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Foto: Anne Wall (Archiv)
Foto: Anne Wall (Archiv)

Zigarettenstummel - die übrigens giftig sind - finden sich mittlerweile überall. Wie Augsburg gegen die Flut an Kippen vorgeht.

Zigarettenstummel
11.09.2018

So kämpft Augsburg gegen die Flut der giftigen Kippen

Von Anja Ringel, Galina Bauer

Zigarettenkippen werden oft achtlos auf den Boden geworfen. Das hat Folgen für die Umwelt: Nikotin verunreinigt das Grundwasser. Was Augsburg dagegen unternimmt.

Zigarettenstummel finden sich mittlerweile überall: auf Straßen, Parkplätzen, in Parks und auf Wiesen. Viele Raucher werfen ihre abgerauchte Zigarette einfach auf den Boden. Weltweit werden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich 750.000 Tonnen Zigarettenstummel weggeworfen. Das verschmutzt nicht nur die Städte, sondern hat auch Folgen für die Umwelt.

Forscher der Technischen Universität (TU) Berlin haben herausgefunden, dass pro Stummel circa 2mg Nikotin in die Umwelt gelangen. Nikotin ist ein toxisches Alkaloid, ein Nervengift. Das Nikotin in den weggeworfenen Zigaretten kann durch Regen gelöst werden und so in Gewässer und in das Grundwasser gelangen.

Nach Angaben des Bund Naturschutz ist nach nur einer halben Stunde in einer Pfütze etwa die Hälfte des Nikotins im Wasser. In einem Interview mit dem ZDF erklärte Prof. Thomas Novotny von der Universität San Diego, dass schon eine Zigarette, die in einem Liter Wasser aufgelöst wurde, nach vier Tagen kleine Lebewesen wie Fische tötet.

Mehr weggeworfene Zigarettenstummel bedeuten demnach auch mehr Nikotin in Stadtgewässern, Seen oder Flüssen. Gerade in urbanen Gebieten ist laut dem Bund Naturschutz die Nikotin-Belastung besonders hoch: Teilweise wurde eine bis zu 60fach höhere Konzentration festgestellt. In Berlin liegen laut der Studie der TU Berlin 2,7 Kippen auf einem Quadratmeter. Das sind 2,7 Millionen Zigarettenstummel auf einem Quadratkilometer.

Zigarettenstummel liegen oft neben den Mülleimern statt darin

Auch in Augsburg liegen unzählige Zigarettenstummel auf den Straßen und in Parks. Wie viele es genau sind, dazu gibt es keine Zahlen. Sylvia Schaab, Leiterin des „Forum Plastikfreies Augsburg“, glaubt, dass viele gar nicht wissen, dass Nikotin schädlich für die Umwelt ist. Schaab führt mit den Forumsmitgliedern regelmäßig Müllsammelaktionen durch. Dabei findet sie den meisten Müll - wie Zigarettenstummel, Kronkorken, Kaffee-To-Go-Becher und Plastikteilchen - an Bahnhöfen, in Parkanlagen und am Jakobertor.

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„Interessanterweise liegen die Zigarettenstummel häufig bei Parkbänken neben den Mülleimern“, sagt Schaab. „Ich finde es faszinierend, dass die Leute nicht ein paar Meter zum nächsten Mülleimer laufen möchten.“

Um darauf aufmerksam zu machen, dass Nikotin schädlich für die Umwelt ist, veranstaltet das „Forum Plastikfreies Augsburg“ Workshops und Vorträge zu diesem Thema.

Die Entsorgung der Zigarettenstummel ist aufwändig

In Augsburg wurden die Bodenproben nach Angaben des städtischen Umweltamtes bisher noch nicht auf Nikotin untersucht.  Das Baureferat Augsburg erklärt jedoch, dass Zigarettenstummel weder für den Unterhalt der Stadtbäche noch für den Unterhalt der Kanäle und für das Klärwerk ein Problem darstellen. Die Entsorgung erfordere jedoch einen Aufwand und erzeuge dadurch Kosten.

Im Klärwerk werden die Zigarettenstummeln laut Baureferat in verschiedenen Verfahren ausgesiebt und thermisch verwertet. Dabei können theoretisch Nikotinstoffe im Humus verbleiben oder über die Schlammentwässerung in das Abwasser zurückgelangen.

