Hunderte Bewerber: Wer wird Inselblogger von Norderney?
Ab auf die Insel: Dieses Ziel haben sich viele Bewerber weltweit gesetzt. Doch nur ein Auserwählter wird den Traumjob auf Norderney bekommen.
Windsurfen auf der Nordsee, beim internationalen Filmfest die aktuellen Kinohits anmoderieren oder sich mit dem Fallschirm aus dem Flugzeug stürzen: Viele Jobs, in denen sich all das vereinen lässt, gibt es wohl nicht. „Inselblogger“ auf Norderney müsste man also sein! Denn dann kann man dort, nun ja, arbeiten, wo andere ihren Urlaub verbringen.
Inselblogger auf Norderney bekommt 450 Euro und eine möblierte Wohnung
Noch übernimmt den Job des Inselbloggers der 19-jährige Dieke Günther. Nach knapp zwölf Monaten ist demnächst jedoch Schluss: „Es war ein wirklich abwechslungsreiches Jahr mit vielen verschiedenen Events“, erzählt der junge Mann im Gespräch mit unserer Redaktion. Nun muss er seinen Platz allerdings für einen Nachfolger räumen. Noch steht dieser nicht fest, Auswahl ist aber durchaus vorhanden: 335 Männer und Frauen haben sich bei der Tourismusgesellschaft Staatsbad Norderney beworben. Sie alle hoffen auf den angeblichen Traumjob – aber ist er das wirklich?
Schließlich ist das Gehalt mit 450 Euro monatlich nicht allzu üppig. Und gibt es auf dem nur knapp 26 Quadratmeter großen Fleckchen Erde überhaupt eine solche Bandbreite an Möglichkeiten, über die es sich zu berichten lohnt? Denn das soll der Inselblogger nämlich tun.
„Also die Gefahr, dass einem langweilig wird, besteht definitiv nicht“, sagt Günther. Lediglich im Winter sei etwas weniger geboten. Menschen, die sich für viele Dinge begeistern könnten und offen für Neues seien, werden aber keine Probleme haben, etwas zu finden, meint er. Beim Thema Bezahlung habe der gebürtige Ostfriese keinen Vergleich, da er direkt nach dem Abitur zu dem Job auf Norderney gekommen sei. „Für den Aufwand, denke ich aber, dass es gerechtfertigt ist.“ Eine möblierte Wohnung sei immerhin inklusive. Auch die wird einer der vielen Bewerber bald übernehmen.
Hunderte Bewerbungen: Warum ist der Inselblogger-Job auf Norderney beliebt?
Doch warum sind eigentlich so viele Menschen wild auf so einen Job? Nicht nur auf Norderney, auch anderswo boomt das Konzept. Wer sich etwa über Australien online schlau machen möchte, findet dazu gleich mehrere Blogs im Netz. Und auch auf Sylt bemüht sich ein Team von Autoren im Auftrag der Sylt Marketing GmbH, die Insel einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
Sarah Rönner vom Inselmarketing in Norderney vermutet, dass derlei Jobs wegen der flexiblen Arbeitszeiten sowie der Möglichkeit, selbst mitzugestalten, recht beliebt sind. Die Blogger sollen von einer Urlaubsregion berichten, um so Gäste anzulocken.
Darum geht es letzten Endes. Gerade auch im Falle Norderneys. Dort will man gezielt jüngere Menschen ansprechen, erklärt Rönner. „In der Zielgruppe von etwa 15 bis 30 Jahren ist Norderney nicht so bekannt“, sagt sie. Damit sich das ändert, wurde vor einem Jahr der Job des Inselbloggers ins Leben gerufen. Dessen Aufgabe war es seither, mit Fotos auf Instagram und auf anderen sozialen Kanälen sowie in Artikeln über das Inselleben zu erzählen.
Wer wird Inselblogger auf Norderney? Bewerber gibt es sogar aus Russland und Chile
Zu seinen Aufgaben gehört es auch, Veranstaltungen zu besuchen, über Kultur und Sport zu berichten, bei Firmen reinzuschnuppern und beispielsweise auch eine Woche lang bei der Polizei mitzuarbeiten. „Möglichst authentisch“ solle alles wirken, sagt Rönner. Bereits beim ersten Anlauf sei die Aktion mit 70 Bewerbern auf großes Interesse gestoßen. Dieses Mal „sind wir mit Bewerbungen und Videos überschwemmt worden“.
Es hätten sich Interessenten aus der ganzen Welt gemeldet: Neben Bewerbungen aus Deutschland, den Niederlanden und Österreich seien auch welche aus Russland, Peking sowie Chile eingegangen. Die potenziellen Inselblogger sind zwischen 16 und 87 Jahre alt.
Bis zum Ende des Monats will Rönner alle Bewerbungen gesichtet haben. Auch die Gruppenbewerbung eines zwölfköpfigen Teams des „Checkpoint“-Newsletters des in Berlin erscheinenden Tagesspiegel. Mitte September wird dann einer der Interessenten den Job von Dieke Günther übernehmen.
Und der 19-Jährige? Ihm hat es die Insel angetan: „Ich habe vor, hier zu bleiben und eine Ausbildung zu machen“, sagt er – eine Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten bei der Tourismusgesellschaft Staatsbad Norderney.
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