Devisengeschäfte bringen den Zentralbank-Chef in Bedrängnis
Auch in der Schweiz gibt es eine "Affäre Wulff". Der Schweizer Zentralbank-Chef Philipp Hildebrand ist in diesen Tagen wegen lukrativer Devisengeschäfte seiner Frau in Bedrängnis.
Mächtige Männer, fast verboten gute Geschäfte und selbstbewusste Ehefrauen. Was in Deutschland die Affäre Wulff, ist in der Schweiz die Causa Hildebrand. Der Schweizer Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand ist in diesen Tagen wegen lukrativer Devisengeschäfte seiner Ehefrau in Bedrängnis.
Der Druck wurde zu groß. Die Fragen, Spekulationen und Vorwürfe zu laut. Am Donnerstagnachmittag trat Philipp Hildebrand vor die Presse, um erstmals selbst Stellung zu beziehen. "Ich bin mir keiner rechtlichen Verfehlung bewusst", sagte der 48-Jährige in Zürich. "Ich verstehe aber, dass die Öffentlichkeit auch die moralische Frage stellt."
Unmittelbar vor Weihnachten war die Schweizerische Nationalbank (SNB) bereits in die Offensive gegangen. "Aus unbekannter Quelle" sei Bankpräsident Hildebrand über Gerüchte informiert worden, denen zufolge er im Sommer 2011 sein exklusives Wissen über das Vorgehen der SNB genutzt habe, um das eigene Vermögen zu mehren, teilte das Institut damals mit.
Doch Prüfungen hätten ergeben, dass es keinen Bruch mit dem Reglement der Notenbank gegeben habe. Doch diese Erklärung verhallte, gerade so, als sei sie nie getätigt worden.
Devisengeschäfte von Hildebrands Frau bringen Zentralbank-Chef ins Straucheln
Ins Straucheln brachte den mächtigen Finanzlenker seine Frau Kashya, die ehemals für einen Hedgefonds arbeitete - Kashya, mittlerweile Besitzerin einer Züricher Galerie, hat neben der Schweizer auch die Staatsbürgerschaft der USA. Und sie besitzt nach Aussage ihres Mannes noch etwas: eine Vollmacht über alle seine Konten sowie, nach Hildebrands Ansicht, einen ausgeprägten Willen. "Meine Frau ist ein starke Persönlichkeit, sagen wir es so."
Ohne sein Wissen, wie Hildebrand nun betonte, habe seine Frau am 15. August 400.000 Franken in US-Dollar getauscht und angelegt. Erst einen Tag später habe Hildebrand selbst von der Transaktion erfahren, sagte der Zentralbank-Chef und gab zu, "nicht entschlossen genug gehandelt und die Rückabwicklung aller Devisentransaktionen vom 15. August 2011 angeordnet" zu haben. Drei Wochen später legte die Notenbank als Mittel gegen die anhaltende Aufwertung des Franken einen Mindestwechselkurs zum Euro fest, woraufhin nicht nur der Euro, sondern auch der Dollar gegenüber dem Franken stark anstieg.
Der Notenbank-Chef selbst tauschte Anfang Oktober 516.000 Dollar in Franken um, um damit einen Anteil an einem neuen Ferienhaus zu zahlen. Das Geld stammte Hildebrands Angaben zufolge aber nicht aus der umstrittenen Transaktion seiner Frau, sondern aus einem Devisentausch, den er selbst im März vorgenommen hatte. Stimmt das, hätte der Notenbanker mit seinem Währungsgeschäft sogar einen kleinen Verlust gemacht. Stammt das im Oktober getauschte Geld von der Transaktion seiner Frau, steht unterm Strich ein Gewinn von 75. 000 Franken.
Genau diese Summe spendete der Zentralbank-Chef schon vor Weihnachten der Schweizer Berghilfe, wie er sagt - und hofft, dass nun Schluss ist mit den bohrenden Nachfragen. Ermittlungen eröffnete die Staatsanwaltschaft Zürich auch nicht gegen ihn, sondern wegen Verletzung des Bankgesetzes gegen einen Angestellten der Sarasin-Bank. Der hatte das Devisengeschäft verraten und wurde deshalb prompt von der Bank gefeuert.
Hildebrand sieht sich als Opfer politischer Ziele
Die Affäre hinter der Affäre: Die Daten soll der Bankangestellte an einen Anwalt der rechtspopulistischen Schweizer Volkspartei (SVP) geschickt haben. Deren Chef Christoph Blocher ist ein erklärter Gegner des Zentralbank-Präsidenten - und hat die Geschichte wohl an die Presse weitergereicht. Hildebrand selbst sagte am Donnerstag, ihm sei erst seit zwei Tagen "eindeutig klar", wie die Vorwürfe gegen ihn überhaupt in Umlauf gekommen seien. Er sieht sich als Opfer "politischer Ziele". AFP/AZ
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