret de Mar in Katalonien. In der angesagten Party-Hochburg wurde das Rauchen am gesamten Strand "Sa Boadella" sowie an vier Strandabschnitten untersagt. 

"Sein Handtuch ausbreiten zu können, ohne zu befürchten es auf Zigarettenkippen abzulegen, ist etwas, für das man auf der ganzen Welt dankbar ist", sagte der zuständige Stadtrat Jordi Orobitg spanischen Medien. In mehreren Sprachen verfasste Banner weisen Badegäste auf das Verbot hin, Bürgerbeauftragte informieren die Urlauber zudem direkt über die neue Regelung. Das Rathaus habe einige Beschwerden erhalten, jedoch überwiege der Zuspruch der Feriengäste, betonte Orobitg. Er hofft, dass Lloret de Mar - das jährlich stolze 1,3 Millionen Besucher zählt - zur weiteren Verbreitung rauchfreier Strandzonen in Spanien beitragen kann. 

Auf Mallorca ist Rauchen am Strand noch erlaubt

Vorreiter der Idee war die Region Galicien im Nordwesten des Landes, wo bereits 2012 eine solche Maßnahme gestartet wurde. Heute führt die Region das Ranking deutlich an: An 79 Stränden (immerhin 11,5 Prozent aller dortigen Strände) ist Rauchen verboten, wie die Zeitung El Periódico zuletzt vorrechnete. An zweiter Stelle folgt Katalonien, wo zwölf Strände komplett Zigaretten-frei sind. Auch in der Region Murcia im Südosten, auf Ibiza und auf der Kanareninsel Gran Canaria gibt es bereits vereinzelt entsprechende Verbote. 

Auf Mallorca hingegen gibt es noch keine Gemeinde, die Rauchen an Stränden verbietet, wie eine Sprecherin des Verbandes der Kommunen FELIB bestätigte. Neu hinzugekommen ist stattdessen im Sommer 2018 Andalusien, wo ein 500 Meter langer Strandabschnitt in Motril zur "playa sin humo" erklärt wurde. 

Bußgelder werden bislang bei Verstößen aber nicht verhängt, da dies im spanischen Anti-Tabak-Gesetz nicht vorgesehen ist. Nur Gran Canaria bildet eine Ausnahme: Dort kostet das Qualmen am rauchfreien Strand bis zu 450 Euro. Und wie schaut es in anderen Mittelmeerländern aus?

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In Nizza und Cannes gibt es Nichtraucherzonen

In Frankreich hat die Stadt Nizza an der beliebten Côte d'Azur schon vor Jahren einen Strand zur Nichtraucherzone erklärt. Inzwischen sind Zigaretten an mehreren Dutzend Küstenabschnitten nicht willkommen, der Sender France 3 sprach kürzlich von 50 tabakfreien Stränden.

Auch im nahe gelegenen Cannes wurden zwei Strandabschnitte zur Nichtraucherzone erklärt. Bei Verstößen droht ein Bußgeld von 38 Euro, wie es auf der Webseite der Stadt heißt. In Cap Ferret am Atlantik hat die Gemeinde zwar an einem Strand Schilder "Strand ohne Tabak" aufgestellt, setzt aber auf Freiwilligkeit: "Das ist ein Test. Es gibt kein Verbot", sagte der Bürgermeister. "Wir hoffen dass die Leute verstehen werden, dass man die Umwelt und seine Nachbarn respektieren muss."

In der Hauptstadt Paris werden derzeit übrigens Nichtraucher-Parks getestet. In sechs öffentlichen Grünanlagen soll dort zunächst für vier Monate nicht geraucht werden. Bußgelder für Raucher sind allerdings nicht vorgesehen. Die großen, auch von vielen Paris-Urlaubern frequentierten Parks wie der Tuileriengarten neben dem Louvre-Museum oder der Jardin du Luxembourg sind nicht betroffen.

So hören Sie mit dem Rauchen auf

Nikotinkaugummis und -pflaster: Diese Hilfsmittel sorgen dafür, dass man nicht von Hundert auf Null gehen muss. "Man kann sich erst einmal darauf konzentrieren, seine Gewohnheiten zu ändern, bekommt das Nikotin aber weiter", erklärt Gabriele Bartsch von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS).

