"Münchner Runde" des BR hat große Probleme und schlechte Presse
Die "Münchner Runde" des Bayerischen Fernsehens (BR) muss überarbeitet werden. Doch es gibt scharfe Kritik an angeblich zu hohen Kosten für externe Berater.
Die „Münchner Runde“ ist nicht irgendeine Sendung des Bayerischen Fernsehens – sie ist sein Aushängeschild. Die Polit-Talkshow wurde erstmals 1996 ausgestrahlt. Später moderierte sie 15 Jahre lang BR -Chefredakteur Sigmund Gottlieb. Die Sendung war seine Plattform, Zuschauer schalteten sie auch wegen ihm ein – oder ab. Gottliebs Art polarisierte. Seit 2017 moderiert die „Münchner Runde“, neben Ursula Heller, Christian Nitsche, Gottliebs Nachfolger als Chefredakteur.
Wie am vergangenen Mittwochabend zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr. Thema: „Nach den Wahlen im Osten: Spaltet sich unser Land?“ Unter den Gästen CSU-Generalsekretär Markus Blume und der thüringische SPD-Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee. Vor den anderen öffentlich-rechtlichen Polit-Talks muss sich die „Münchner Runde“ nicht verstecken. Und doch hat sie ein Problem: zu wenige Zuschauer.
Am BR-Talk "Münchner Runde" gibt es viel Kritik
Seit kurzem ist ein weiteres Problem hinzugekommen: schlechte Presse. So berichtete das Handelsblatt, der BR habe Berater engagiert, um die Talkshow attraktiver zu machen. „Zwei dieser Berater sollen 170.000 Euro für ihre Arbeit bekommen haben“ – und zwar „ohne große Gegenleistung“. Die Abendzeitung titelte: „BR verschleudert 170.000 Euro für Gutachten“. Im Bayerischen Rundfunk ist man über die Berichte verärgert. Unstrittig ist, dass die Sendung überarbeitet wird, in der Branche nennt man das Relaunch. „Inhaltlich ist ein Relaunch zwingend erforderlich, auch, um den derzeitigen Marktanteil zu erhöhen“, erklärt Sprecherin Sylvie Stephan auf Nachfrage. Der Marktanteil sei aktuell 6,0 Prozent, das Durchschnittsalter der Zuschauer 73.
Damit liegt die „Münchner Runde“ hinter anderen Polit-Talks von ARD und ZDF. Zwar haben auch diese mit rückläufigen Zuschauerzahlen zu kämpfen, dennoch erreichte „maybrit illner“ (donnerstags um 22.15 Uhr) im ZDF 2018 einen durchschnittlichen Marktanteil von 12,4 Prozent; „Maischberger“ (mittwochs nach der „Münchner Runde“) im Ersten kam auf durchschnittlich 9,0 Prozent.
Sandra Maischbergers Sendung, die zuletzt als Polit-Talk-Sorgenkind galt, hat mit einem neuen Konzept auf die negative Entwicklung reagiert. Im Juni experimentierte die Redaktion unter dem Titel „maischberger.die woche“ damit. Seitdem behandelt nicht mehr eine Gäste-Runde ein Thema, sondern es werden mehrere Themen in unterschiedlichen Gästekonstellationen besprochen. Am Mittwoch war übrigens Sigmund Gottlieb zu Gast. Bislang geht das neue Konzept aber nicht auf. Die Marktanteile lagen bei den bisherigen Sendungen im Schnitt bei um die sieben Prozent.
Ein Desaster: Einschaltquote und Marktanteil der Ausgabe vom Mittwochabend
Die Einschaltquoten und Marktanteile der „Maischberger“- und „Münchner Runde“-Ausgaben vom Mittwoch, 4. September, fielen höchst unterschiedlich aus. Leichte Erholung bei „Maischberger“, ein Desaster für die „Münchner Runde“. Und so kam „Maischberger“ ab 22.45 Uhr auf durchschnittlich 1,15 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 8,2 Prozent. Die „Münchner Runde“ sahen zuvor ab 20.17 Uhr im Bayerischen Fernsehen im Schnitt nur 138.000 Zuschauer, was einem Marktanteil von 3,7 Prozent entsprach.
Der Relaunch der „Münchner Runde“ ist Sylvie Stephan zufolge „frühestens für Herbst geplant“. Mit Blick auf den digitalen Wandel wolle man das Format „zukunftsfest“ aufstellen und auch neue Zielgruppen erreichen. So soll sich das Publikum künftig über die sozialen Medien aktiv an der Diskussion beteiligen, das Studio erhält ein neues Design. Für den Relaunch habe der BR unter anderem auf die Expertise externer Berater zurückgegriffen. „Dies ist weder im BR noch in der Branche ungewöhnlich“, sagt Stephan. Dass Geld verschleudert worden sei, weist sie scharf zurück. „Die Berater haben bereits an anderer Stelle erfolgreich für die ARD gearbeitet. Die zitierte Aussage, wonach es keine ,große Gegenleistung‘ gegeben haben soll, ist nicht richtig.“ Konkreter wollte sie nicht werden, da „Vertragsdetails vertraulich behandelt“ werden müssten.
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