Mutter von getötetem Elias: Habe ihn vor bösen Menschen gewarnt
Silvio S. soll die kleinen Buben Elias und Mohamed entführt und umgebracht haben. Zum Prozessauftakt in Potsdam kommen erschütternde Details ans Tageslicht.
Silvio S., mutmaßlicher Mörder des sechsjährigen Elias und des vierjährigen Mohamed, hüllt sich vor Gericht vorerst in Schweigen. Der Prozess gegen den 33-Jährigen aus dem Ort Kaltenborn südwestlich von Berlin begann am Dienstag in Potsdam unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Denn zuvor hatte es in sozialen Netzwerken ernstzunehmende Drohungen gegen den Angeklagten gegeben. Der Vorsitzende Richter appellierte zu Beginn der Verhandlung an die Zuschauer im Saal: "Ich bitte, von Zwischenrufen und Kommentaren - insbesondere beleidigenden - Abstand zu nehmen." Silvio S. will sich nach Angaben seines Verteidigers möglicherweise später zu den Vorwürfen äußern.
Elias und Mohamed getötet, als sie zu weinen begannen
Der Wachmann aus Brandenburg soll die zwei Kinder im vergangenen Jahr entführt und umgebracht haben. An Mohamed soll sich Silvio S. sexuell vergangen haben, bei Elias soll er es versucht haben. Die Kinder tötete der gelernte Fliesenleger laut Anklage, als sie laut weinten.
Als erste Zeugin sagte die Mutter des getöteten Elias aus. Der Sechsjährige war im Juli 2015 von einem Spielplatz in Potsdam verschwunden. Sie habe dem Kind immer wieder eingeschärft, keinen fremden Menschen zu trauen, erzählte die 26-Jährige.
Elias habe allein im Hof gespielt, selbst ausgedachte Spiele mit Stöcken und Steinen. Vom Fenster der Wohnung aus habe sie ihn im Blick gehabt. "Alle 10 bis 15 Minuten habe ich nach ihm gesehen." Sie habe Abendessen vorbereitet. "Ich bin dann zum Rauchen hinuntergegangen und habe festgestellt, dass er weg ist."
Die ganz in schwarz gekleidete Frau erinnerte sich vor Gericht, wie sie damals zunächst verzweifelt den Wohnblock absuchte - erst allein, dann mit Freunden - und schließlich den Notruf wählte. "Ich habe mich erst nicht ernst genommen gefühlt", sagte sie über das Gespräch mit der Polizei. Die Beamten hätten zwei Streifenwagen geschickt. "Als er nicht auftauchte, haben sie es ernster genommen." Wochenlang suchten Familie, Freunde und Unterstützer nach Hinweisen zu Elias' Schicksal. Die dreiköpfige Familie war erst wenige Wochen vor dem Verschwinden des Jungen in den Wohnblock gezogen.
Laut Anklage hatte der bei einer Sicherheitsfirma beschäftigte S. den damals sechsjährigen Elias am frühen Abend des 8. Julis 2015 von einem Spielplatz in der Potsdamer Siedlung Schlaatz entführt. Er soll den Jungen mit Schlafmitteln sediert, geknebelt und ihm eine Gesichtsmaske aufgesetzt haben. Da sich Elias dennoch wehrte, soll S. ihn noch am selben Abend in seinem Pkw erwürgt haben.
Auf die Spur von Silvio S. kam die Polizei erst nach der zweiten Tötung, die dem Angeklagten vorgeworfen wird. Das Flüchtlingskind Mohamed wurde Anfang Oktober vor dem Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) entführt. Die Mutter des Angeklagten erkannte ihren Sohn später auf Fahndungsbildern erkannt und rief die Polizei. Daraufhin wurde Silvio S. Ende Oktober gefasst. Überraschend räumte er in seiner Vernehmung auch das Töten von Elias ein.
Mohameds Leichnam lag in Plastikwanne mit Katzenstreu
Am 1. Oktober soll der Angeklagte den vierjährigen Mohamed mit Hilfe eines Kuscheltiers vom Gelände des Berliner Landesamts für Gesundheit und Soziales in sein Auto gelockt haben. Laut Anklage brachte S. das Kind am Abend in sein Elternhaus, wo er das Obergeschoss bewohnte. Dort soll er sich am nächsten Morgen an Mohamed vergangen haben.
Als Mohamed nach seiner Mutter geschrien habe, habe S. den Jungen in Tötungsabsicht bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt, sagte Staatsanwalt Petersen. Mit der Tötung Mohameds habe S. der Entdeckung durch seinen im Erdgeschoss anwesenden Vater entgehen wollen. Weil Mohamed den ersten Tötungsversuch überlebte, soll S. das Kind betäubt und mit einem Gürtel zu Tode stranguliert haben.
Die Anklage stützt sich unter anderem auf umfangreiche Aussagen, die S. in der Nacht nach seiner Festnahme machte. S. übergab der Polizei Mohameds Leichnam in einer mit Katzenstreu gefüllten Plastikwanne und nannte den Polizisten im Verhör die Stelle seines Wochenendgrundstücks, wo er Elias vergraben hatte.
Dem Gericht zufolge ist im Fall einer Verurteilung nach jetzigem Stand keine Unterbringung des Mannes in einer psychiatrischen Klinik zu erwarten. Dem Angeklagten droht lebenslange Haft. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft wollte er mit den Tötungen verhindern, dass die Entführungen und Übergriffe bekannt werden. dpa/afp/AZ
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