Prozess um Mordanschlag auf Milliardärin beginnt
Im Mai 2014 wird die monegassische Immobilienerbin Hélène Pastor vor einem Krankenhaus erschossen. Ihr Schwiegersohn soll in die Tat verwickelt sein.
Einer der spektakulärsten französischen Kriminalfälle der vergangenen Jahre wird von diesem Montag an vor Gericht aufgerollt. In Aix-en-Provence beginnt am Nachmittag der Prozess um den Mordanschlag auf die monegassische Immobilienerbin Hélène Pastor. Die schwerreiche 77-Jährige und ihr Chauffeur waren im Mai 2014 in Nizza niedergeschossen worden, beide erlagen später ihren Verletzungen. Auf der Anklagebank sitzt nun unter anderem ihr Schwiegersohn, damals polnischer Honorarkonsul in Monaco.
Hélène Pastors Schwiegersohn wird verdächtigt
Die Ermittler verdächtigen ihn, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. Er war wenige Wochen nach Pastors Tod festgenommen worden und hatte zunächst ein Geständnis abgelegt - doch das nahm er kurz darauf wieder zurück.
Zu den insgesamt zehn Angeklagten gehören der frühere Sporttrainer des Schwiegersohns, der die Tat für ihn organisiert haben soll, sowie der mutmaßliche Schütze und ein Komplize, der mit diesem am Anschlagsort gewesen sein soll.
Pastors Familie baute in Monaco ein riesiges Immobilienimperium auf
Die Familie von Hélène Pastor hatte im Fürstentum Monaco an der Côte d'Azur über Jahrzehnte ein gigantisches Immobilienimperium aufgebaut.
Die zwei Täter lauerten der Milliardärin vor einem Krankenhaus auf, wo sie ihren Sohn Gildo Pallanca-Pastor besucht hatte, der dort wegen eines Schlaganfalls behandelt wurde. Der Schütze war mit einem Gewehr bewaffnet. Die Ermittler identifizierten die beiden Tatverdächtigen mit Videoaufnahmen aus Überwachungskameras, Mobiltelefon-Daten und DNA-Spuren auf dem Duschgel in einem Hotelzimmer.
Schwiegersohn zieht Geständnis zurück
Dem Schwiegersohn wird Beihilfe zu Morden vorgeworfen. Er selbst versicherte in einem Interview der Regionalzeitung Nice-Matin Anfang des Jahres: "Ich bin unschuldig." Im Hinblick auf sein anfängliches Geständnis führte er aus, er habe gelogen, um seiner Frau eine angeblich angedrohte Untersuchungshaft zu ersparen. Zudem berichtete er von sprachlichen Verständnisproblemen.
Diese Strategie sei lächerlich, sagte Thomas Giaccardi, Anwalt von Hélène Pastors Sohn, der Deutschen Presse-Agentur. Der frühere Honorarkonsul verstehe perfekt Französisch: "Das wird aus allen Befragungen klar, er hat nie einen Übersetzer gebraucht." Gildo Pallanca-Pastor will dem Prozess um den Tod seiner Mutter komplett beiwohnen - er sagte der Zeitung Le Parisien, er erwarte eine Verurteilung der Angeklagten und wolle Antworten, auch zum Motiv. "Für mich gibt es da nicht nur das Geld. (...) Was steckt dahinter? Macht? Suche nach Anerkennung?" Der Prozess ist bis zum 19. Oktober angesetzt. (dpa)
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