Missbrauchs-Hotline dokumentiert 700 Fälle
Heppenheim (dpa) - Die von der Bundesregierung eingerichtete Missbrauchs-Hotline hat seit Ende April rund 700 Fälle dokumentiert. Etwa 60 Prozent der Betroffenen hätten dabei zum ersten Mal über ihr Leid gesprochen, sagte die Bundes-Beauftragte zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch, Christine Bergmann.
Das reformpädagogische Eliteinternat war in den vergangenen Monaten von einem Missbrauchsskandal erschüttert worden. Ein vor rund fünf Wochen neu gewählter Schulvorstand hat sich die schonungslose Aufarbeitung der Vorgänge zum Ziel gesetzt.
Der Bonner Psychiatrieprofessor Thomas Schläpfer forderte "Null Toleranz" gegenüber sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Grenzüberschreitungen könnten zu schweren seelischen Störungen und Depressionen führen. "Kinder brauchen ganz klar den Schutz der Gesellschaft", sagte der Experte. Andererseits dürfe es auch keine "Hexenjagd" auf die Täter geben.
Nach vorläufigen Recherchen sind an der Odenwaldschule zwischen Ende der 1960er Jahre und Anfang der 1990er Jahre rund 50 Schüler - vor allem Jungen - missbraucht worden. Einer der Täter war der ehemalige Schulleiter. Gegen ihn hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt das Verfahren wegen Verjährung eingestellt. Das bundesweit bekannte Landschulheim ist im Jahr 1910 vom Pädagogen Paul Geheeb gegründet worden.
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