Österreich kämpft gegen Hochwasser und Lawinen
Verheerende Unwetter machen den Menschen vor allem im Westen und Süden Österreichs zu schaffen. Die Meteorologen machen wenig Hoffnung.
Wegen heftiger Schnee- und Regenfälle spitzt sich die Lage in den österreichischen Bundesländern Kärnten und Tirol zu. Einige Orte waren von der Außenwelt abgeschnitten, unter anderem in Kärnten das Lesachtal, das Mölltal und die Gemeinde Heiligenblut, wie die Kleine Zeitung in der Nacht zu Montag berichtete. Die Einwohner wurden aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen. Mehrere Gebäude wurden evakuiert. In Osttirol sollten die Schulen am Montag wegen der höchsten Lawinen- und Wetterwarnstufe geschlossen bleiben.
Die Rettungskräfte versuchen derweil, einen genaueren Überblick über mögliche Gefahrenstellen zu bekommen. Vielerorts starteten am Montagvormittag Erkundungsflüge, auf denen vor allem kritische Hanglagen genau beobachtet werden sollten. Allein in Osttirol standen dafür nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA fünf Hubschrauber zur Verfügung. "Im Grunde kann auf jeder Böschung und im steilen Gelände ein Hangrutsch erfolgen", sagte der Bezirkshauptmann im Bezirk Spittal an der Drau (Kärnten), Klaus Brandner, der Kleinen Zeitung.
Schlammlawine in Bad Gastein, Hochwasser bei Villach
In Kärnten traten darüber hinaus mehrere Seen über die Ufer. Der bei Villach gelegene Faaker See führte am späten Sonntagabend ein Hochwasser, wie es statistisch nur alle 100 Jahre vorkommt. Seit der Nacht auf Samstag war der Pegel um rund 40 Zentimeter auf nun 140 Zentimeter angestiegen, wie online abrufbare Messdaten zeigten. In Lavamünd wird die Spitze des Hochwassers erst am Montagmorgen erwartet. Dort wurde ein mobiler Hochwasserschutz errichtet, der Ortskern ist gesperrt.
In der Gemeinde Bad Gastein im Bundesland Salzburg ging in der Nacht zu Montag eine Schlammlawine auf zwei Wohnhäuser nieder, wie die Nachrichtenagentur APA berichtete. Zwei Menschen konnten gerettet werden.
In Bad Kleinkirchheim im österreichischen Bundesland Kärnten hat ein Erdrutsch ein Haus teilweise zerstört. Der 80 Jahre alte Bewohner habe nur noch leblos geborgen werden können, sagte Bürgermeister Matthias Krenn am Montag der Kleinen Zeitung. "Er wurde von den Erdmassen begraben." Auch die Agentur APA berichtete, dass der Mann gestorben sei. Der Erdrutsch hatte das Haus des Mannes teilweise zerstört, der 80-Jährige galt zunächst als vermisst. "Die hintere Seite des Hauses ist total eingedrückt, es steht nur noch die Vorderfront", sagte Bürgermeister Krenn der APA.
Meteorologen rechnen mit weiteren Niederschlägen
Da die Böden inzwischen sehr aufgeweicht sind, kommt es immer wieder zu Schlammlawinen. In vielen Orten wurden Gebäude aus Sicherheitsgründen evakuiert oder der Zivilschutzalarm ausgerufen. Auch zahlreiche Straßen blieben weiter gesperrt.
In Teilen Österreichs regnete und schneite es im laufenden Monat bereits viermal so viel wie sonst im gesamten November. Das gelte etwa für den Bezirk Spittal an der Drau im Bundesland Kärnten, sagte Thomas Wostal von Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Montag der dpa. Das Problem sei, dass sich derzeit warme Luft aus dem Süden und kältere Luft aus dem Norden über dem Mittelmeer vermische und so Tiefdruckgebiete entstünden. "Die Alpen stehen dann da wie eine Staumauer, man spricht dann auch vom Südstau."
Bayern bleibt wohl von Unwettern verschont
Das Tiefdruckgebiet kann sich also nicht weiter nach Norden bewegen und sorgt stattdessen zwischen Lienz in Osttirol und Venedig für die starken Niederschläge der vergangenen Tage. "Prinzipiell ist das ein normaler Mechanismus, den wir in den vergangenen Jahren regelmäßig beobachten konnten. Die Mengen sind aber extrem", sagte Wostal. Bayern muss sich aus diesem Grund wohl auch nicht auf Unwetter oder Hochwasser einstellen, die Alpen funktionierten in diesem Fall wie eine Barriere
Statistisch betrachtet seien etwa im Raum Lienz in Osttirol die Niederschläge innerhalb von drei Tagen zuletzt so hoch gewesen sonst nur alle 40 bis 50 Jahre. Laut der ZAMG regnete es zwischen Freitag, 7 Uhr, und Montag, 7 Uhr, in Kornat (Gemeinde Lesachtal) in Kärnten am meisten - 277 Millimeter an Niederschlägen kamen hier runter. In Lienz waren es 206 Millimeter.
Für Dienstag rechnen die Meteorologen mit den nächsten Niederschlägen, allerdings nicht mehr im Ausmaß der Vortage. Ab Mittwoch sollten Regen und Schneefall dann rasch abklingen. (dpa)
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