So hören Sie mit dem Rauchen auf

Aber: Auch Kaugummis und Pflaster muss man nach und nach herunterdosieren, mahnt sie. Wie lange die Einnahme höchstens empfohlen wird, steht auf der Packung.

So hören Sie mit dem Rauchen auf

Weniger rauchen: "Dazu gehört sehr viel Disziplin und sehr viel Motivation", sagt Bartsch. Denn auch beim Reduzieren wird das Suchtgedächtnis immer weiter "gefüttert". "Für die meisten ist es weniger anstrengend, sich einen fixen Schlusspunkt zu setzen und das dann auch durchzuhalten."

So hören Sie mit dem Rauchen auf

Nicht aufgeben: "Auch ein zeitweiliger Rauchstopp ist gut" betont Bartsch. Wer schon mal für ein halbes Jahr oder auch zwei Jahre aufgehört hat, hat zumindest die Erfahrung gemacht: "Ich kann das". "Dadurch wird die Chance, es wieder zu schaffen, nicht schlechter, sondern besser."

So hören Sie mit dem Rauchen auf

Positiv denken: Wer gerade die ersten Tage oder auch Wochen nicht mehr raucht, sieht eigentlich nur, was ihm weggenommen wird. Deshalb ist es wichtig, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, was das Aufhören alles Positives bewirkt.

So hören Sie mit dem Rauchen auf

"Es gibt auch Apps, die einen dabei unterstützen. Allerdings ist bislang keine wissenschaftlich evaluiert", sagt Bartsch. Die Apps senden Push-Mitteilungen, in denen etwa steht, wie sehr sich das Herz schon erholt hat. Oder die App rechnet das bereits eingesparte Geld zusammen.

So hören Sie mit dem Rauchen auf

Stark bleiben: "Meistens ist es nur ein kurzer Moment, den man überbrücken muss, bis die Motivation wieder einen Push bekommt", sagt Bartsch. Aber in dem kleinen Zeitraum sollte man möglichst nicht das tun, was vorher mit dem Rauchen verbunden war, rät Bartsch.

So hören Sie mit dem Rauchen auf

Sich ablenken: Was in kritischen Situation hilft, muss jeder für sich herausfinden, betont Bartsch. Manch einer dreht eine Runde um den Block oder den Wald, manche fangen an zu putzen und wieder andere machen zehn Kniebeugen, statt eine zu rauchen.

In Italien gab es 2014 den ersten rauchfreien Strand

Auch in Italien gibt es rauchfreie Strände vom norditalienischen Ligurien (Sant'Antonio delle Fornaci) bis ins südliche Kalabrien (Praia a Mare). In Bibione an der Adria bescherte das Projekt "Respira il mare" (Deutsch etwa: "Atme Meeresluft") 2014 dem Land den ersten rauchfreien Strand überhaupt. Ein kommunales Gesetz sieht in dem beliebten Badeort vor, dass auf dem Strandabschnitt zwischen Meer und der ersten Sonnenschirm-Reihe nicht geraucht werden darf. Unter den Sonnenschirmen ist das Qualmen zwar noch erlaubt, Raucher wurden dieses Jahr aber gebeten, auch dort die Finger von ihren Kippen zu lassen. 

"Das Gesetz wurde gut aufgenommen. Bis jetzt hat sich niemand beschwert", betont eine Sprecherin des Tourismusbüros in Bibione. Laut italienischen Medien fangen die Bußgelder bei 25 Euro an. Der Bürgermeister von Bibione sagte 2017 der Nachrichtenagentur Ansa: "Alle haben mitgearbeitet, Raucher und Nichtraucher, und bis heute mussten wir nicht eine Strafe verhängen." 

Das Wegwerfen von Zigarettenstummeln ist an Stränden in ganz Italien verboten und wird mit Strafen von bis zu 300 Euro geahndet. Daran halten sich allerdings nur die wenigsten, vor allem an den frei zugänglichen Stränden liegen oft haufenweise Kippen zwischen Sand und Steinen. (dpa)

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