Pause? Ruhe? Die Sehnsucht nach dem Sommerloch
Wie schön wäre es, gäbe es in diesem Jahr ein Sommerloch. Eine Pause. Ruhe. Oder ein richtiges Sommerloch-Tier. Aber nicht mal das hat 2021 zu bieten. Dafür gibt's ein Denkmal.
Früher war doch was besser: das Sommerloch. Wenn die Parlamente Pause machten, es die Menschen in den Süden zog und das Fernsehprogramm aus Wiederholungen bestand, legte sich eine wohltuende Ruhe übers Land. In diesem zweiten Corona-Sommer zeigen ARD und ZDF immer noch Wiederholungen, der Zug in den Süden allerdings wird in manchen Fällen ein Zug nach nirgendwo. Die Parlamentarier verkämpfen sich im Bundestagswahlkampf. Und statt Ruhe liegt Streit in der zu feuchten Luft.
Hach, was waren das für Zeiten, als die Bild Hinterbänkler abtelefonierte und dann, zum Beispiel, mit den Zeilen titelte: „Der verrückteste Vorschlag aus Bonn. Mallorca soll deutsch werden. Als 17. Bundesland. Erbpacht auf 99 Jahre. Es war schon mal deutsch – bei den Vandalen“. Juli 1993, der Sommerloch-Klassiker. Dabei hatte der oberpfälzer CSU-Bundestagsabgeordnete Dionys Jobst – Gott hab ihn selig – es als Witz gemeint. Klar, auch damals war die Aufregung groß. Aber was war das doch für eine unschuldige Aufregung!
Und heute? Die Bild erhitzt weiter die Stimmungen, so, wie die globale Erwärmung die Erde. Es ist eine Katastrophe, alles Krise: Klima-Krise, Hochwasser-Krise, Corona-Krise. Hass, Hetze, schlechte Laune: Twitter auf, Twitter zu. Wie schön wäre es, gäbe es ein Sommerloch. Eine Pause. Ruhe. Oder ein Sommerloch-Tier. Nicht mal das hat 2021 zu bieten.
Wenigstens auf Lotti ist Verlass. Die sagenumwobene, nie gefundene Schnappschildkröte vom Oggenrieder Weiher im Ostallgäu, die sich 2013 durch die Welt(-presse) biss, tauchte kürzlich als überlebensgroßes metallenes Denkmal wieder auf. Dort, am Weiher, steht sie nun – und kündet von besseren Zeiten.
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