Pressestimmen zur letzten Sendung: "Wie eine alberne Schulstunde"
Mit der letzten Sendung von "Wetten, dass..?" ist am Samstag nach 33 Jahren eine Ära zu Ende gegangen. In den Medien ist man sich einig: Das Ende war unvermeidbar. Die Pressestimmen.
"Wetten, dass..?", die Pressestimmen: Deutschlands berühmteste TV-Show ist Vergangenheit. Die letzte Folge am Samstagabend zeigte Höhepunkte aus drei Jahrzehnten und letzte kuriose Einlagen. Der verunglückte Wettkandidat Samuel Koch berührte mit einem Auftritt auf dem Sofa. Die Presse ist sich dennoch weitgehend einig: Gut, dass es vorbei ist. Ein Blick in die Online-Dienste.
Süddeutsche: In Nürnberg versammelt sich klein Fernseh-Deutschland, um "Wetten, dass ..?" Lebewohl zu sagen. Die Trauer des Publikums hält sich in Grenzen. (...) Ersatz? Braucht es nicht. Wobei: "Irgendwas findet sich schon", singen die Fantas. Und wenn es die Helene-Fischer-Show ist.
Spiegel Online: Und weil dieses "deutsche Umfeld" auch sentimental sein kann, fühlte sich die letzte Ausgabe wie eine dieser Beerdigungen an, bei denen alle Beteiligten sich um Fröhlichkeit bemühen. Er hat ja so gerne gelacht, der Verstorbene. So war es denn auch weitgehend eher eine Sendung über "Wetten, dass..?" mit eingestreuten "Wetten, dass..?"-Momenten als wirklich "Wetten, dass..?".
Sentimentaler Abschied von "Wetten, dass..?" nach 33 Jahren
Bild.de: In „Wetten, dass . . ?“ fanden wir Deutsche unser eigenes Klischee. Und das taten wir gern in einer Zeit, als wir noch auf der Suche waren nach uns selbst. Weil uns das Deutschsein mit einigem Recht gründlich ausgetrieben worden war. Mit der Smartness und der Gelöstheit, mit der die heutige Generation „deutsch“ ist, war das schon lange nicht mehr vereinbar. „Wetten, dass . . ?“ war nicht erst heute von gestern.
Frankfurter Allgemeine Zeitung: Wehmut ist erlaubt, ja national-kulturell gefordert (der letzte Wurmfortsatz der alten Bundesrepublik wird gekappt), aber die Richtigkeit der Entscheidung des ZDF stellte niemand in Frage. Es gab keine Hoffnung mehr, dass dieser Patient noch einmal aus dem Koma erwachen würde. Das Abstellen der Geräte trotz immerhin noch sechs Millionen Zuschauern kommt dem Erweis der letzten Ehre gleich.
Zum Ende von "Wetten, dass..?": "In Würde stirbt man besser daheim"
Die Welt: "Wetten, dass..?" ist der erste live im Fernsehen übertragene Tod einer öffentlich-rechtlichen Sendung. Aber in Würde stirbt man besser daheim und nicht im Fernsehen.
Zeit Online: Die letzte große Samstagabendshow ist einen langsamen Tod gestorben. Lanz war mehr ein unermüdlicher Sterbehelfer als ein Showmaster. Unprätentiös und alles andere als originell wirkten seine letzten Worte: "Das Leben geht weiter. Wetten, dass..?" Es war ein kühler, recht unsentimentaler Abschied. Es hätte auch eine alberne Schulstunde zu Ende gehen können.
Stern.de: Es wurde schlimmer als je zuvor. Lanz unterbot sich bei seiner letzten Vorstellung noch einmal selbst. An seine auswendig gelernten Witze, die nie zünden, hatte man sich ja schon fast gewöhnt. Auch an die Unart, seinen Gästen langweilige Fragen zu stellen und sie dauernd zu unterbrechen. Lanz' Interview mit Samuel Koch aber war der Tiefpunkt: medial und menschlich. (...) Das ganze Interview grenzt an Körperverletzung. AZ
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