
Straßenzauberer zeigen ihre Tricks

St. Wendel (dpa) - Die große Kunst dieser Magier besteht nicht in spektakulären Tricks. Für Straßenzauberern ist es das Wichtigste, ihre Zuschauer anzulocken.
"Wir müssen die Menschen ja erst zum Stehenbleiben bekommen. Dabei haben wir keine feste Bühne", sagt der Franzose Gilbert. Der Gaukler spricht aus Erfahrung: Seit 46 Jahren spielt der 59-Jährige auf der Straße.
Und so legten die Juroren von europäischen Zaubererverbänden bei der "1. Weltmeisterschaft der Straßenzauberer" am Wochenende im saarländischen St. Wendel mehr Wert auf Originalität, Kostüme und den Umgang der Magier mit dem Publikum, denn auf die Tricks selber. Gefragt war unter anderem psychologisches Fingerspitzengefühl bei der Einbeziehung der Zuschauer und geschicktes Auftreten, damit die meist begeisterten Zuschauer am Ende auch eine Münze in den Hut warfen.
Angetreten waren neben dem Franzosen Gilbert Straßenzauberer aus 13 anderen Nationen. Trotz einzelner Regenschauer fanden sie alle ihr Publikum. Tobi van Deisner aus Augsburg (Comedypreis), klassisch mit Melone und Frack, etwa zog mit seiner Ballonnummer Erwachsene und Kinder gleichermaßen in seinen Bann. Und der Argentinier Adrian Conde, mit Zylinder und Clownschuhen, überzeugte die Jury mit einer klassischen Ballnummer. Er wurde Vizemeister.
"So viele alte Kollegen, trifft man sonst kaum auf einmal", erklärte der Südafrikaner Daniel Burley. Für Zauberinteressierte war die Stadt ein Paradies. "Das ist eine tolle Gelegenheit, andere Magier zu treffen", freute sich der 19-Jährige Hobbyzauberer Maximilian Lukaschek aus dem saarländischen Bosen. Gerade hat er von Paul Nathan (USA) einen kleinen Kartentrick für zwei Euro gekauft - eine Menge Tipps gab der Profi kostenlos dazu.
Nathan ist wie Gilbert einer der Veteranen der Straßenzauberer-Szene. Vor 20 Jahren hängte er seine Karriere als großer, gut bezahlter US-Entertainer an den Nagel, um dem Teufelskreis von Zigaretten und Alkohol zu entgehen und zu reisen. "Das war im ersten Jahr ganz schön hart: Die Leute gingen einfach vorbei. Aber jetzt möchte ich dieses Leben nicht mehr missen."
Der Italiener Alberto Del Negro (35) alias Trabük ist im Hauptberuf Baumkletterer - bisher. Er zaubert erst seit drei Jahren und mit verblüffendem Geschick etwa zahlreiche Sachen vom Tischtennisball bis zur Getränkedose aus einem Turnschuh. "Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei. Hier ist einfach die angenehmste Atmosphäre", strahlt der agile Italiener mit den lachenden Augen.
Die Diskussion ist geschlossen.