Krematoriumsmitarbeiter stehlen Zahngold von Toten
Aus der Asche verstorbener sollen Mitarbeiter eines Hamburger Krematoriums jahrelang Zahngold und Feinmetall gestohlen haben. Nun kam es zum Prozess.
Sieben ehemalige Friedhofsmitarbeiter müssen sich in Hamburg in einem Prozess um gestohlenes Zahngold verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten unter anderem Diebstahl und Störung der Totenruhe vor.
Mehr als eine halbe Million sollen die Friedhofsmitarbeiter erbeutet haben
Zwischen 2005 und 2010 sollen sie unter anderem mehrere Kilogramm Zahngold aus der Asche genommen und danach für insgesamt mehr als eine halbe Million Euro verkauft haben. Am Mittwoch begann der Prozess vor dem Hamburger Landgericht.
Die Einäscherer hätten über Jahre hinweg wertvolle Rückstände eingesteckt und sich "eine permanente zusätzliche Einnahmequelle" verschafft, sagte der Staatsanwalt. Mit dem Geld sollen sie unter anderem ihren Lebensunterhalt sowie Besuche im Spielkasino finanziert haben. Im Jahr 2010 kam die Polizei den Männern durch eine Videoüberwachung auf die Spur, nachdem das Krematorium Unregelmäßigkeiten beobachtet hatte.
Normalerweise wird Zahngold an die Deutsche Kinderkrebshilfe gespendet
Als die Männer anfingen, in dem Krematorium zu arbeiten, hätten sie eine Ehrenerklärung abgegeben, berichtete der Staatsanwalt. Darin versicherten sie, niemals wertvolle Materialien aus den Einäscherungsrückständen zu entnehmen. Im Krematorium wird das Zahngold eingeäscherter Toter üblicherweise gesammelt und verkauft; der Erlös geht als Spende an die Deutsche Kinderkrebshilfe. In der Vergangenheit hatte es deutschlandweit immer wieder Fälle von gestohlenem Zahngold bei Bestattungen gegeben.
Die Frau eines verstorbenen Täters muss sich wegen Beihilfe verantworten
Ursprünglich waren acht Friedhofsmitarbeiter angeklagt - ein mutmaßlicher Täter starb jedoch vor Prozessbeginn. Seine Frau muss sich wegen Beihilfe verantworten. Nach Ansicht des Gerichts verkaufte sie insgesamt 25 Kilo Zahngold, die ihr Mann entwendet hatte - für mehr als 217 000 Euro. Angeklagt ist zudem der Geschäftsführer einer Firma für Münzen und Edelmetalle. Er soll das Gold angekauft haben, obwohl er um dessen illegale Herkunft wusste.
Der Prozess wurde am Mittwoch kurz nach Verlesung der Anklage unterbrochen. Der Prozess wird an diesem Freitag fortgesetzt.
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