Erst einen stark blutenden Patienten versorgen, dann den umgestürzten Baum von der Münchner Schwarzhölzlstraße räumen. Und schon geht´s zum Supermarkt am Rotkreuzplatz: Eine Person soll kollabiert sein. Da ist es gerade einmal kurz vor 9 Uhr. „Für die Besatzung des HLFs geht´s Schlag auf Schlag weiter“, kommentiert die Münchner Feuerwehr auf Twitter. Des HLFs? Ein paar Posts weiter unten findet sich die Erklärung: Gemeint ist das Hilfeleistungslöschfahrzeug.
Ein sogenanntes „Twittergewitter“ starteten am Montag um 8 Uhr bundesweit 41 Berufsfeuerwehren, unter #112live berichteten sie zwölf Stunden lang über ihre Arbeit. Darunter auch die Augsburger und Münchner Einsatzkräfte. „Wir wollen die Leute mit in den Feuerwehr-Alltag nehmen“, sagt Friedhelm Bechtel, Brandamtsrat in Augsburg. Anlass der Twitter-Aktion war der europäische Tag des Notrufs.
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Wie sieht ein Tag bei der Berufsfeuerwehr aus?
„Viele wundern sich darüber, dass wir den ganzen Tag rundum beschäftigt sind“, erzählt Bechtel. Wer die Tweets an diesem Tag verfolgt hat, ist nun wohl etwas weniger verblüfft: Allein zwischen 8 und 12 Uhr sind die Münchner Einsatzkräfte 14 Mal ausgerückt, die Augsburger Kollegen wurden bis zum frühen Nachmittag zwölf Mal alarmiert. Zwischendrin überprüfen die Mannschaften ihre Geräte, besprechen ihre Einsätze. Und drücken immer wieder die Schulbank, wie Bechtel sagt. „Üben, üben“, laute das Motto. „Wir wollen ja fit bleiben.“ Jeden Morgen gebe es daher eine Schulung zu einem Thema rund um die Arbeit.
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Während die Kollegen an der Isar am Nachmittag „in unsa Heimatsprach“ wechselten, sprich: in den bayerischen Dialekt, widmeten sich die Augsburger dem Nachwuchs. „Die größeren Berufsfeuerwehren wie in München oder Hamburg haben da massive Probleme“, berichtet Bechtel. Augsburg glücklicherweise nicht. Zuletzt auch dank einer erfolgreichen Plakatkampagne.
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Aber: „In den nächsten Jahren geht über die Hälfte der Belegschaft in Rente.“ Bewerber hätten also nach wie vor gute Chancen. Wie für viele sei die Arbeit bei der Feuerwehr auch für ihn ein Traumberuf, sagt der Brandamtsrat. „Kein Tag gleicht dem anderen und man kann den Menschen helfen.“
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Doch leider nicht allen, fügt er hinzu. „Manchmal kommt man auch zu spät.“ Das zu verarbeiten, sei schwer. Daher müsse jedem, der sich bei den Brandbekämpfern bewerbe, klar sein: „Es gibt auch traurige Einsätze.“ Mit seinen Erlebnissen allein gelassen werde jedoch niemand. „Wir brauchen keine Helden, die das einfach so wegstecken.“ Über belastende Einsätze spreche die Mannschaft. Wie am Montag, als eine Person bei einem Brand in der Eberlestraße in Augsburg schwer verletzt wurde.
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Nur wenige Frauen bei der Augsburger Feuerwehr
226 Männer arbeiten bei der Augsburger Feuerwehr zurzeit mit gerade einmal vier Frauen zusammen. Woran das liegt? „Für die Einstellung gelten die gleichen Kriterien“, erklärt Bechtel. Beim Sporttest seien die Frauen da körperlich einfach oft im Nachteil. Wer bei den Klimmzügen beispielsweise die Bestnote holen will, muss mindestens 15 schaffen – egal ob Mann oder Frau. Für weibliche Anwärter gehe damit oft ein hartes Training einher.
Das werde sich auch in Zukunft nicht ändern, sagt Bechtel. Denn notfalls müsse auch eine zierliche Frau einen stämmigen Mann vom Fleck bewegen können. „Das Interesse ist aber auch nicht so groß." Bei der vergangenen Einstellungsrunde gab es beispielsweise gar keine Bewerberin, erinnert sich Bechtel.
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Die Twitter-Aktion nutzten die Feuerwehren auch, um auf ein weitverbreitetes Problem aufmerksam zu machen. Denn oft gingen bei den Leitstellen Anrufe ein, die eigentlich ein Fall für den ärztlichen Bereitschaftsdienst mit der Nummer 116 117 sind. Wie so ein Notruf abläuft, zeigen etwa die Münchner Feuerwehrleute in einem Video. Ein wichtiger Tipp aller Einsatzkräfte: Immer auf Rückfragen warten!
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