Priester überweist Geld aus Pfarreikasse an Internetbetrüger
Ein Priester überweist 120.000 Euro an Internetbetrüger. Das Geld nimmt er aus der Pfarreikasse. Wofür er es konkret ausgegeben hat, ist unklar.
Ein katholischer Pfarrer hat sich beim Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt selbst angezeigt, weil er 120.000 Euro aus der Pfarreikasse genommen hat.
"Ich bin auf Internetbetrüger hereingefallen. Ich habe mich dazu hinreißen lassen, ihnen mehrfach Geld zu überweisen", hieß es in einer persönlichen Erklärung des Mannes, die das Bistum Magdeburg veröffentlichte. Laut einer Sprecherin äußerte sich der 64-Jährige am Sonntag bei einem Gottesdienst vor rund 40 Menschen in Ballenstedt (Landkreis Harz). Die Besucher hätten "sehr still" reagiert.
Der Pfarrer wurde vom Vorsitz des Kirchenvorstandes entbunden
Nach Angaben des Bistums hatte der Mann seit dem Sommer widerrechtlich Geld aus der Pfarreikasse genommen. Wofür genau, blieb offen. Bischof Gerhard Feige sagte: "Kein Pfarrer, kein kirchlicher Mitarbeiter darf Gelder, die für die Pfarrei gedacht sind, zweckentfremdet entwenden. Er muss alles zurückzahlen und die staats- und kirchenrechtlichen Konsequenzen tragen."
Feige teilte mit, er habe den Mann vom Vorsitz des Kirchenvorstandes entbunden. Alle finanziellen Vollmachten lägen nun beim Kirchenvorstand. Weitere disziplinarrechtliche Schritte könnten folgen.
Wie die Bistumssprecherin erklärte, will die Gemeindeversammlung am Dienstag darüber sprechen, ob der Mann in der Gemeinde bleiben soll. Danach werde eine Empfehlung an den Bischof gehen. Wann der eine Entscheidung treffe, sei aber unklar.
Der 64-Jährige bleibt auch weiterhin geweihter Priester
Der Pfarrer erklärte gegenüber der Gemeinde: "Es tut mir ungeheuer leid, dass ich auf diese Weise so euer Vertrauen hintergangen habe." Er werde das Geld zurückzahlen und den Schaden wiedergutmachen. "Unser Bischof wird über die kirchenrechtlichen Konsequenzen meines Tuns entscheiden", hieß es weiter. Er habe den Bischof gebeten, ihn von seinem Amt als Pfarrer der Gemeinde und auch als Dechant des Dekanats Halberstadt (Landkreis Harz) zu entbinden.
Die Sprecherin des Bistums erklärte, der 64-jährige Pfarrer leite die Pfarrei St. Elisabeth in Ballenstedt (Landkreis Harz) derzeit nicht mehr. Er sei somit auch nicht für die Finanzen zuständig. Diese Arbeit obliege seinem Stellvertreter, einem Laien.
Der 64-jährige Katholik sei aber weiter geweihter Priester. Bis er das Geld zurückgezahlt habe, springe das Bistum bei finanziellen Notlagen ein. Die Pfarrei solle den seelsorgerischen Dienst weiter leisten können. (dpa)
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