Polizei ermittelt Verdächtigen nach bundesweiten Bomben-Drohungen
Die Polizei hat einen Mann gefasst, der bundesweit Bombendrohungen per Mail verschickt haben soll. Geht auch der Bombenalarm in Augsburg auf sein Konto?
Nach einer Serie von Mails mit Bombendrohungen hat die Polizei einen Verdächtigen ermittelt. Der Mann aus Schleswig-Holstein stehe unter dem Verdacht, Verfasser zahlreicher Mails unter anderem mit Drohungen an Gerichte und andere Einrichtungen zu sein, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Berlin mit.
Kriminalpolizisten durchsuchten am Donnerstagnachmittag die Wohnung des Verdächtigen. Festgenommen wurde dieser aber nicht. Es gehe um einen "Anfangsverdacht" in einem sehr großen Ermittlungskomplex mit mehr als 200 Mails, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Ermittelt werde wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten. Darauf stehen bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe.
Nach Informationen des NDR soll der Mann Anfang 30 sein und die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Er soll der Polizei oder dem Verfassungsschutz bereits einschlägig bekannt sein. Laut dem ARD- Hauptstadtstudio soll es eine Kette von Indizien sein, die die Polizei zu ihm führte. Der Verdächtige soll psychisch labil sein.
Die Mails, die seit April 2018 verschickt wurden, seien unter anderem mit "Nationalsozialistische Offensive" unterzeichnet gewesen, so die Staatsanwaltschaft. Sie gingen demnach an Behörden in Hamburg, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und Brandenburg. Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt federführend. Beteiligt war auch das Bundeskriminalamt.
Ob die komplette Serie aller Drohungen aus den Jahren 2018 und 2019, die bei Finanzämtern, Rathäusern, Anwaltskanzleien, Verlagen und einzelnen Politikern in ganz Deutschland eingingen, auch auf das Konto des aktuellen Verdächtigen gehen könnte, soll jetzt mit Hilfe der beschlagnahmten Beweise untersucht werden. Daraus ergebe sich, "ob sich der Tatverdacht gegen den Beschuldigten erhärten lässt", hieß es.
Auch in Augsburg ging eine Bombendrohung gegen das Rathaus ein
Unterzeichnet wurden weitere Mails zum Teil auch mit "NSU 2.0", "Wehrmacht" oder "RAF". Betroffen waren öffentliche Einrichtungen in Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, im Saarland, aber auch in Bayern.
Gedroht wurde mit Bomben oder - wie im Fall der Bundestagsabgeordneten Martina Renner (Linke) - damit, "Bürger auf offener Straße zu exekutieren". Mehrfach evakuierte die Polizei Gebäude wie einen Hauptbahnhof, Rathäuser, ein Finanzamt und auch einen Kindergarten. Sprengkörper wurden aber nicht gefunden.
Auch in Augsburg - und parallel in mehreren anderen deutschen Städten - waren vor zehn Tagen das Rathaus und die Stadtverwaltung nach einer Bombendrohung evakuiert worden. In den nachts verschickten Mails war ein "Tag der Rache" angekündigt worden. Unterzeichnet mit Absendern wie "Nationalsozialistische Offensive" oder "NSU 2.0" waren diese Mails an die Rathäuser aber nach Informationen unserer Redaktion nicht. Ob ein Zusammenhang mit der Serie von Drohmails und der heutigen Festnahme besteht, wie es bei Tagesschau.de hieß, ist nach Angaben eines Augsburger Polizeisprechers bislang noch unklar. Einen konkreten Hinweis darauf haben die Augsburger Ermittler bisher zumindest nicht. (dpa/AZ)
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