Schauspieler Charly Hübner: "Ich hatte nie einen Fernsehanschluss"
Exklusiv Charly Hübner ist Kommissar Bukow im Polizeiruf. Im Film „Unterleuten“ spielt er einen schaurigen Typen vom Dorf. Manches davon hat er selbst erlebt.
Sie können ja ganz schön düster schauen, Herr Hübner. Warum besetzt man Sie immer wieder als so einen schaurigen Typen?
Charly Hübner: Das müssen Sie andere fragen. Regisseur Matti Geschonneck hat mich gefragt, ob ich Lust hätte, den Schaller in der Verfilmung von Juli Zehs Bestseller „Unterleuten“ zu spielen. Und ich sagte sofort ja, weil ich den Roman kannte. Als ich das Buch damals las, habe ich für mich gar übrigens nicht an Schaller gedacht, weil ich mir den deutlich älter, als ich es bin, vorstellte. Und auch für die anderen Figuren bin ich zu jung. Als Matti dann aber mit Schaller kam, fand ich das eine ganz interessante Fantasie, weil das ja eine völlig unmoderne Figur ist.
In dem preisverdächtigen ZDF-Dreiteiler, der ab Montag läuft, spielen Sie den Mann fürs Grobe. Wie sind Sie mit dieser Rolle zurechtgekommen?
Hübner: Matti Geschonneck und ich erinnerten uns beide jeweils an Typen aus unserer Jugendzeit und stellten übereinstimmend fest, dass die beiden ähnlich daherkamen. Und so sieht Schaller jetzt im Film aus. Wenn man dann so eine innere Vorstellung von einer Figur hat, ist das sehr schön. Da geht man mit Schaller spazieren und klönt.
Sie stammen aus Mecklenburg-Vorpommern, da hätte der Roman auch spielen können. Wie realitätsnah ist für Sie der Roman?
Hübner: Juli Zeh hat die Dinge, die ich erlebt habe, schön gebündelt. Ich komme aus einer Großgemeinde mit zwölf Dörfern, und mir fallen sofort drei, vier Figuren ein, die den Protagonisten im Roman entsprechen.
Ist es ein typisches Verhalten in Dörfern, dass die Zugezogenen wie in Unterleuten den Einheimischen ihre Pläne aufdrücken wollen?
Hübner: In meinem Leben habe ich beobachtet, dass Fremde in Dörfern zunächst immer sehr kritisch beäugt werden. Es hat mal einer aus Thüringen einen Gasthof in der Gegend übernommen und es hat einige Jahre gedauert, bis bei ihm einer ein Bier getrunken hat – einfach nur, weil er aus Thüringen stammte.
In Bayern kann es Generationen dauern, bis Neuzugezogene in einer Dorfgemeinschaft ankommen.
Hübner: Ich hörte davon, dass es in Bayern schon schwierig sein kann, wenn man aus Franken kommt (lacht). Aber letztendlich ist es normal, dass Neuankömmlinge in überschaubaren sozialen Einheiten Fragen aufwerfen.
Klar, die Rollen sind ja schon vergeben und werden dadurch neu gemischt.
Hübner: Genau. Das ist ja auch im Roman krass. Diese neuzugezogene Frau Fransen fährt ja wie ein Bulldozer durchs Dorf und macht sich erst einmal gar keine Freunde.
Apropos Rollen. Sie waren ein Fernsehspätstarter und standen erstmals erst mit 30 Jahren vor der Kamera. Hat das besondere Gründe?
Hübner: Na ja, ich war am Theater und ich bin mein ganzes Leben lang kein richtiger Fernsehkiecker gewesen. Eigentlich schaue ich bis heute nicht wirklich viel und hatte nie einen Fernsehanschluss.
Tatsächlich?
Hübner: Ja, ehrlich. Meine Eltern hatten zwar einen Fernsehanschluss, nur hat Fernsehen mit mir damals nichts gemacht. Kino und Theater haben mich dagegen sofort interessiert. Außerdem war es damals gar nicht so leicht, ins Drehgeschäft reinzukommen. Man ging an die Schauspielschule oder hat es so versucht.
Spätestens seit dem Polizeiruf 110 sind Sie aus dem deutschen Fernsehen nicht mehr wegzudenken. Sie nennen den Kommissar Sascha Bukow einen „sympathischen Straßenköter“. Wie meinen Sie das?
Hübner: Bei Straßenkötern weiß man ja nicht so genau, was da in den Genen drin ist. Das sind unglaublich resistente, durchsetzungsstarke und pfiffige Typen. Und dann gibt es welche, die beißen nach allen Seiten, und andere, die haben die Aura des Wolfs, können aber auch ganz lieb sein. Wenn die kommen, dann wagen sich keine anderen Hunde ran.
Man kann nachlesen, Sie haben in Ihrem Leben immer eine gewisse Distanz zum Heiraten gehabt. Am Ende haben Sie es doch getan. Warum?
Hübner: Na wegen meiner Frau! Sie ist fantastisch!
Fantastisch kann auch Heavy Metal sein. Hören Sie das immer noch oder bewegen Sie sich in gemäßigteren musikalischen Breiten?
Hübner: Ne, das gepflegte Metal hören gehört dazu. Erst gestern habe ich wieder „Orgasmotron“ von Motörhead gehört. Heavy Metal ist eine erste große musikalische Prägung, die geht ja nie mehr weg. Und guter Metal wie Motörhead oder Slayer haben ja etwas Besonderes probiert. Ich weiß auch gar nicht, warum mich das ereilt hat. Ich hätte mich ja auch für Depeche Mode, Wham oder Duran Duran entscheiden können. Aber ich hörte Motörhead! Da hat der Körper etwas gefunden, was ihm Spaß gemacht hat. Heavy Metal-Fans sind halt friedliche Typen.
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