ProSiebenSat.1 plant Einführung von Gebühren
"Für die Zukunftsfähigkeit des Konzerns enorm wichtig": Die hoch verschuldete Sendergruppe ProSiebenSat.1 will künftig Gebühren für sein Fernsehprogramm erheben - und kassiert für die Pläne massive Kritik.
Der hoch verschuldete Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 will sich vom Verkauf von Werbezeiten unabhängiger machen und plant langfristig seine Sender kostenpflichtig zu machen.
"Die Richtung ist für uns klar: Wir müssen vom Werbemarkt unabhängiger werden", sagte der Vorstandsvorsitzende Thomas Ebeling dem Handelsblatt. Allerdings brauche der Wandel Zeit und sei nur in vielen kleinen Schritten zu schaffen, betonte der Manager.
Der Konzern plant laut Zeitung, für bisher frei empfangbare Sender wie ProSieben, Sat.1 oder Kabel 1 von den Zuschauern eine Nutzungsgebühr zu verlangen. "Für die Zukunftsfähigkeit des Konzerns ist es enorm wichtig, dass wir Beziehungen zu den Endkunden aufbauen, etwa über Pay-TV, Video-on-Demand oder andere Geschäftsmodelle", unterstrich Ebeling.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) nannte die Pläne von Ebeling in einer Pressemitteilung "verheerend". "Das Beispiel von Sky und früher Premiere hat gezeigt, dass nur wenige Fernsehzuschauer bereit sind, für private Fernsehangebote zu bezahlen", erklärte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken.
Er befürchtet einen dramatischen Zuschauerschwund und einen damit verbundenen Rückgang bei den Werbeeinnahmen. Die seit langem bestehenden Finanzierungsprobleme der Senderfamilie würden so nicht gelöst, sondern verschärft. Bis 2014 will der TV-Verbund dem Bericht zufolge rund 30 Prozent seiner Einnahmen außerhalb der Werbung erzielen. Das wäre doppelt so viel wie jetzt. Im vergangenen Jahr musste die Gruppe den Angaben zufolge bei einem Umsatz von 3,1 Milliarden Euro einen Verlust von 129 Millionen Euro hinnehmen. (ddp, AZ)
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