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Öffentlicher Diskurs
20.02.2020

Medienexperte Pörksen: "Die Lauten dominieren"

Ein Teufelskreis: Je lauter die Aggressiven, desto verunsicherter die Mitte, hat Bernhard Pörksen festgestellt.
Foto: Nikolas Joao Kokovlis, imago

Bernhard Pörksen ist besorgt über das Ausmaß von Hass und Hetze im Internet. In seinem neuen Buch sucht er nach Wegen für eine bessere Debatten-Kultur.

Herr Pörksen, täuscht der Eindruck, oder hat eine lautstarke Minderheit den öffentlichen Diskurs gekapert – und macht einen sachlichen Austausch, eine Kompromissfindung zunehmend unmöglich?

Bernhard Pörksen: Sie haben recht – das ist das Kernproblem. Die Lauten dominieren, zumindest in der allgemeinen Wahrnehmung. Und eine zunehmend ratlose Mitte, so zeigen Befragungen, reagiert verunsichert und verstört auf die Verpöbelung der Debatten in sozialen Medien. Und zieht sich zurück. Das ist ein Teufelskreis, der die Dominanz der Aggressiven noch verstärkt.

Pörksen über Künast-Urteil: „ein skandalöses Urteil“

Welche Wirkung haben eigentlich Urteile wie das des Berliner Landgerichts, das etwa den Kommentar „Drecks Fotze“ für Grünen-Politikerin Renate Künast „haarscharf an der Grenze des … noch Hinnehmbaren“ sah?

Pörksen: Das ist, ohne Frage, ein skandalöses Urteil, das am Extrem eine ziemlich grausige Normalität offenbart: Die Attacken auf Politi-kerinnen und Politiker werden noch viel zu häufig ignoriert oder, wie in diesem Fall, als akzeptabel relativiert. Und wir müssen uns ernst-haft fragen: Wer will sich für das Gemeinwohl engagieren, den Knochenjob eines politischen Amtes übernehmen, wenn ein Gericht den Pöblern dann den Persilschein ausstellt?

Der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen.
Foto: Peter-Andreas Hassiepen

Nach einer Beschwerde Künasts erklärte das Kammergericht Berlin kürzlich: Sechs von 22 Facebook-Kommentaren, gegen die die Politikerin vorging, erfüllten nun doch den Straftatbestand der Beleidigung. Dies gelte aber nicht für „Pädophilen-Trulla“ oder „alte perverse Drecksau“ – darin sah das Gericht keine persönliche Herabsetzung. Wer bitte soll so etwas verstehen?

Pörksen: Sie fragen den Falschen. Ich kann hier als bekennender Nicht-Jurist in Richtung des Gerichts nur sagen: Lest noch mal! Denkt nach! Analysiert Kontexte!

Wie weit haben sich die viel zitierten „Grenzen des Sagbaren“ denn bereits verschoben?

Pörksen: Zunächst: Wir müssen vorsichtig sein, vorschnell in eine apokalyptische Eskalationsrhetorik einzustimmen, so als sei der Diskurs endgültig ruiniert. Das stimmt so nicht. Ich beobachte eine Gleichzeitigkeit des Verschiedenen. Zum einen gibt es Hass und Hetze, zum anderen eine manchmal betuliche Hypersensibilität in einzelnen, häufig akademischen Milieus. Und schließlich lässt sich – und das ist die gute Nachricht – auch ein Bemühen um Wertschätzung und respektvolle Kommunikation in Schulen, Unternehmen, Redaktionen nachweisen. Und doch stimmt es natürlich, dass heute Extremisten unterschiedlicher Couleur barrierefrei ihre Ansichten verbreiten können.

Und irgendwann dreschen alle aufeinander ein

Haben Sie ein Beispiel dafür? Gibt es hier eine eigene Erfahrung?

Pörksen: Vor 20 Jahren habe ich ein Buch über die Sprache der Neonazis, über die Techniken ihrer Feindbildkonstruktion geschrieben. Ich war monatelang im ganzen Land unterwegs, um häufig illegale Untergrund-Zeitschriften einzusammeln. Das war irrwitzig mühsam, oft einfach unmöglich. Schließlich half mir ein Verfassungsschützer, an Material heranzukommen. Heute könnte ich mir dieses Material – vom Pamphlet des Holocaustleugners bis hin zur antisemitischen Gewaltfantasie eines Verschwörungstheoretikers – mit ein paar Klicks selbst organisieren. All dies ist frei zugänglich. Das heißt: Der Übergang vom Print- ins Netz-Zeitalter hat auch jede Menge Propaganda-Dreck in die öffentliche Welt gespült.

