Tatort-Kritik: Missglücktes Krimi-Experiment aus Dresden
Nach Schlagerwelt und Obdachlosenszene geraten die Dresdner bei ihrem dritten Tatort in die digitale Welt. Das Experiment ist ambitioniert, gelingt aber nicht ganz. Die Kritik.
Nah an den Themen dran sein, die die Gesellschaft umtreiben, ist Prinzip beim Tatort. Der MDR zielt mit „Level X“ offenbar vor allem auf jugendliche Zuschauer. Denn das Publikum jenseits der 50 wird mit dem Begriff „Prankster“ nicht unbedingt vertraut sein und am Sonntagabend möglicherweise aufs gemütliche ZDF umschalten. Sie versäumen ein kleines filmisches Experiment, das aber nicht so recht gelungen ist.
Simson heißt der „Prankster“, der anderen böse Streiche spielt, sich selbst dabei filmt und das zur Freude von einer Million Abonnenten ins Internet stellt. Als er mit einer Kameradrohne auch die Schiffsparty einer Rockergruppe nicht verschont, fallen drei Schüsse. Keiner hat den Täter gesehen und der Internet-Star ist tot. Die beiden taffen Dresdner Oberkommissarinnen Henni Sieland (Alwara Hofels) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) müssen eine ihnen weitgehend fremde Welt erforschen mit fragwürdigen Teenager-Idolen und dubiosen Geschäftsstrukturen.
Leider mal wieder ein Tatort mit vielen Klischees
Die Idee, eine simple Tätersuche – ganz klassischer, sauber gefilmter Krimi – zu kombinieren mit der Dynamik der Online-Bilder, ergibt eine fürs Sonntagabendfernsehen recht ungewöhnliche, wenngleich etwas holprige Ästhetik. Und die Erkenntnis, dass aktuell-interaktives Live-Fernsehen am besten online zuhause ist. Das ist nicht neu, aber wie über die Stadt verteilt, in Bussen, auf Plätzen und in Jugendzimmern die Fans zuhauf die Mörderhatz verfolgen, lässt einen ins Grübeln kommen. Der konservative Kripochef Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) fragt in seinem leicht ironischen Brambach-Sprech: „Kann man nicht dieses verdammte Internet einfach wieder abschaffen?“ Kann man nicht.
Leider packt das Drehbuch zu viele Klischees und Tatverdächtige in „Level X“. So wird schnell klar, dass meist nichts dahintersteckt. Im dritten Dresdner Fall, überrascht übrigens ein wenig der analoge Blick auf die barocke Altstadt mit ihren berühmten Gebäuden. Normalerweise sieht man ja im Tatort immer die Schattenseiten einer Stadt.
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