Nach Tod von Breonna Taylor: Keine direkte Anklage gegen Polizisten
Die Behörden entschieden nun, die Schüsse auf Breonna Taylor seien rechtens gewesen, da ihr Freund bei der nächtlichen Durchsuchung als Erster geschossen habe.
Rund sechs Monate nach dem Tod der schwarzen Amerikanerin Breonna Taylor bei einem Polizeieinsatz in ihrer Wohnung wird lediglich einer der drei Beamten angeklagt - und zwar deswegen, weil er andere Bewohner in dem Mehrfamilienhaus gefährdet habe. Die Ermittler seien zu dem Schluss gekommen, dass die beiden anderen Polizisten sich selbst verteidigt hätten, sagte am Mittwoch der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Kentucky, Daniel Cameron.
Breonna Taylor wurde durch Polizeikugeln tödlich verletzt
Der Name von Breonna Taylor war seit ihrem Tod im März zu einem Symbol der Bewegung gegen Rassismus und Polizeigewalt geworden. In Louisville gab es am Mittwoch Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten.
Die Polizisten waren bei Taylors Wohnung mitten in der Nacht mit einem Durchsuchungsbefehl eingetroffen. Der Untersuchung zufolge klopften sie an der Tür und gaben sich als Polizei zu erkennen. Dafür gebe es einen Zeugen. Als sie keine Antwort erhielten, hätten sie die Tür aufgebrochen. In der Wohnung hätten sie einen Mann und eine Frau gesehen, sagte Cameron. Der Mann - Taylors Freund - habe als Erster geschossen und einen der Beamten am Bein verletzt. Daraufhin hätten die Polizisten das Feuer eröffnet und 32 Schüsse abgegeben. Sie trafen die unbewaffnete Breonna Taylor mindestens fünf Mal, ihren Freund nicht. Von den Kugeln, die die 26-jährige Rettungssanitäterin trafen, sei eine tödlich gewesen.
Einer der Polizisten habe zehn Mal von außerhalb der Wohnung geschossen und einige seiner Kugeln hätten die Nachbar-Apartments getroffen, sagte Cameron. Der Beamte wurde wegen "mutwilliger Gefährdung" in drei Fällen angeklagt. Dafür drohen ihm drei Mal bis zu fünf Jahre Haft.
Freund von Breonna Taylor hielt Polizisten für Einbrecher
Zugleich bleiben Fragen rund um den Fall. So werden die Umstände rund um die Ausstellung des Durchsuchungsbefehls weiterhin untersucht. Es ging dabei um eine Person, die sich nicht in der Wohnung aufhielt. Auch gab Taylors Freund an, dass er zwar ein Klopfen an der Tür gehört habe - aber nicht, dass es die Polizei sei. Deswegen habe er die Polizisten für Einbrecher gehalten.
Die Stadt Louisville hatte sich vergangene Woche in einem Zivilverfahren mit Taylors Familie auf eine ungewöhnlich hohe Vergleichszahlung von zwölf Millionen Dollar geeinigt. Zugleich stellte sie Reformen bei der Polizei in Aussicht.
In Louisville formierten sich nach der Entscheidung Protestmärsche
Er verstehe den Schmerz durch den Tod Taylors, sagte der Generalstaatsanwalt, der selbst schwarz ist. "Aber Strafgesetze sind nicht dazu gemacht, auf jeden Schmerz und Verlust einzugehen." Er rief dazu auf, nur friedlich zu protestieren.
Schon zur Verkündung der Entscheidung hatten sich Demonstranten in der Innenstadt von Louisville versammelt. Die Anklage wurde mit Enttäuschung und Wut aufgenommen, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. In der Stadt formierten sich Protestmärsche, nach ersten Zusammenstößen mit der Polizei wurden mehrere Demonstranten festgenommen. Die Behörden hatten aus Angst vor Ausschreitungen bereits vorsorglich die Nationalgarde nach Louisville beordert und Sperren errichtet. (dpa)
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