Star Wars VII - erfolgreichster Film aller Zeiten? Bloß nicht!
Jetzt, da wohl jeder Interessierte den neuen Star-Wars-Film gesehen hat, ist es höchste Zeit für ein offenes Wort – und die Klage: „Episode VII“ bleibt eine große Enttäuschung.
Rekordkurs! Ein Monat nachdem die laserheiß erwartete und allmächtig vermarktete Fortsetzung der Star-Wars-Saga in die Kinos gekommen ist, scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bis der mittlerweile federführende Disney-Konzern den Sprung des Streifens an die Erfolgs-Ranking-Spitze vermelden kann. Höchster Erlös aller Zeiten schon jetzt in den USA, gut acht Millionen Zuschauer allein in Deutschland , und der Kinostart in China vor zwei Wochen wird die Position gewiss nicht verschlechtern… Die Schwelle von zwei Milliarden Dollar Einspielergebnis an den Kinokassen fällt dieser Tage, Platz drei der ewigen Bestenliste ist erreicht. „Titanic“ ist in Reichweite, nur „Avatar“ mit knapp 2,8 Milliarden dann noch voraus.
Nun lässt sich ja auch über diese beiden von James Cameron verantworteten Massenerfolge durchaus Kritisches ins Feld führen. Aber das Katastrophendrama „Titanic“ besaß trotz aller Poesiealbumstexte und Kitschschnitte doch eine packende Dramaturgie und ein damals (1997!) geradezu technisch überwältigendes Untergangsfinale – sowie eine ziemlich starke Kate Winslet. Das Ökomärchen „Avatar“ wiederum hatte trotz aller Winnetou-Romantik und Holzschnitt-Charaktere einen sinnlichen Zauber und den wohl bis heute überzeugendsten, weil inhaltlich abgestimmten Einsatz der damals neuen 3-D-Technik – sowie eine hinreißende Sigourney Weaver.
Star Wars Episode VII müsste die Kennzeichnung "Remake" tragen
Was aber hat „Star Wars – Das Erwachen der Macht“ – außer einer überzeugenden Daisy Ridley?
War es zu viel erwartet vom neuen Regisseur J. J. Abrams, dass er Ähnliches leiste wie vor gut fünf Jahren, als er dem Raumschiff Enterprise der Star-Trek-Saga einen packenden und ideenreichen Neustart verpasste? Nach sicher zahlreichen Planungssitzungen mit Einfluss nehmenden Disney-Konsortien ist jedenfalls nichts von einem ähnlichen Wurf in „Episode VII“ auszumachen. Im Gegenteil: Der Film kann als Musterbeispiel gelten für die mut- und ideenlose, die völlig uninspirierte Fortsetzung eines Erfolgsrezeptes in Zeiten des ohnehin überbordenden Fortsetzungskinos. Dabei hatte Abrams noch nicht einmal das Problem etwa der James-Bond-Macher, dass es eben nur eine begrenzte Zahl an Geschichten des Original-Autors Ian Fleming gibt. Man hätte sich also durchaus etwas einfallen lassen können…
Stattdessen ist „Episode VII“ nichts anderes als ein Remake des ersten aller Star-Wars-Filme geworden („Eine neue Hoffnung“). Damals ist durch den kleinen süßen Roboter R2-D2 eine versteckte Botschaft, bedroht auch von Elektroschrotthändlern, auf einen Wüstenplaneten zum bis dahin ahnungslosen Helden Luke Skywalker gekommen. Diesmal ist es der kleine, süße Roboter BB-8, der verborgene Kunde, bedroht auch von Elektroschrotthändlern, auf einen Wüstenplaneten zur bis dahin ahnungslosen Heldin Rey bringt. Wieder bauen die Bösen einen Todesstern (darin hatte sich Star-Wars-Erfinder George Lucas bereits wiederholt) – nur diesmal eben viel größer, aber mit demselben Ergebnis: dessen Zerstörung nämlich nach der Raumschiffschlacht. Die Ähnlichkeiten gehen bis in die einzelnen Aufnahmen, etwa in den Bar-Szenen. Dieser Film müsste also viel mehr die Kennzeichnung „Remake“ tragen. Er ist ein Plagiat in eigener Sache.