Und wer ist es, der die „Grenzen des Sagbaren“ so erfolgreich zu verschieben weiß?

Pörksen: Das sind Extremisten und Populisten, die keineswegs eine Mehrheit bilden, aber durch ihre Lautstärke Dominanz simulieren.

Nehmen wir den US-Präsidenten Donald Trump, der nachweislich und fortwährend Halbwahrheiten und Lügen verbreitet. Warum schadet ihm das offensichtlich nicht ernsthaft?

Pörksen: Weil seine Partei und seine Anhänger ihm bedingungslos folgen und die amerikanische Gesellschaft massiv polarisiert ist. Die Konsequenz des Freund-Feind-Denkens ist der Triumph der Gefolgschaft – auch wenn seine tatsächlichen Verfehlungen eine andere Sprache sprechen.

Das „Oma ist ne alte Umweltsau“-Lied des WDR? „Maßlos überschätzt“

Journalisten müssen den Behauptungen Trumps und anderer Fakten entgegenstellen. Nur: Selbst Fakten werden von einem bestimmten Teil der Bevölkerung nicht mehr akzeptiert.

Pörksen: So ist es, leider. Hier zeigt sich, dass die gesellschaftliche Mitte ihre Aufklärungsanstrengungen intensivieren und überdenken muss – weg von der reinen Sachorientierung, hin zu einer verantwortungsvollen Emotionalisierung. Sonst hat man unter den gegenwärtigen Kommunikationsbedingungen keine Chance.

Mehr als die Hälfte der Deutschen glaubt, sie werde verfälschten Nachrichten ausgesetzt. Ist das ein Armutszeugnis für „den“ Journalismus oder „die“ Gesellschaft?

Pörksen: Das ist vor allem ein Indiz für ein Symptom, das ich das Fake-Gefühl nenne. Man sieht hier, wie sich der Wildwuchs der Information und all die Berichte über systematische Desinformation, gekaufte Trolle und Social Bots in der vernetzten Gesellschaft auswirken – nämlich als eine systematische Destabilisierung des Wahrheitsempfindens. Es entsteht eine Stimmung der gefühlten Manipulation und des großen Verdachts.

Wie kann es hier überhaupt noch zu einem gesamtgesellschaftlichen Dialog kommen?

Pörksen: Das ist die Kernfrage, die gleich zweierlei offenbart: Zum einen wird das große Gespräch der Gesellschaft schwieriger, zum anderen wird es wichtiger – auch als Gegengift zur drohenden Polarisierung der Diskursverhältnisse. Und was bleibt anderes in einer Demokratie als die Debatte?

Das haben Sie auch in Ihrem neuen Buch geschrieben, das Sie mit dem Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun verfasst haben: „Die Kunst des Miteinander-Redens“. Aber geht es um eine „Kunst“ oder nicht doch vielmehr um eine Notwendigkeit?

Pörksen: Ich hänge nicht an einem einzelnen Wort und könnte es mir leicht machen und sagen: Die Notwendigkeit des Miteinander-Redens wird zur Kunst, eben weil die Verhältnisse so kompliziert geworden sind und wir mitten im Prozess einer laufenden Medienrevolution stecken. Aber ernsthafter: Die gesellschaftliche Mitte ist heute gefordert wie nie, das ist unser Ausgangspunkt. Und es braucht die diskursive Gegenwehr, den Aufstand derjenigen, die für Respekt und Rationalität und das Prinzip der Behutsamkeit eintreten.

Es brauche einen Aufstand derjenigen, die für Respekt eintreten

Ende 2019 gab es eine aufgeregte Debatte über das satirisch gemeinte „Oma ist ne alte Umweltsau“-Kinderlied des WDR. Ältere Menschen fühlten sich attackiert, zugleich instrumentalisierten es Rechte bis Rechtsextreme – unter anderem, um Stimmung gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu machen. Wie hätten Sie anstelle von WDR-Intendant Tom Buhrow reagiert?