So hören Sie mit dem Rauchen auf

Nikotinkaugummis und -pflaster: Diese Hilfsmittel sorgen dafür, dass man nicht von Hundert auf Null gehen muss. "Man kann sich erst einmal darauf konzentrieren, seine Gewohnheiten zu ändern, bekommt das Nikotin aber weiter", erklärt Gabriele Bartsch von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS).

So hören Sie mit dem Rauchen auf

Aber: Auch Kaugummis und Pflaster muss man nach und nach herunterdosieren, mahnt sie. Wie lange die Einnahme höchstens empfohlen wird, steht auf der Packung.

So hören Sie mit dem Rauchen auf

Weniger rauchen: "Dazu gehört sehr viel Disziplin und sehr viel Motivation", sagt Bartsch. Denn auch beim Reduzieren wird das Suchtgedächtnis immer weiter "gefüttert". "Für die meisten ist es weniger anstrengend, sich einen fixen Schlusspunkt zu setzen und das dann auch durchzuhalten."

So hören Sie mit dem Rauchen auf

Nicht aufgeben: "Auch ein zeitweiliger Rauchstopp ist gut" betont Bartsch. Wer schon mal für ein halbes Jahr oder auch zwei Jahre aufgehört hat, hat zumindest die Erfahrung gemacht: "Ich kann das". "Dadurch wird die Chance, es wieder zu schaffen, nicht schlechter, sondern besser."

So hören Sie mit dem Rauchen auf

Positiv denken: Wer gerade die ersten Tage oder auch Wochen nicht mehr raucht, sieht eigentlich nur, was ihm weggenommen wird. Deshalb ist es wichtig, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, was das Aufhören alles Positives bewirkt.

So hören Sie mit dem Rauchen auf

"Es gibt auch Apps, die einen dabei unterstützen. Allerdings ist bislang keine wissenschaftlich evaluiert", sagt Bartsch. Die Apps senden Push-Mitteilungen, in denen etwa steht, wie sehr sich das Herz schon erholt hat. Oder die App rechnet das bereits eingesparte Geld zusammen.

So hören Sie mit dem Rauchen auf

Stark bleiben: "Meistens ist es nur ein kurzer Moment, den man überbrücken muss, bis die Motivation wieder einen Push bekommt", sagt Bartsch. Aber in dem kleinen Zeitraum sollte man möglichst nicht das tun, was vorher mit dem Rauchen verbunden war, rät Bartsch.

So hören Sie mit dem Rauchen auf

Sich ablenken: Was in kritischen Situation hilft, muss jeder für sich herausfinden, betont Bartsch. Manch einer dreht eine Runde um den Block oder den Wald, manche fangen an zu putzen und wieder andere machen zehn Kniebeugen, statt eine zu rauchen.

Wer beim Wegwerfen erwischt wird, muss bis zu 40 Euro zahlen

Damit weniger Zigarettenstummel achtlos weggeworfen werden, hat der Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetrieb Augsburg (aws) seit Anfang 2016 circa 450 Aschenbecher - hauptsächlich an Haltestellen –angebracht.

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Der kleine Roboter swa*lly sollte am Kö unter anderem an das Rauchverbot erinnern.

Zudem gilt an bestimmten Orten ein Rauchverbot, unter anderem am zentralen Königsplatz. Dort nahm auch vor mehr als zwei Jahren der kleine Roboter swa*lly mit den großen Kulleraugen seinen Dienst auf. Er handelte im Auftrag der Stadtwerke und wies Raucher auf das geltende Rauchverbot hin. Bei Passanten und Medien kam er überwiegend gut an. Ganz Deutschland sprach über die Erfindung, die von Mitarbeitern der Stadtwerke Augsburg gesteuert wurde.

Was oft vergessen wird: Das Wegwerfen von Zigaretten ist nach dem Bayerischen Straßen und Wegegesetz und der Straßenreinigungs- und sicherungsverordnung der Stadt Augsburg eine Verunreinigung öffentlicher Straßen. Wer beim Wegwerfen einer Zigarette erwischt wird, muss mit einem Verwarnungsgeld zwischen 20 und 40 Euro rechnen. In Augsburg werden solche Verwarnungen laut aws von der Polizei und dem städtischen Ordnungsdienst ausgesprochen.

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