"Vorsicht, Eltern!" - Nicht nur Rap ist voller Gewalt
In Rap-Texten geht es um Obszönitäten, Beschimpfungen und Brutalität. Eine Studie kommt nun zu dem Ergebnis: Im Pop sieht das ganz ähnlich aus.
Der Hinweis ist Kult. Als der Rapper Ice-T vor gut 25 Jahren sein erstes Album veröffentlichte, hieß es nicht nur „Home Invasion“ und zeigte auf dem Cover einen weißen Mittelklasse-Jungen mit Walkman und umgeben von Gewaltvisionen, um klar zu machen, dass hiermit die harte schwarze Lebenswirklichkeit auch in die Wohlstandswelt Einzug halte. Es begann zudem mit „Warning“, einer Warnung: In den Texten gehe es zur Sache, Obszönitäten, Beschimpfungen, all das. Wer sich dadurch belästigt fühle, nehme die Kassette lieber gleich raus. Denn: „This Is Not A Pop Album!“
So recht Ice-T gehabt haben mag damit, dass Rap alle Kinderzimmer erobern werde – im kategorischen Unterschied der Inhalte zum Pop hat er sich offenbar getäuscht. Eine aktuelle Studie der Universität im amerikanischen Columbia jedenfalls untersuchte mehr als 400 Songs der letzten 15 Jahre aus den Genres Rap und Hip-Hop, Rock und Pop, Country, Heavy Metal und R&B.
Forscherinnen warnen: Pop kommt oft nur harmlos daher
Und ja, die Sieger in Sachen Häufigkeit von Gewalt und Beschimpfungen, Obszönem und Frauenfeindlichem heißen zwar Rap und Hip-Hop. Aber nur knapp. Bei der Gewalt lagen Popsongs sogar gleichauf. Als Beispiele genannt wurden „Wake Up Call“ von Maroon 5, in dem ein Mann den Liebhaber seiner Frau erschießt, und „Hollaback Girl“ von Gwen Stefanie, in dem eine Schlägerei zwischen Mädchen geschildert wird. Die Forscherinnen warnen darum: Pop kommt oft nur harmlos daher, wird darum unbedarft von sehr vielen Teenagern gehört, enthalte aber mitunter bedenkliche Botschaften. Folgerung also wie immer: Eltern, achtet darauf, was eure Kinder hören, und sprecht mit ihnen über die Inhalte…
Auf dem Ice-T-Album damals klebte selbstverständlich der Hinweis auf problematische Inhalte an die Eltern: „Parental Advisory – Explicit Lyrics“. Sollte so was nun auf Andreas-Gabalier-Platten sein, weil nicht wenige seine Botschaften für bedenklich halten? Aber nö, Schlager wurden ja gar nicht untersucht, und wenn in der US-Studie Country als am harmlosesten abschneidet, dann ist das zumindest verwandt, weil Vertreter beider Genres ja im Ruch stehen, reaktionär zu sein. Kein Problem also.
Bloß das alte Problem bleibt: Weil eine Musikrichtung Böses zum Ausdruck bringt, ist sie ja noch nicht böse. Sie spiegelt – all die modisch gewordenen Gangsta-Poser hin oder her – Lebenswirklichkeiten. Bei Ice-T hieß das dann: Ich würde auch gern in so was wie der Cosby-Show leben. Aber leider: „Shit Ain’t Like That! It’s Real Fucked Up!“
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