Streit um Gedenkstätte Hohenschönhausen: Vorsitzender des Fördervereins soll AfD nahe stehen
Der Chef des Fördervereins der Berliner Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen soll der AfD nahe stehen. Die Gedenkstätte hat die Zusammenarbeit im Juni gekündigt.
Die Stasiopfer-Gedenkstätte in Berlin-Hohenschönhausen trennt sich von ihrem Mitarbeiter Siegmar Faust. In letzter Zeit fiel Faust mit rechtspopulistischen Aussagen auf, die unter anderem den Holocaust relativieren. Außerdem entzündet sich aktuell ein Streit um den Vorsitzenden des Fördervereins, Jörg Kürschner.
Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen: Fördervein-Vorsitzender soll der AfD nahe stehen
Im Zentrum der Kritik steht die journalistische Arbeit Jörg Kürschners. Er schreibt für die neu-rechte Zeitung Junge Freiheit. Der Schriftführer des Vereins, Stephan Hilsberg, wirft ihm deshalb Nähe zum Rechtspopulismus vor. Auch der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse äußerte sich: "Der Förderverein ist von beängstigender politischer Einseitigkeit." Die Stiftung Hohenschönhausen beendete die Zusammenarbeit im Zuge des Streits schon im Juni.
Ein anderes Zerwürfnis sorgte im Mai für Aufsehen: Der ehemalige politische Häftling Siegmar Faust wurde wegen rechtspopulistischer Aussagen von der Leitung der Gedenkstätte gekündigt. Direktor Hubertus Knabe äußerte sich dazu gegenüber der Berliner Zeitung. AfD-nahe und den Holocaust relativierende Äußerungen Fausts entsprächen in keiner Weise der Meinung der Stiftung, sagt Knabe. "Auch von der Mehrheit der ehemaligen politischen Gefangenen in der DDR werden sie nicht geteilt", so der Direktor weiter.
Siegmar Faust war zu DDR-Zeiten selbst Stasi-Häftling in Hohenschönhausen
Siegmar Faust war zu Zeiten der DDR mehrmals in Haft, weil er sich für Meinungsfreiheit eingesetzt hatte. Die Bundesrepublik kaufte ihn 1976 frei. Faust ist heute 73 Jahre alt und arbeitete als Zeitzeuge und Gedenkstättenführer, inzwischen soll er sich der AfD zugewandt haben. Gegenüber der Berliner Zeitung verteidigte er Horst Mahler, den ehemaligen Anwalt der RAF. Mahler verkehrte nach seiner RAF-Zeit im rechtsextremen Milieu, verteidigte die NPD vor Gericht und sitzt derzeit wegen Holocaust-Leugnung im Gefängnis.
Faust zum Holocaust: "Irgendwann muss das mal aufhören".
Wörtlich sagte Faust über Mahler: „Ich habe keine Sympathie für Horst Mahler“. Doch er finde es „unerträglich, was die Justiz da macht.“ Als es um den Holocaust ging, stellt Faust die Zahl der ermordeten Juden infrage: „Ist die Zahl sechs Millionen heilig?“ Zwar sei es gerechtfertigt, dass die Verbrechen der Nazis nachwirken, sagte er gegenüber der Berliner Zeitung. "Aber irgendwann muss das mal ein bissel aufhören. Man darf es nicht übertreiben." (AZ, dpa)
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