
Nasen- und Jochbeinbruch: Kippa-Träger (18) angegriffen

Der junge Mann wollte gerade gehen, als er mit einem Bekannten auf einer Grünfläche gesessen hatte. Dann wurde er antisemitisch beleidigt und brutal attackiert.
Nach einem brutalen, vermutlich antisemitischen Angriff auf einen jungen Mann in Köln geht die Polizei davon aus, dass sich der Verletzte und die Tatverdächtigen nicht kennen. Offenbar sei der 18-Jährige wegen seiner jüdischen Kippa aus einer etwa zehnköpfigen Gruppe heraus attackiert worden, sagte ein Sprecher der Ermittler am Sonntag. Der Mann hatte am späten Freitagabend mit einem Bekannten auf einer Grünfläche gesessen. Als sie gerade gehen wollten, soll er antisemitisch beleidigt worden sein.
Polizei: Kippa-Träger bei Attacke in Köln "übel zugerichtet"
Der 18-Jährige habe sich nach dem Grund erkundigen wollen und sei schließlich geschlagen worden, erläuterte der Sprecher. "Er wurde im Gesicht übel zugerichtet." Der Verletzte kam mit einem Nasen- und Jochbeinbruch ins Krankenhaus.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der antisemitischen Delikte in Deutschland gestiegen. Im Jahr 2020 waren es beispielsweise rund 1000 Straftaten mehr als noch 2015. Der Zentralrat der Juden begründet das unter anderem mit den Corona-Demos: "Angesichts der zahlreichen antisemitischen Vorfälle auf den Corona-Leugner-Demos im vergangenen Jahr und der Verschwörungsmythen im Netz war leider damit zu rechnen, dass die Zahl der antisemitischen Straftaten erneut steigt", sagte Präsident Josef Schuster. Die Anstiege 2006 und 2014 standen nach Einschätzung von Experten jeweils in Verbindung mit Nahost-Konflikten.
Einer aus der Gruppe soll ihm zudem die Kippa vom Kopf geraubt haben. Die Tat wurde teilweise von einer installierten Polizeikamera aufgezeichnet. Noch in der Nacht hatten die Beamten zwei Heranwachsende im Alter von 18 und 19 Jahren, die sie auf den Videoaufnahmen wiedererkannt hatten, festgenommen. Die beiden seien am Samstag wieder freigelassen worden, gelten aber weiter als Tatverdächtige, erklärte der Sprecher. Weil die Polizei einen antisemitischen Hintergrund für die Tat annimmt, ermittelt der polizeiliche Staatsschutz.
Die Kölner Bürgermeistern reagiert entsetzt auf Attacke auf Kippa-Träger
Kölns Bürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) reagierte "mit Entsetzen und Bedauern" auf die Gewalttat. "In unserer Stadt muss jeder und jede angstfrei leben können, egal welcher Religion man angehört, welche Weltanschauung man hat und wie man lebt und liebt", erklärte sie am Sonntag. "Diese Weltoffenheit gehört zu Köln und macht diese Stadt aus, daher schmerzen solche Übergriffe hier bei uns ganz besonders." Als Stadtgesellschaft müsse man deutlich machen, dass man solche Übergriffe nicht dulde. (dpa)
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