Schräges Phänomen: Warum die Tage im März so schnell länger werden
Warum werden die Tage nun länger? Und wie viele Minuten vergehen in Augsburg von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang? Das hängt von der Schieflage der Erde ab.
Vor kurzem noch hing die Wintersonne so schwer und tief über dem Horizont wie manche Augenlider am frühen Morgen. Doch sie bleibt jetzt jeden Tag ein bisschen länger: Von Tag zu Tag geht die Sonne etwas früher auf und verschwindet abends einige Sekunden später.
Dass die Sonnenstunden länger werden, liegt daran, dass unsere Erde ein ziemlich schräger Planet ist. Gerhard Lux, Diplom-Meteorologe und Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD), erklärt: "Die Erdachse hängt schief, um etwa 23,5 Grad. Das sieht man auch an jedem Schulglobus, der schräg verankert ist." Genau deshalb dreht sich die Erde nicht nur um die Sonne, sie eiert auch in Schräglage um die eigene Achse. Das ist der Grund, warum die Tage im Frühjahr länger werden - und im Herbst kürzer. "Mal leuchtet die Sonne mehr auf den Norden, mal mehr auf den Süden. Ein halbes Jahr später ist es dann genau andersherum", sagt Lux. So verändern sich die Jahreszeiten auf der Erde und auch die Tageslängen.
Alles klar? Wer nun ins Grübeln kommt, kann sich das Modell der eiernden Erde auch spielerisch veranschaulichen. "Wie unser Planet um die Sonne kreist, lässt sich ganz einfach mit einer Taschenlampe und einem Globus nachspielen", sagt Lux.
Im Frühling werden die Tage besonders schnell länger
Im Frühjahr dehnt sich die Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang besonders schnell aus. In Augsburg wachsen die Sonnenstunden derzeit um fast dreieinhalb Minuten, Tag für Tag. Im gesamten März, vom ersten bis zum letzten Tag des Monats, wächst hier der Tag um eine Stunde und knapp 50 Minuten. Ihren Höhepunkt erreicht das Wachstum dann im "Äquinoktikum" - an der sogenannten Tag-und-Nacht-Gleiche.
Die Tag-und-Nacht-Gleiche ist jener Punkt im Jahresverlauf, an dem Nacht und Tag genauso lang dauern. Dieser Gleichstand zwischen Licht und Dunkelheit stellt sich jeweils am 20. März und am 23. September ein. Das sind auch die Phasen, in der die Tage im Frühling am schnellsten wachsen und im Herbst am schnellsten schrumpfen. Die Veränderung lässt sich in Stunden und Minuten messen: Im Verlauf des Septembers verliert die Tageslänge in Augsburg gut eine Stunde und 45 Minuten.
Kein Tag dauert exakt so lang wie der Tag zuvor. "Veränderungen gibt es immer", sagt Lux. "Aber im tiefsten Winter und im Hochsommer ist der Wandel kaum spürbar." In diese Jahreszeiten fallen auch die sogenannten Sonnwenden, mit dem jeweils längsten und dem kürzesten Tage des Jahres. Der Unterschied zwischen diesen beiden Sonnwend-Tagen ist beachtlich: Der 21. Juni erstreckt sich in Augsburg über 16 Stunden und fast zehn Minuten. Am 22. Dezember ist der Tag halb so lang, mit 8 Stunden und knapp 20 Minuten.
Lohnt sich die Zeitumstellung von Sommer- auf Winterzeit?
Sonnenwenden, Tag-und-Nacht-Gleichen - sie sind Konstanten im Kalenderjahr. Verläuft also alles in festen Bahnen, auch wenn die Erde sich in Schräglage befindet? Nicht ganz. "Nichts ist zu hundert Prozent konstant. Selbst der magnetische Nordpol bewegt sich jedes Jahr - und auch die Erdachse neigt sich nicht immer um genau 23,5 Prozent", sagt Lux. "Das heißt: Auch die Achse der Erde vibriert und eiert."
Von diesen Schwankungen spürt der Mensch nichts, doch der Wechsel zwischen Tag und Nacht lässt niemanden unberührt. Über die jährliche Zeitumstellung wird in Europa immer wieder lebhaft diskutiert und gestritten. Eine Stunde hin oder her? Lohnt sich die Zeitumstellung zwischen Sommer und Winter? "Das sehe ich relativ neutral", sagt Lux. "Wir Meteorologen richten uns sowieso nicht nach der Armbanduhr, sondern immer nach Greenwhich Mean Time."
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