Tanzen, Tränen, Toben: Mumford & Sons begeistern in der Olympiahalle
Mumford & Sons spielten in der ausverkauften Münchner Olympiahalle. Zehntausende verfolgten das Auf und Ab durch drei Alben. Die Zugabe blieb zum Glück aus.
Die Plätze in der Münchner Olympiahalle waren bis auf die oberen Ränge besetzt. Mumford & Sons standen längst auf der Bühne und wuschen sich Schweißtropfen von der Stirn. Sie feierten ihre Fans. Und da war er wieder. Dieser starke Bass, der scheinbar versuchte den Pulsschlag der Besucher zu übernehmen. Und dann demolierte einer das Schlagzeug.
Mumford and Sons spielen in ausverkaufter Olympiahalle in München
Mumford & Sons haben 2012 auf großen deutschen Festivals wie dem Southside und dem Hurricane mit gewaltigen Folk-Rock-Songs überrascht. "The Cave" und "Little Lion Man" waren die ersten Lieder, die mit dem typischen Banjo-Gitarren-Riffs allmählich auf Begeisterung stießen. In Amerika hatten sie im selben Jahr bereits sechs ihrer Songs vom ersten Album „Sigh No More“ in den Billboard-Charts unter gebracht. Heute läuft in Deutschland keine Indie-Party mehr ohne die genannten Folk-Kracher. Mumford & Sons sind musikalische Meisterklasse. Das hat sich herumgesprochen. Dementsprechend groß schienen auch die Erwartungen in der Münchner Olympiahalle. Dienstagabend. Ausverkauft.
Mumford and Sons spielen quer durch alle drei Alben
Daran müssen sich die Fans noch gewöhnen: Auf dem dritten Album „Wilder Mind“ verzichtet das Quartett größtenteils auf Folk-Elemente wie dem Banjo. Manch einer aber sagt, genau das macht sie besser. Die Männer eröffnen ihre Show mit „Snake Eyes“, eben einem der neuen Songs, welche die klassische Rock-Schiene bedienen sollen. Das Publikum zeigt sich zunächst mit Zurückhaltung, will sich dann aber den Spaß nicht nehmen lassen. Keine Minute später stehen und tanzen bei „Little Lion Man“ sogar die in den obere Sitzreihen. Nichts ungewöhnliches beim Lieblingssong vieler Fans.
Erwartungsgemäß bleibt vorerst der weitere Teil der Show. Ted Dwane hat wie bei jedem Deutschlandkonzert Geburtstag und ließ sich bejubeln. Inzwischen ein Scherz der Band. Das machen sie immer so. Tatsächlich wird er erst am 15. August 31 Jahre alt.
Es folgen schwere Balladen wie „White Blank Page“ und „Ghosts That We Knew“, bei dem die Scheinwerfer eine Art Sternenhimmel an die Decke werfen. Das Publikum darunter reagiert mit Feuerzeug-Flammen und Handy-Licht. Ein Klassiker.
Eine Zugabe hätte das alles zunichte gemacht
Marcus Mumford taucht plötzlich am anderen Ende der Olympiahalle auf. Er klettert an den Rängen hoch und will noch den am weitesten von der Bühne entfernten Fan mitreißen. Das Publikum tobt, hüpft und singt, was Mumford bei der ganzen Rennerei nicht mehr schafft. Die Band spielt weiter, als er durch die Menge zurück zur Bühne rennt. Er atmet durch und setzt sich für „Dust Bowl Dance“ an das zweite Schlagzeug, bevor er es nach dem letzten Akkord mit Händen und Füßen ganz beiläufig umwirft.
Erwartungsgemäß spielten Mumford & Sons a capella im hinteren Bereich der Halle auf einer zweiten Bühne. Die letzte Reihe wurde zur ersten. Darauf freuen sich die Fans, die nicht zum ersten Mal bei den Mumfords zu Besuch waren. Diejenigen, die ihr Debüt in München haben, werden umso überraschter gewesen sein. Einfach nach und nach Songs abspielen, das wollten die Briten noch nie. Grund genug um mit der Supportband Bill Ryder-Jones am Ende „You Really Got Me“ von The Kinks zu covern, den Urgesteinen des Punks. Das war einer der Höhepunkte des Abends, auch deshalb, weil knapp 15 Mann auf der Bühne standen, um gemeinsam Musik zu machen.
Am Ende bleibt eine vom Publikum zaghaft geforderte Zugabe aus. Zum Glück. Denn selbst wenn die Show alle Erwartungen erfüllte, so führten Nuancen dazu, dass sie am Ende nicht gewöhnlich gut, sondern doch ziemlich besonders war. Mumford & Sons schickten ihre Fans mit „The Wolf“ nach Hause und ließen sie mit dem Auf und Ab an Emotionen des Abends – von düsteren Balladen zu powervollen Tanznummern - zurück. Eine Zugabe hätte das alles zunichte gemacht.
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