Deutschland, ein Land der Optimisten
Die Menschen in der Bundesrepublik Deutschland sind so zuversichtlich wie seit zehn Jahren nicht mehr. Doch ein paar neue Sorgen gibt es.
Die Deutschen haben immer weniger Angst. Entgegen ihrem Ruf werden die Menschen in der Bundesrepublik von so wenigen Sorgen wie schon lange nicht mehr geplagt. Besonders niedrig ist die Furcht vor Arbeitslosigkeit. Gerade einmal 37 Prozent der Deutschen haben Angst vor einer höheren Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik oder machen sich konkrete Sorgen um ihren eigenen Arbeitsplatz. Das ist das Ergebnis der Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ der R+V-Versicherung, die seit 21 Jahren läuft und deren aktuelle Auswertung für das Jahr 2011 gestern in Berlin vorgestellt wurde.
Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten
Im Vergleich zum Vorjahr sind alle Umfragewerte gesunken und damit so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Besonders optimistisch blicken die 2500 befragten Deutschen ab dem 14. Lebensjahr heuer auf alle wirtschaftlichen Themen. Eine schlechtere Wirtschaftslage etwa befürchten trotz der Schuldenkrise nur 48 Prozent der Bevölkerung. Professor Manfred Schmidt, Politologe an der Universität Heidelberg, erklärt die Gründe für diesen Rückgang mit einem erfolgreichen Krisenmanagement 2008/2009 und dem nachfolgenden Aufschwung. In dieser Entwicklung spiegle sich, so Schmidt, ein allgemeiner Trend: „Ist die Wirtschaftslage gut, sind auch die Ängste niedrig.“
Eine wirtschaftliche Sorge allerdings ist geblieben: die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten. 63 Prozent der Bundesbürger haben Angst vor höheren Preisen – das ist die größte der 16 regelmäßig abgefragten Ängste. Hier sind vor allem die Menschen in Ostdeutschland pessimistisch. Bereits im Vorjahr war Furcht vor teuer werdenden Gütern des täglichen Bedarfs auf Platz eins der Skala.
Angst vor Terroranschlägen doppelt so hoch wie 2001
Auch Naturkatastrophen auf Platz zwei der Tabelle machen den Bürgern zunehmend Angst. 55 Prozent der Deutschen fürchten sich davor, im Alter ein Pflegefall zu werden, und 53 Prozent haben Angst, dass unsere Politiker ihren Aufgaben nicht mehr gewachsen sind. 50 Prozent der Deutschen fürchten sich vor Terroranschlägen. Diese Befürchtung ist damit zum zehnten Jahrestag der Anschläge in New York doppelt so hoch wie 2001. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie aber, wie alle anderen angefragten Standard-Ängste, gesunken – um drei Prozentpunkte.
Neue Ängste dagegen schüren die drei 2011 abgefragten Sonderthemen zu den Euro-Debatten, Atomkatastrophe oder der Schadstoffbelastung von Lebensmitteln, wie beim EHEC-Skandal. Diese Ereignisse überschatten alle anderen Sorgen. 70 Prozent der Deutschen haben große Angst davor, dass die Euro-Schuldenkrise den Steuerzahler teuer zu stehen kommt, und dass unsere Nahrungsmitte l mit Schadstoffen belastet sind. Schmidt wertet dieses Ergebnis als angebracht: „Die Befürchtung, dass Europa für die Bewältigung der Krise zahlen muss, ist berechtigt.“
Schlusslicht der standardmäßig abgefragten Top-Angst-Themen ist, wie auch die Jahre zuvor, die Befürchtung, dass die Partnerschaft in die Brüche gehen könnte. In Zeiten, in denen jede dritte Ehe geschieden wird, fürchten nur 18 Prozent der Deutschen um ihre eigene Partnerschaft. Das sind fünf Prozentpunkte weniger als noch im vergangenen Jahr.
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