Der Film sollte offenbar szenisch und stilistisch an die ganz alten Filme anschließen
Die Frage des neuen Überbösen nach dem Tod Darth Vaders wird einfach dadurch beantwortet, dass sein Enkel – dirigiert wiederum von einem als Hologramm erscheinenden Meister – nun so böse sein will wie der Opa und darum auch Maske trägt. Aber dann! Als der böse Sohn Kylo Ren gegen den guten Papa Han Solo auf einem Steg kämpft wie einst, wie in „Das Imperium schlägt zurück“, der böse Papa Darth Vader gegen den guten Sohn Luke Skywalker – da siegt das Böse! Dynastisch dramatisch, dramaturgisch gewieft?
Nein, es ist schlicht armselig! Abgesehen davon, dass der nette Adam Driver als Kylo Ren völlig fehlbesetzt ist und dass Harrison Ford außer dem netten Han-Solo-Wiedersehen nur einen Beweis liefert, was für ein mieser Schauspieler er ist.
Es war offensichtlich gewollt, dass dieser Film szenisch und stilistisch mehr an die ganz alten Filme anschließt, an die erste Trilogie. Von George Lucas’ späterem Effekt- und Dämonenspektakel samt der Politologie eines „Failed State“ geht’s zurück zum klar strukturierten Jugendheldenabenteuer, das mit den heute verfügbaren technischen Möglichkeiten eher zurückhaltend, fast klassisch umgeht. Nett. Aber dass gerade dann die 3-D-Technologie so hirnlos ausgebreitet wird? Und dass gerade heute das neue Böse so platt zur Terrormiliz umgewidmet wird?
Ein Film aber ist uneinholbar: „Vom Winde verweht“
Vielleicht stört das den zwölfjährigen Erstzuschauer zunächst nicht. Aber spätestens nach der Rückschau auf die Vorgänger, die den Reiz der dynastisch gemeinten Saga doch wohl ausmachen, wird wohl auch er sich fragen: Was soll das? Der Auftakt zu einer neuen Trilogie als fast reine Aktualisierung?
Was passiert nun, da am Ende Luke Skywalker wiedergefunden ist? Und welchem Familienzweig entspringt die neue Heldin Rey mit ihren Jedi-Genen? Ein heimliches Kind von Leia – Halbschwester von Kylo Ren wie einst Leia von Luke? Ein versteckter Sprössling von Obi-Wan Kenobi?
Diese „Episode VII“ jedenfalls lässt nichts Gutes erhoffen. Dafür sollten Disney und J. J. Abrams – bei allem Geld, das sie ohnehin schon damit machen – nicht auch noch mit einem All-Zeit-Thron der Kinogeschichte belohnt werden.
Falls doch, bliebe nur noch ein Trost. Inflationsbereinigt ist der erfolgreichste Film noch immer und scheinbar uneinholbar: „Vom Winde verweht“ aus dem Jahr 1939. Einspielergebnis, umgerechnet auf den heutigen Wert: gut 3,8 Milliarden Dollar.
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Dieser Artikel ist evtl. das beste Beispiel für einen möchtegern Kritiker der keine Ahnung von Filmen hat. Er beschreibt nicht nur den Film in einem falschem Licht, er vergleicht ihn auch mit einem komplett andren Genre. Er versteht nicht den Unterschied zwischen Remake und Soft Reboot. Er vergleicht Star Trek 2009 mit einem idealen "remake". Nein! Star Trek 2009 ist ein guter Film. Aber er hat NICHTS mehr gemeinsam mit Star Trek. Star Wars ist die Fortsetzung von Episode 6. Ein ECHTER Film Kritiker würde das verstehen. Sie halten sich für Roger Ebert. Roger Ebert dreht sich bei dem Gedanken 3x im Grab um.
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