Saarbrücker Brandtragödie: Anzeige gegen Feuerwehr erstattet
Wer ist schuld am Feuertod von vier Kindern? War eine Kerze der Auslöser? Die Familie hat Anzeige gegen die Feuerwehr erstattet.
Möglicherweise war eine Kerze die Ursache für den Brand in Saarbrücken, bei dem am Freitag vier Kinder ums Leben gekommen sind. Ein Polizeisprecher sagte, eine technische Ursache für die Katastrophe werde ausgeschlossen. Der Energieversorger hatte in der Wohnung den Strom abgeschaltet. Es bestehe der Verdacht, dass eine brennende Kerze das Feuer ausgelöst habe. Die Familie erstattete Anzeige gegen die Feuerwehr. Sie wirft ihr vor, den Hinweis der Mutter ignoriert zu haben, in der Wohnung seien noch Kinder. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen unbekannt. Derweil debattieren Politiker, ob Menschen in Zahlungsnot der Strom abgeschaltet werden darf.
Vier Kinder ums Leben gekommen
Bei dem Brand am Freitag waren Zwillingsjungen im Alter von drei Jahren sowie ein fünf und ein sieben Jahre altes Mädchen ums Leben gekommen. Die Eltern und ein Baby konnte die Feuerwehr retten. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Saarbrücken sagte, es seien Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung, fahrlässiger Brandstiftung sowie des Verdachts auf unterlassene Hilfeleistung eingeleitet worden. Wegen der Ermittlungen werde es zunächst keine Angaben zur Brandursache und zum vorläufigen Obduktionsergebnis geben, erklärte der Sprecher. "Wir wollen erst einmal Fakten beschaffen und die Zeugen möglichst unbefangen vernehmen."
Vorwürfe werden geprüft
Anwohner hatten vor dem Haus der Familie aus Anteilnahme hunderte Kerzen aufgestellt sowie Kuscheltiere und Blumen abgelegt. Die Feuerwehr geht davon aus, dass es in der Dachgeschosswohnung keine Rauchmelder gab. Rechtsanwalt Wolfgang Köhl, der für die Familie Strafanzeige gegen die Feuerwehr gestellt hat, sagte: "Den Vorwürfen der Familie muss nachgegangen werden." Die Familie wirft der Feuerwehr nach Angaben der Staatsanwaltschaft vor, sie habe "gebotene Rettungsmaßnahmen unterlassen", sagte Schweitzer. "Wir müssen prüfen, ob an den Vorwürfen überhaupt etwas dran ist."
Feuerwehr: "Wir haben alles getan, was wir konnten"
Der Leiter der Berufsfeuerwehr Saarbrücken, Josef Schun, betonte: "Wir haben alles getan, was wir konnten. Und haben alles richtig gemacht." Die Feuerwehr sei mit drei Trupps in die brennende Wohnung gegangen. Es sei "irritierend", dass man das Leben aufs Spiele setze und dann gesagt bekomme, man habe es nicht richtig gemacht. Schun bedauerte, dass die Familie sein Gesprächsangebot abgelehnt habe.
Kritik an Stromsperren
Die FDP-Fraktion im Stadtrat Saarbrücken und die Saar-Linke kritisierten, dass ärmeren Familien der Strom abgestellt werde, wenn sie ihre Rechnung nicht bezahlten. "In unserem reichen Land darf so etwas nicht geschehen", teilten die Linken mit. "Gerade wenn kleine Kinder im Haushalt sind, müssen Strom, Gas und Wasser verfügbar bleiben." Auch Saar-Verbraucherschutzministerin Anke Rehlinger (SPD) forderte Alternativen für Stromsperren. In Zeiten, in denen Verbraucher wegen steigender Energiepreise schnell in Zahlungsverzug kommen könnten, müsse Strom zur Grundversorgung gehören. Auf der Konferenz der Verbraucherschutzminister im September will sich die Ministerin für die Prüfung von Alternativen zu Stromsperren einsetzen.(AZ/dpa)
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