Notwasserung bei Korsika: Im kalten Meer überlebt
Paris (dpa) - Wie durch ein Wunder haben sechs Franzosen die Notwasserung ihres Kleinflugzeugs vor der französischen Mittelmeerinsel Korsika überlebt.
"Als das Flugzeug schon unter Wasser war, konnten wir die Türen öffnen und uns retten", erzählte Clément Zylberberg, einer der beiden Piloten, am Dienstag im Krankenhaus dem französischen Fernsehen. "Wir haben ein wahnsinniges Glück gehabt", fügte er hinzu. Stundenlang hatten die sechs in ihren Schwimmwesten hilflos im aufgewühlten Mittelmeer getrieben. Der Pilot Fabrice Viard, der die Cessna auf dem Hinflug gesteuert hatte, sagte im Krankenhaus: "Ich bin heilfroh, hier zu sein."
Der 36 Jahre alte Zylberberg war mit seiner Freundin Isabelle, deren Eltern und zwei weiteren Freunden am Montag von Cannes aus mit der Cessna 210 zu einem Ausflug nach Korsika gestartet. Die Maschine landete bei Propriano an der Westküste. Doch statt der geplanten Badepause am Strand gab es nur ein Picknick, weil das Meer zu bewegt war.
Das Flughafenpersonal versuchte vergeblich, den Piloten zu einem späteren Start für den Rückflug nach Cannes zu bewegen. Es waren Fallwinde mit einer Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometern vorhergesagt. Die Gruppe wollte aber unbedingt aufbrechen, weil einer von ihnen ein Kind von der Schule abholen musste.
Eine Viertelstunde nach dem Start meldete der Pilot eine Motorpanne. "Möglicherweise gab es ein Problem bei der Benzinzufuhr", sagte Zylberberg. Schließlich entschloss er sich zur Notwasserung. "Wir haben die Türen vorher noch rechtzeitig entriegelt, das hat uns vermutlich das Leben gerettet", erzählte er.
Kurz darauf verschwand die kleine Maschine vom Radar. Unverzüglich begann die Suche: Zwei Hubschrauber und ein Aufklärungsflugzeug der Marine überflogen das Gebiet, in der die Cessna vermutet wurde. Die Sicht war nicht schlecht, doch die bis zu fünf Meter hohen Wellen erschwerten die Suche erheblich. Bis zum frühen Abend hatten die Rettungsmannschaften noch nicht einmal Kerosinspuren auf der Wasseroberfläche entdeckt.
Als es schon dunkel wurde, entdeckten die Helfer das Leuchtsignal einer Schwimmweste. Zu dem Zeitpunkt trieben die vier Männer und zwei Frauen schon seit etwa sechs Stunden im 20 Grad kühlen Wasser. Vom Hubschrauber aus fischten die Rettungskräfte einen nach dem anderen aus dem Meer und brachten sie ins Krankenhaus nach Ajaccio. Die sechs Überlebenden kamen glimpflich davon. Sie waren alle unterkühlt, eine Frau hatte sich den Arm gebrochen, ein Mann hatte eine Wunde am Kopf.
"Clément ist ein Held", sagte seine Freundin. "Er hat mir zweimal das Leben gerettet, erst durch die Notwasserung und dann, indem er mich immer wieder ermutigt hat, als wir im Wasser trieben", sagte die Frau, die neben ihm auf dem Krankenhausbett saß. "Er hat immer gesagt "Wir schaffen es", als wir mit den Wellen, den Krämpfen, der Dunkelheit und den Quallen zu kämpfen hatten."
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