Papst Franziskus wünscht sich Willkommenskultur für Flüchtlinge
Mit Christmetten und feierlichen Abendgottesdiensten haben Christen in aller Welt am Sonntagabend das Weihnachtsfest eingeläutet. Papst Franziskus warb in Rom für mehr Mitgefühl.
Papst Franziskus rief im Petersdom zu mehr Mitgefühl für Flüchtlinge und Vertriebene auf und warb für eine Willkommenskultur. Weihnachten müsse die Menschen aus ihrer Gleichgültigkeit aufwecken und die Augen für das Leid der anderen öffnen. Auch heute gebe es "Millionen Menschen, die nicht freiwillig gehen, sondern gezwungen sind, sich von ihren Lieben zu trennen, weil sie aus ihrem Land vertrieben werden", so Franziskus.
Der Grund zur Flucht sei heute oft einzig und allein die Hoffnung zu überleben, betonte der Papst. Es gehe darum, "die aktuellen Nachfolger des Herodes zu überleben, die zur Durchsetzung ihrer Macht und zur Mehrung ihrer Reichtümer nicht davor zurückschrecken, unschuldiges Blut zu vergießen". Franziskus warb stattdessen für Nächstenliebe: Weihnachten sei der Zeitpunkt, um "die Kraft der Angst in eine Kraft der Liebe zu verwandeln".
Weihnachten in Bethlehem: "Abenteuer von Frieden und Brüderlichkeit wagen"
Mit einer Messe in der Bethlehemer Katharinenkirche gedachten die katholischen Christen der Geburt Christi vor über 2000 Jahren. In seiner Predigt forderte der Leiter des Jerusalemer Patriarchats, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, die Politik zu mehr Mut auf. "Mehr denn je brauchen wir heute eine echte und ernsthafte Politik", sagte der oberste katholische Kirchenvertreter des Heiligen Landes bei der Mitternachtsmesse in der Geburtsstadt Jesu. Es sei an der Zeit, das "Abenteuer von Frieden und Brüderlichkeit zu wagen".
Auf die aktuelle Lage nach der Jerusalem-Erklärung von US-Präsident Donald Trump ging Pizzaballa nicht ein. An dem Gottesdienst nahm auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas teil.
Zu mehr Mut rief Pizzaballa auch die Christen im Heiligen Land auf. Sie sollten ihre Heimat nicht verlassen. Sie sollten sich nicht von ihren kleiner werdenden Gemeinden, von unzureichenden Mitteln und der Unsicherheit des täglichen Lebens einschüchtern lassen. Eingezwängt zwischen Gegnern und mitunter Opfer von fremden Strategien, die ihre Kapazitäten überstiegen, dürften sie sich nicht verleiten lassen, dem Weg von Stärke und Macht zu folgen.
Essener Bischof wirbt für Kompromissfähigkeit
Katholische und evangelische Bischöfe in Deutschland forderten die Menschen auf, die Bedeutung von Weihnachten nicht zu vergessen. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki sagte im Dom, um Feste zu feiern, brauche es einen Inhalt. Weihnachten erinnere daran, dass mit dem Kind in der Krippe Gott selbst zu den Menschen komme.
Der katholische Essener Bischof Franz-Josef Overbeck mahnte Kompromissfähigkeit in Politik und Kirche an. Diese sei in der heutigen pluralen Gesellschaft unerlässlich, sagte der katholische Sozialbischof im Essener Dom. Er wandte sich gegen eine "kämpferische Rechthaberei" und forderte die Fähigkeit ein, sich selbstkritisch zu ändern und "korrekturoffen" zu bleiben.
"Wer Politik gestaltet, übernimmt heute mehr und mehr Verantwortung für das Ganze", so Overbeck. Diese Verantwortung umfasse neben der Innen- auch die Außenpoiltik. "Kein Friede entscheidet sich nur innenpolitisch", sagte der Bischof und verwies auf Kriege und Flüchtlingsströme. Notwendig sei, "neu nach dem Gemeinsamen zu suchen, das uns alle bindet". (kna)
Die Diskussion ist geschlossen.