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Baden-Württemberg
29.06.2020

Tragödie in Rot am See: 27-Jähriger gesteht im Prozess Todesschüsse

Blumen und Kerzen vor dem Tatort in Rot am See.
Foto: Tom Weller, dpa

Im Januar tötet ein Mann im beschaulichen Rot am See sechs Verwandte. Beim Prozessauftakt gibt er ein düsteres Geständnis ab. Doch einige Fragen bleiben offen.

Es ist eine gespenstische Szene, morgens um kurz vor halb zehn im Saal des Landgerichts Ellwangen. Als der Angeklagte den Raum betritt, verstummt das Getuschel der Reporter im Saal. Seine Fußfesseln schleifen über den Boden, die Kameras klicken. Der hagere Mann schlurft im Schneckentempo durch den Gerichtssaal. Zwei Justizbeamte führen ihn an seinen Platz. 

Er hat sich eine große, hellbraune Jacke über den Kopf gezogen, damit keiner in der Zeitung sein Gesicht erkennt. Er läuft gebückt, mit eingefallenen Schultern, Blick nach unten - als trage er eine große Last auf seinen Schultern.

Der Medienrummel ist groß beim Prozessauftakt um die Gewalttat mit sechs Toten in Rot am See bei Schwäbisch Hall (Baden-Württemberg). Der Fall rund um den 27 Jahre alten Angeklagten ist aber auch außergewöhnlich.

27-Jähriger zeichnet düsteres Bild seines Lebens

Am 24. Januar sterben bei einem Familientreffen seine Eltern, seine Halbschwester, sein Halbbruder sowie Onkel und Tante in einem regelrechten Kugelhagel. Zwei weitere Verwandte retten sich schwer verletzt. Der Angeklagte gesteht am Montag, seine Familienmitglieder erschossen zu haben, spricht selbst von Mord. Aber warum hat er es getan?

Der 27-Jährige zeichnet ein düsteres Bild seines Lebens - es geht um Demütigung, Verachtung und ein schwer gestörtes Verhältnis zur Mutter. Die habe ihn verspottet, misshandelt und mit weiblichen Hormonen vergiftet, weil sie sich ein Mädchen gewünscht habe, so lautet seine Version der Geschichte. Bis zum Ende der Grundschulzeit war er demnach Bettnässer und musste Windeln tragen. Er macht seine Mutter für Fehlbildungen an seinem Geschlecht verantwortlich, weil sie in der Schwangerschaft zu spät noch Antibabypillen genommen habe. Sie habe ihn entmännlicht. 

So stellt der Angeklagte die Mutter, bei der er aufwuchs, als Grund allen Übels dar: "Meine Mutter hat für mich mein Leben zerstört." Der Angeklagte zieht 2017 zum Vater - den er verachte, weil er seiner Mutter hörig gewesen sein soll. Der 27-Jährige präsentiert sich als Einzelgänger, der sein Studium abbricht, sich den ganzen Tag in seinem Zimmer einsperrt und Computer spielt, der Überwachungskameras in seinem Zimmer installiert, Telefonate seiner Eltern abhört, nachts die Tür mit einem Balken und einer Infrarot-Alarmschranke sichert - damit seine Mutter ihn nicht im Schlaf töte, sagt er. 

Drei Jahre akribische Planung stecken in dem Attentat

Dann beschließt er, seine Mutter zu erschießen. Die Polizei habe er nicht einschalten wollen, er wollte Rache und Selbstjustiz. Auch seine Halbschwester soll sterben, weil sie von der angeblichen Vergiftung gewusst habe. Der 27-Jährige erzählt mit tiefer, klarer Stimme, er blickt auf den Tisch, die Hände verschränkt. Er drückt sich gewählt aus, wirkt intelligent. Sein Abitur schaffte er mit der Note 1,8. 

In dem Attentat stecken drei Jahre akribische Planung. Er tritt dem Schützenverein bei, um an eine Waffe zu kommen. Als dann im Januar eine Trauerfeier für die Großmutter ansteht und die ganze Familie in Rot am See zusammenkommen soll, sieht er seine Zeit gekommen. Er besorgt sich eine 9-Millimeter-Pistole und einen Mietwagen, kundschaftet Friedhof und Kirche aus. Vor der Tat erzählt er seinem Vater, er gehe nach Stuttgart. Dabei versteckt er sich oben im Haus. Als seine Mutter und sein Vater dann die Treppe hochkommen, lauert er ihnen hinter einer Tür im Flur auf.

Er fängt an zu feuern - wieder und wieder. Auf den Vater, den es zuerst trifft. Auf die Mutter, die die Treppe herunterspringt und um Hilfe ruft. Auf den Halbbruder, der noch versucht, sich auf den Schützen zu stürzen, der aber an der Treppe stolpert. Auf Onkel und Tante, die überrascht in die Szene stoßen. Der 27-Jährige schießt immer wieder auf seine Opfer, auch als sie schon am Boden liegen. "Da habe ich auf alles geschossen, was sich bewegt hat." Mutter, Vater und Halbschwester richtet er mit einem Kopfschuss hin. 30 Schuss gibt er insgesamt ab. Zweimal wechselt er das Magazin. 

Der 27-Jährige schildert die Ereignisse als Art unkontrollierten Blutrausch. "In dem Moment hat sich das angefühlt wie in Zeitlupe." Er zeigt wenig Emotion, nur stellenweise muss er schluchzen - etwa wenn es um den Tod von Onkel und Tante geht, die er eigentlich nie töten habe wollen, die sich stets liebevoll um ihn gekümmert hätten. Den jugendlichen Sohn seiner Halbschwester lässt er entkommen.

Danach hält er sich die Pistole selbst an den Kopf, denkt kurz über Suizid nach. Aber ihm habe der Mumm gefehlt. Er ruft die Polizei. Als die Streife in der Bahnhofstraße ankommt, ergibt er sich. Am Montag spricht er im Gericht von Reue. "Ich wünschte, ich hätte es nicht getan."

Urteil könnte am 10. Juli fallen

Verwandte, die die Gewalttat überlebt haben, beschreiben den Mann im Gericht als schwarzes Schaf der Familie, als Sonderling und Einzelgänger, der Probleme hatte, sich einzufügen. Ein psychiatrischer Gutachter begleitet den Prozess und soll die Schuldunfähigkeit des Angeklagten einschätzen. Möglicherweise liege eine paranoide Schizophrenie vor, so die Staatsanwaltschaft. 

Für eine Anwältin der Nebenkläger, Christina Glück, stehen Kälte, Kalkül und Gier hinter den blutigen Geschehnissen von Rot am See. Das Elternhaus, in dem der Angeklagte wohnte, sollte nämlich an die Halbschwester gehen. Es gehe dem Angeklagten schlicht ums Geld, sagt sie. Deshalb wolle er auch jetzt nicht auf sein Erbe verzichten.

Ob der 27-Jährige psychisch krank ist und welche Motive hinter der Tat stecken, muss nun im Gericht geklärt werden. Insgesamt sind sieben Verhandlungstage für das Verfahren angesetzt. Ein Urteil könnte am 10. Juli fallen. (dpa)

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