Michael Jackson und die Wiederkehr der Musik-Helden
"Das ist es!", stammelt Michael Jackson immer wieder mit porzellanzarter Stimme. Er wirkt fahrig, kindlich, spricht kaum zusammenhängende Sätze, aber er ist einigermaßen munter. Wie Jackson kehren auch andere Stars auf die Bühne zurück. Von Ronald Hinzpeter
Von Ronald Hinzpeter, Augsburg
"Das ist es!", stammelt Michael Jackson immer wieder mit porzellanzarter Stimme. Er wirkt fahrig, kindlich, spricht kaum zusammenhängende Sätze, aber er ist einigermaßen munter. Vergangenes Jahr kursierten noch Fotos, die ihn im Rollstuhl zeigten. Seine Audienz währt nur zwei Minuten, dann weiß die Welt: Michael Jackson will zurückkommen - das ist es. Ist es das wirklich? Sieht so ein König aus, der sich sein Territorium zurückerobern kann, sein Königreich Pop?
Man möchte es gerne glauben. Dieser Mann mit dem Riesengespür für eingängige Musik und diesem Riesenproblem mit seinem exzentrischen Inneren und seinem chirurgisch verpfuschten Äußeren will es offenbar wirklich noch einmal wissen. Ob seine derangierte Gesundheit mitspielt, wird sich zeigen. Doch er hat wohl keine Wahl. Ihn drücken massive Schulden. Angeblich soll sich der Berg seiner Verbindlichkeiten auf 141 Millionen Dollar (112 Millionen Euro) angehäuft haben - und das trotz sagenhafter 750 Millionen verkaufter Tonträger.
Wenn der notorisch anfällige Michael Jackson durchhält, könnte er sich auf einen Schlag aller finanzieller Sorgen entledigen. Sein Management stellte gestern bereits eine Welttournee in Aussicht, zusätzlich zu den zehn geplanten Auftritten in London. Randy Phillips, Chef der Konzertagentur AEG Live, sprach gegenüber der Zeitung Times von einem Dreijahresplan mit Einnahmen von 400 Millionen Dollar (rund 316 Millionen Euro).
Das ist vermutlich nicht aus der Luft gegriffen, denn schon jetzt ist die Nachfrage der Fans enorm. Die Internetseite mit dem Vorverkaufsformular für die zehn Londoner Shows im Juli (www.michaeljacksonlive.com) war zeitweilig völlig überlastet.
Damit zeigt sich wieder mal: Fans wollen einfach ihre alten Idole sehen, egal, was zwischendrin passiert ist. In den vergangenen Jahren konnten Altstars fast nichts falsch machen, wenn sie sich zu einer Tournee oder einem Comeback-Auftritt aufrafften. Ende 2007 traten Led Zeppelin noch einmal auf die Bühne - die Internetseite für den Ticketvorverkauf brach unter 20 Millionen Anfragen zusammen. Wohl dem, der eine der 20 000 Karten ergattern konnte, denn Sänger Robert Plant will auf keinen Fall mit der Band auf Tournee gehen. Er fühlt sich mit 60 zu alt.
Andere hingegen erleben da gerade mal ihren zweiten oder dritten Frühling. So wie Tina Turner. Die ist 69 und muss Zusatzshow um Zusatzshow geben, damit die Nachfrage auch nur einigermaßen gestillt werden kann. AC/DC lassen ungezählte Fans darben. Ihre am Donnerstag gestartete Deutschland-Tournee war binnen Minuten ausverkauft, selbst die nachgeschobenen Stadion-Auftritte waren voll, kaum dass der Verkauf begonnen hatte. Wer leer ausging, sieht die Band vielleicht nie mehr live.
Der Zeitgeist hat offenbar dem ewig gültigen Jugendwahn im Pop den Stinkefinger gezeigt, von wegen "Ich möchte sterben, bevor ich alt werde" (The Who). Rockende Alte gelten nicht mehr als lächerlich. Und so feierten vergangenes Jahr solch altgediente Kämpen wie Udo Lindenberg (62), Stevie Wonder (58) Leonard Cohen (74) und die Disco-Amazone Grace Jones (60) ihre Wiederkehr. Michael Jackson (50) wirkt da geradezu wie ein Jungspund unter den Zurückgekommenen. Aber, ob er seine Ankündigungen wirklich wahr macht, mag man erst glauben, wenn er da ist.
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