Pörksen: Gar nicht. Ich will hier keine Haltungsnoten vergeben, aber der kommentierende Sofortismus bei unklarer Diskurs-Lage führt nur dazu, dass man die Stimmung weiter anheizt. Und irgendwann dreschen alle aufeinander ein. Und die Empörung über die Empörung der anderen wird zum kommunikativen Normalfall.

Buhrow wurde von seinen eigenen Redakteuren vorgeworfen, er sei eingeknickt und ihnen mit seiner Entschuldigung („ohne Wenn und Aber“) in den Rücken gefallen.

Pörksen: Stimmt. Aber ich muss gestehen: Ich halte das Gesamt-Drama für maßlos überschätzt und denke mich nur ungern in diese Geschichte hinein. Können wir das Thema wechseln?

Nicht zu schnell bitte. Denn es ist doch so: Wer den Skandal will, will die Eskalation – und nicht mit sich reden lassen. Schon gar nicht wird er Ihren Rat annehmen, erst einmal abzuwarten, bevor er sich äußert.

Pörksen: Jetzt verstehe ich, was Sie meinen. Sie sagen: Wie kann das Miteinander-Reden gelingen…

…wenn schon ein Liedchen einen „Skandal“ und tagelange Diskussionen auslöst, genau!

Pörksen: Nun, das heißt für mich: Die gesellschaftliche Mitte muss Techniken der Abkühlung trainieren – eben das ist die Empfehlung unseres Buches. Abwarten. Zögern. Sich um die Nuance bemühen. Den genauen Blick trainieren. Die pauschale Verdächtigung und Entwertung des Gegenübers – ein Eskalationsmittel ersten Ranges – so lange wie irgendwie möglich vermeiden.

Journalisten fragen sich seit Jahren, wie sie mit „Rechten“, mit der AfD umgehen sollen. Sie versuchten es mit ignorieren, mit ausführlicher Berichterstattung, mit konfrontativen Interviews – zufriedenstellend war das letztlich alles nicht. Im schlimmsten Fall boten sie „Rechten“ nur eine weitere Bühne.

Pörksen: Stimmt. Das heißt, es gibt kein Pauschalrezept. Es braucht aber ein geschärftes Dilemmabewusstsein. Wer sich stets dialogbereit gibt, der suggeriert eine Gleichwertigkeit von Positionen, die es nicht gibt. Und wer das Gespräch zu schnell verweigert, trägt dazu bei, dass sich die Fronten verhärten.

Als die islamfeindliche Pegida-Bewegung aufkam, hieß es da nicht, man müsse die Sorgen der „besorgten Bürger“ ernst nehmen?

Pörksen: Ja, das war eine diffuse, therapeutisch schillernde Formel. Zu ungenau, um zu wissen, was eigentlich damit gemeint ist.

Miteinander zu reden, ist gewiss wichtig. Doch wann sollte der Dialog enden? Wann muss er gar enden?

Pörksen: Es gibt natürlich Formen der bösartigen Rede, die absolut nicht mehr diskutierbar sind. Denken Sie nur an rassistische und antisemitische Äußerungen, Gewaltaufrufe, die Relativierung der NS-Verbrechen. Aber jenseits des hässlichen Extrems wird die Grenzen des Dialoges jeder für sich bestimmen müssen, abhängig von der Person, der eigenen Rolle, der je besonderen Situation. Bei all dem gilt: Es braucht, gerade in diesen aufgeregten Zeiten, die Zukunftstugend der respektvollen Konfrontation: Mit Empathie oder doch zumindest ohne pauschale Abwertung streiten, die Unterschiede sichtbar machen, ohne das Kommunikationsklima weiter zu ruinieren – darum geht es.

Bernhard Pörksen und sein neues Buch

Neues Buch: Bernhard Pörksen und Friedemann Schulz von Thun, ein Kommunikationspsychologe, analysieren in ihrem Buch „Die Kunst des Miteinander-Redens. Über den Dialog in Gesellschaft und Politik“ (Hanser-Verlag, 224 Seiten, 20 Euro) den kommunikativen Klimawandel – und suchen nach Wegen, populistischen Vereinfachungen zu begegnen.

Zur Person: Pörksen, 1969 in Freiburg im Breisgau geboren, ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen. Er ist regelmäßig in Polit-Talkshows zu sehen und schreibt als Gastautor unter anderem für Die Zeit.

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