Schauspieler Max von Thun: "Ich gucke nichts auf Privatsendern"
Exklusiv Der Schauspieler Max von Thun ermittelt mit Jessica Schwarz im Schwarzwald. Im Interview erzählt er, was er von anderen Krimis und seiner Branche hält.
Herr von Thun, im Schwarzwaldkrimi „Und tot bist Du!“ spielen Sie den Ermittler Konrad Diener, Jessica Schwarz Ihre Kollegin Maris Bächle. Eine junge Frau wird tot in einem See entdeckt. Alten Legenden zufolge gibt es in dem See Geister, die einen in die Tiefe ziehen. Klingt ja mysteriös.
Max von Thun: Stimmt. Da die Szenen aber nicht chronologisch gedreht werden, konnte ich das Mysteriöse beim Drehen leider nicht so nachempfinden.
Der Zweiteiler ist dem Drehort angepasst dunkel und düster gehalten. Die Autorin, Anna Tebbe, hat sich beim Drehbuch auch vom Sagenschatz des Schwarzwaldes inspirieren lassen. Der scheinbar idyllische Waldsee gilt als „Auge des Teufels“. Glauben Sie selbst an Geister und magische Orte?
von Thun: Ich glaube schon an den Zauber von Orten. Es gibt ja welche, die sind so schön, dass sie wie eine Naturgewalt auf einen einwirken. Doch Aberglaube ist meine Sache nicht. Ich finde es allerdings interessant, sich mit solchen Mythen zu beschäftigen. Denn vor langer Zeit, als es noch keine Handys und keine Computer gab, saß man in der Stube um den Ofen und hat sich diese Geschichten ausgedacht, erzählt und weitererzählt. Und so eine Legende kann auch einer Gegend einen echt mystischen Charme geben.
Was ist für Sie so ein magischer Ort?
von Thun: Da gäbe es viele. Einer meiner intensivsten war in Udaipur in Rajasthan, Indien. Da bin ich mit Anfang 20 auf einem Hügel gesessen, habe einfach nur ins Tal geschaut, den Sonnenuntergang verfolgt und mir sind Tränen über die Wangen gelaufen. Das war einfach überwältigend. Doch auch wenn ich mit dem Motorrad in den bayerischen Alpen unterwegs bin, gibt es hier bei uns wunderschöne Ecken. Immer, wenn man sich als Mensch klein und unbedeutend fühlt, finde ich das spannend. Denn wir nehmen uns meistens sowieso zu wichtig.
Max von Thun: "Erschreckend viele Krimis" im Fernsehen
Wie waren die Dreharbeiten im Schwarzwald?
von Thun: In Erinnerung geblieben ist in erster Linie eine mühsame Bahnverbindung nach München. Darum habe ich oft geflucht, dass ich nicht so schnell heimkam, wie ich eigentlich wollte. Aber man darf die Dreharbeiten auch nicht mit einem Feriencamp verwechseln. Ich war ja nicht da, weil ich dort Urlaub machen wollte. Für den Film war der Schwarzwald eine ideale Kulisse.
Das Fernsehprogramm wimmelt vor Krimis. Warum sollte man diesen Schwarzwaldkrimi nicht verpassen?
von Thun: Weil man Jessica Schwarz und mich noch nicht als ermittelndes Paar gesehen hat. Es gibt in der Tat erschreckend viele Krimis und auch nicht so wahnsinnig viele gute. Viele Fälle sind schlicht gestrickt. Insofern ist diese komplexe Geschichte mal etwas ganz anderes.
