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Österreich: Fünf Tote: Seilschaft aus Bayern verunglückt - Polizei ermittelt

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Fünf Tote: Seilschaft aus Bayern verunglückt - Polizei ermittelt

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    Mittels Hubschrauber mussten die Leichen der fünf abgestürzten Bergwanderer in Krimml  geborgen werden. Die komplette Seilschaft stammte aus Bayern.
    Mittels Hubschrauber mussten die Leichen der fünf abgestürzten Bergwanderer in Krimml geborgen werden. Die komplette Seilschaft stammte aus Bayern. Foto: Franz Brinek, dpa

    Insgesamt acht Menschen sind bei drei Bergabstürzen am Wochenende in den Alpen gestorben. Fünf Bergsteiger aus der Nähe von Altötting waren in den österreichischen Alpen tödlich verunglückt, zwei weitere starben bei Abstürzen in der italienischen Region Trient. Und im Allgäu rutschte eine 80-Jährige bei Oberstdorf in den Tod.

    Martin Reichholf ist erschüttert: „Ich kann mich nicht an ein derartiges Ereignis erinnern“, sagt der Einsatzleiter der Bezirkshauptmannschaft Zell am See. Fünf tote Bergsteiger und eine schwer verletze Person mussten die Rettungshubschrauber am Sonntagvormittag eineinhalb Kilometer südlich der Zittauer Hütte (2328 Meter) bei Krimml (Bundesland Salzburg) bergen.

    Nach Angaben der Landespolizeidirektion in Salzburg kamen die Teilnehmer der Gruppe aus dem Raum um die Städte Altötting und Burghausen in Oberbayern. Bei den Toten handle es sich um Männer im Alter von 34, 56, 65, 69 und 70 Jahren. Allein drei Tote wohnten in Burgkirchen an der Alz, wie das Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim am Montag mitteilte. Ein Toter (65) stammte aus Garching an der Alz, ein weiterer (56) aus Emmerting. Der sechste Alpinist und einzige Überlebende (75) des Unglücks kommt aus Kastl. Er wurde schwer verletzt ins Krankenhaus nach Salzburg geflogen und ist derzeit nicht ansprechbar, wie die Klinikleitung berichtete. Mit einer Ausnahme gehörten alle Opfer der Sektion Burgkirchen des Deutschen Alpenvereins (DAV) an.

    Fünf Tote aus Bayern: Seilschaft stürzte in Gletscherspalte

    Die Seilschaft war im Gebiet eines Gletschers in etwa 3000 Metern Höhe unterwegs gewesen. „Die Einsatzkräfte mussten durch unwegsames Gelände zu Fuß gehen, um an die Unglücksstelle zu kommen“, sagt Reichholf. Da sich der Gletscher in den vergangenen Jahren zurückgezogen hat, ist das Gestein an der Fundstelle sehr locker. Es herrscht Steinschlaggefahr. Die Bergsteiger seien in eine Gletscherspalte gestürzt und mussten mit Seilen geborgen werden. Dies ist den Rettungskräften gelungen, bevor Wind und Gewitter am Spätnachmittag Hubschrauberflüge verhindert hätten, sagte Hermann Spiegl, Landesleiter der Bergrettung.

    Auch im italienischen Trentino verunglückten zwei Alpinisten am Sonntag tödlich. Die Italiener gehörten zu einer Seilschaft von neun Personen. Sieben Schwerverletzte wurden ins Krankenhaus geflogen.

    Bei Oberstdorf ist am Samstag eine 80-Jährige aus Unterfranken am Besler gestorben. Sie war kurz vor dem Gipfel ins Rutschen geraten und dann 200 Meter in die Tiefe gestürzt.

    Österreichische Polizei ermittelt nach Absturz deutscher Seilschaft

    Nach dem Tod der fünf Mitglieder einer Seilschaft aus Bayern im Salzburger Land will die Polizei den einzigen Überlebenden zum Hergang des Bergdramas befragen. Er werde befragt, sobald er ansprechbar sei, sagte dort ein Polizeibeamter am Sonntagabend. Ein Arzt des Krankenhauses sagte, der Zustand des Verletzten sei stabil.

    Die österreichische Polizei und der DAV bezogen sich indes bei ihren Darstellungen des Unfallhergangs auf einen Bergführer, der das Geschehen beobachtet hatte. Die Seilschaft war demnach am Morgen von der Zittauerhütte aufgebrochen und wollte den 3263 Meter hohen Gabler besteigen. Gegen 10 Uhr wollte der Letzte der Seilschaft auf 3000 Meter Höhe umkehren. Dabei soll der Zweite am Seil ausgerutscht sein und die Männer 200 Meter in die Tiefe gerissen haben. Die Gruppe stürzte in eine Gletscherspalte.

    Deutscher Alpenverein: "Bergsteiger müssen auf dem Gletscher situativ entscheiden"

    Der DAV zeigte sich nach dem Unfall tief betroffen. "Unser tiefes Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen der Verstorbenen", teilte der Alpenverein mit. Er sprach von einem typischen sogenannten Mitreißunfall. "Bergsteiger müssen auf dem Gletscher situativ entscheiden, ob sie die Möglichkeit eines Spaltensturzes höher werten als die Wahrscheinlichkeit eines Mitreißunfalls", erläuterte DAV-Sprecherin Andrea Händel. Aufgrund dieser Einschätzung entscheide sich, ob man sich anseilt oder nicht. Die verunglückte Gruppe hatte sich für das Anseilen entschieden.

    Das Kriseninterventionsteam des DAV ist nach Angaben der Sprecherin in engem Kontakt mit den Angehörigen der Opfer. Ein Abschiednehmen von den Toten werde organisiert. Auch eine von der Sektion Burgkirchen organisierte Trauerfeier werde erwogen.

    Unglücke in den Alpen: 75 Prozent der Stürze beim Abstieg

    Mehrere Millionen Menschen treibt es jährlich in die Alpen, wird geschätzt. Pro Jahr verunglücken allein in Österreich nach Angaben der Universität Innsbruck circa 1600 Menschen. Die meisten davon kommen mit Verletzungen davon. 2016 starben laut Angaben des Kuratoriums für Alpine Sicherheit 267 Menschen in Österreichs Bergen. Bis zum 17. August 2017 zählte die Alpinpolizei in Österreich 45 Tote.

    Die Zahl der tödlichen Unfälle ist in den vergangenen neun Jahren nach Erkenntnisse der Uni Innsbruck in etwa gleich geblieben. Nicht-tödliche Unfälle hätten dagegen rasant zugenommen. 75 Prozent der Stürze ereignen sich beim Abstieg und auf markierten steinigen Wegen.

    Die Suche nach acht Vermissten in den Schweizer Alpen nach dem dortigen schweren Bergrutsch ist am Samstag eingestellt worden (hier alles dazu). Es sei alles unternommen worden, um die Vermissten zu finden, teilte die Graubündener Polizei mit. Die meisten der acht Vermissten – vier Deutsche, zwei Österreicher und zwei Schweizer – hatten zum Zeitpunkt des Unglücks am Mittwoch vermutlich eine Bergwanderung am 3369 Meter hohen Piz Cengalo unternommen. mit az, afp, dpa

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