Riesen-Kracher stehen hoch im Kurs
Hersteller bringen Mega-Batteriefeuerwerk auf den Markt - Feuerwehren sehen in diesen Riesen-Krachern allerdings größere Gefahren.
Größer, strahlender, explosiver: Feuerwerker können es dieses Silvester richtig leuchten und krachen lassen. Die Hersteller bringen verstärkt riesiges Batteriefeuerwerk auf den Markt, wie der Geschäftsführer des Verbands der Pyrotechnischen Industrie (VPI), Klaus Gotzen, sagte.
Möglich wurden die Riesen-Kracher durch eine Gesetzesanpassung vor zwei Jahren. Seitdem dürfen deutsche Knaller viel mehr Explosiv-Masse enthalten als vorher. Feuerwehren befürchten, dass das Silvesterfeuerwerk gefährlicher wird.
Trend setzt sich fort
Der Trend zu riesigen Feuerwerksbatterien und Verbundfeuerwerk setze sich fort, bestätigte Geschäftsführer Richard Eickel von Comet, einem der größten deutschen Feuerwerkslieferanten. Seit Oktober 2009 gilt bundesweit die Richtlinie 2007/23/EG über das Inverkehrbringen pyrotechnischer Gegenstände. Danach dürfen Batterien bis zu 500 Gramm "Netto-Explosiv-Stoffmasse"erhalten, in Sonderfällen sogar 600 Gramm. Üblich waren früher 200 Gramm.
Zugelassen sind auch Batterien, deren Feuerwerk leicht schräg in den Himmel schießt. Beim Verbundfeuerwerk werden mehrere Batterien zu Power-Paketen verknüpft. Gefragt seien auch wieder Klassiker wie Wunderkerzen, Raketen und Kracher, sagte Frank Podubrin vom Feuerwerkshersteller Weco in Hamburg.
Produkte verstärkt auf dem Markt
Es habe eine gewisse Zeit gedauert, bis die neuen Artikel von der Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) getestet waren, sagte Gotzen. Deshalb kommen XXL-Batterien und Verbundfeuerwerk erst in diesem Jahr verstärkt auf den Markt.
Die Produkte würden in Dauer, Höhe und Brillanz dem Profibereich immer ähnlicher, sagte Eickel. Das größte Power-Paket des Herstellers wirft in 254 Schuss fast vier Minuten lang Glitzer an den Himmel. Im vergangenen Jahr lag die Brenndauer noch bei höchstens zwei Minuten.
Gebrauchsanweisung ist wichtig
Gefährlicher als andere Feuerwerksartikel seien die Power-Pakete nicht, sagte Podubrin. Die Explosiv-Masse sei auf mehrere Röhrchen verteilt, die nacheinander zündeten. BAM-Sprecherin Ulrike Rockland verwies darauf, dass jeder Artikel vor dem Verkauf umfassend geprüft wird, etwa in einem Rüttel- und Lagertest.
Power-Pakete versprächen sogar eine größere Sicherheit als andere Artikel. Eine Bodenplatte sorge zusätzlich für Stabilität. Damit nichts passiere, solle sich der Kunde aber genau an die Gebrauchsanweisung halten.
Batterien mit nicht unerlaubten Anzündmitteln
Genau daran aber zweifelt die Feuerwehr. Viele Menschen lesen die Gebrauchsanleitungen nicht, sagte ein Sprecher der Leipziger Feuerwehr. Gerade Betrunkene stellten die Knaller oft falsch auf, fügte Wolfgang Rowenhagen von der Berliner Feuerwehr hinzu. Bei den Batterien mit schrägen Röhrchen schössen die Effekte leicht in Fenster und Balkone. Er rechne mit Problemen vor allem in den dicht bebauten Kiezen wie Neukölln und Wedding. Es müsse erst etwas passieren, bis die Industrie das erkenne, sagte ein Hamburger Feuerwehrsprecher.
Jedes Jahr viele Verletzte
Durch Feuerwerk werden in Berlin jedes Jahr 500 Menschen verletzt. Die Feuerwehren in Hamburg rücken Silvester etwa 1.000 Mal aus. Mindestens ebenso viele Einsätze werden diesmal erwartet. Die Batterien seien gefährlicher als andere Feuerwerkskörper, die Sprengkraft sei viel größer, sagte Rowenhagen. Die BAM warnte jüngst sogar vor Batterien im Handel, die nicht zugelassene Anzündmittel enthielten. Dennoch: Der VPI hofft beim Silvesterfeuerwerk auf einen Umsatz von 113 Millionen Euro. Der Verkauf startet am 29. Dezember. dapd/AZ
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