Streit um den Todesschnaps
Nach einer Saufparty im türkischen Antalya ist ein 21-Jähriger gestorben. Sechs weitere Berufsschüler mussten ins Krankenhaus. War der Wodka ein tödlicher Fusel?
Von Susanne Güsten - Antalya
Dass junge Leute viel Alkohol trinken, wenn sie als Urlauber in die Türkei kommen, ist für Hotels wie das Anatolia Beach in Kemer bei Antalya nichts Außergewöhnliches.
In dem All-inclusive-Hotel sind türkische Alkoholika im Zimmerpreis inbegriffen. Doch was sich in der vergangenen Woche abspielte, war für Hoteldirektor Osman Kafadar neu. "So etwas gab es noch nie", sagt Kafadar.
Nach tagelangen Trinkgelagen und einer Saufparty im Hotelzimmer Lübecker Berufsschüler war ein 21-Jähriger tot, sechs weitere junge Deutsche mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Zwei von ihnen schwebten gestern noch in Lebensgefahr. Die Frage, ob die Deutschen zu Opfern von gepanschtem Alkohol wurden, ist unbeantwortet: Ergebnisse der Untersuchungen stehen noch aus.
Rafael N. hatte nach Aussagen von türkischstämmigen Mitschülern bei Ankunft der Lübecker Gruppe in Kemer am 22. März mit dem Trinken begonnen und nicht wieder aufgehört. Als der Lehrer der Gruppe ein Alkoholverbot verfügte, besorgten sich Rafael N. und einige Freunde aus einem Laden Wodka und zogen sich ins Hotel zurück. Wenig später war Rafael tot, und seine Saufkumpane lagen im Krankenhaus.
Nach türkischen Medienberichten musste ein Patient von den Ärzten auf der Intensivstation einer Klinik in Antalya wiederbelebt werden. Zwei der Deutschen gehe es sehr schlecht, sagte gestern Klinikleiter Irfan Erdogan.
Das Bildungszentrum Mortzfeld, an dem Rafael N. und die anderen den Realschulabschluss ablegen wollten, geht von einer Methylalkohol-Vergiftung durch gepanschte Getränke aus. Es wäre nicht der erste Skandal um gepanschten Alkohol in der Türkei. Vor fast genau vier Jahren tötete schwarzgebrannter Raki mehr als 20 Menschen. Immer wieder gibt es Versuche von Kriminellen, die hohen Preise für Alkohol in der Türkei mit schwarzgebranntem Schnaps zu unterlaufen.
Andererseits wäre es für einen Laden in dem ganz auf ausländische Urlauber ausgerichteten Touristenort Kemer ein hohes Risiko, schwarzgebrannten Schnaps zu verkaufen. Türkische Medien sehen in den Mutmaßungen über den gepanschten Schnaps antitürkische Tendenzen.
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