Sie heißen ja mit vollem Namen Maximilian Romedio Johann-Ernst Thun-Hohenstein; adelshistorisch Graf von Thun und Hohenstein. Wann haben Sie beschlossen, daraus kurz Max von Thun zu machen?
von Thun: Das „von“ war ja bis zum Ersten Weltkrieg im Namen noch drin, dann fiel es weg. Mein Vater (Friedrich von Thun, d. Red.) hat das „von“ in den späten 60er Jahren als Künstlernamen reaktiviert. Mir war Maximilian zu lang und Max von Thun erschien mir so ähnlich wie Max von Südow – kurz und knackig. Das fühlt sich auch nicht wirklich wie ein Künstlername an, weil es ja auch der Familienname ist.
Ihr Vater und Ihre Schwester sind ja auch in der Filmbranche. Gibt es da Rivalitäten oder gönnt jeder jedem den Erfolg? Wie darf man sich das vorstellen?
von Thun: Nein, Rivalitäten gibt es nicht, aber ehrliches Feedback. Und um das bin ich sehr froh. Vor allem mit meinem Vater habe ich einen regen Austausch. Wir diskutieren auch über neue Drehbücher. Wir reden da viel, ganz ohne Neid und Frust.
Max von Thun findet in seiner Branche wenig Tiefgründigkeit
Sie sind ja selbst Vater eines sechsjährigen Sohnes. Wie gehen Sie in dieser Rolle auf?
von Thun: Ich habe mir dieses Kind nicht zuletzt aus dem Grunde gewünscht, weil ich in einer Branche arbeite, der man nicht ohne Grund eher keine Tiefgründigkeit unterstellt. Die meisten Schauspieler tragen ja auch ein ziemlich großes Ego vor sich her und ihre Welt dreht sich oft nur um sie selbst. Und ich selbst hatte ein großes Bedürfnis nach etwas Echtem, und diese Lücke hat mein Sohn ausgefüllt. Darum gehe ich in dieser Rolle total auf und versuche so viel Zeit wie möglich daheim zu sein. Ich bin dem Kleinen sehr nah und habe von ihm bisher nur sehr wenig verpasst. Das wird sich aber ein wenig legen, wenn er im September in die Schule kommt. Dann bin ich vielleicht bald uncool.
Wie ist es mit dem Medienkonsum im Hause von Thun – darf ihr Sohn schon ans Handy?
von Thun: Ja, er darf ans Handy und kennt sich auch mit dem iPad aus. Aber grundsätzlich wird nicht viel geschaut. Auf Netflix gibt es ein paar Serien, die darf er sehen, aber im Grunde lesen wir viel mehr. Darum ist der Kleine auch sprachlich schon ziemlich weit.
Schauen Sie selbst Fernsehen?
von Thun: Ausgewähltes schon. Aber ich merke, dass ich mich mit fixen Fernsehzeiten, wie denen der Tagesschau um 20 Uhr, immer schwerer tue. Und ich gucke nichts auf Privatsendern. Denn es ist eine dramaturgische Ohrfeige, wenn alle zehn Minuten Werbung kommt. Aber in den Mediatheken bediene ich mich schon und ich habe auch Sky und Netflix.
Sie sind auf mehreren Gebieten künstlerisch aktiv. Zuletzt haben Sie das Kinderbuch „Der Sternenmann“ geschrieben. Gibt es Neues von Ihrer musikalischen Karriere?
von Thun: Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich mich nicht verzetteln darf. Es heißt ja zu Recht: Wer auf zu vielen Hochzeiten tanzt, der tanzt nirgendwo richtig. Aber in der Tat nehme ich gerade ein Hörspiel von meinem Kinderbuch mit wirklich tollen Leuten auf. Im Moment verbringe ich darum wieder viel Zeit in meinem Heimstudio, um die Schlaflieder neu zu mischen. Da wird im Sommer dann ein Album erscheinen. Andere eigene Lieder stehen gerade nicht an.
Zur Person: Max von Thun, 42, ist der Sohn des österreichischen Schauspielers Friedrich von Thun. Bekannt wurde er in den Neunzigern durch die Rock-Sendung „MTV Kitchen“. Neben der Schauspielerei hat er seine eigene Band namens „77“.
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