
Ulmer feiern Jubiläum des Münsters - mit Licht- und Schattenseiten

Die Stadt Ulm feiert die Fertigstellung des Hauptturms vor 125 Jahren. Doch der Start verlief mehr als holprig.
Am 31. Mai 1890 ist das Werk endlich vollbracht. Das Münster ist umringt von Menschen, als die 17 Tonnen schwere Kreuzblume auf die Spitze des Turms gesetzt wird. Der Schlusspunkt von 513 Jahren Bauzeit. Der Moment, als der Hauptturm ganz offiziell zum höchsten Kirchturm der Welt wurde. Und der Beginn eines noch immer andauernden Kapitels in der Geschichte des wohl schon seit reichsstädtischer Zeit hoch entwickelten Ulmer Selbstbewusstseins.
Entsprechend weltläufig waren auch die Jubiläumsfeierlichkeiten geplant, mit denen die Stadt „125 Jahre Ulmer Münsterturm“ feiert. Unter der Überschrift „Ulm – weltbekannt“ hatte der von der Stadt angeheuerte Marketing-Experte Jürgen Häusler von internationalen Kunstgrößen und von renommierten Sponsoren fabuliert. Letztlich wurde alles eine Nummer kleiner – aber immer noch groß genug für große Worte. „Wir wollen hoch hinaus, um weit zu blicken“, formulierte es zum Start des Jubiläumsjahres Oberbürgermeister Ivo Gönner – wobei sein Zeigefinger zunächst nach oben und dann nach vorn zeigte. Eine Szene, die in der Jubiläumsausstellung im Stadthaus derzeit in Dauerschleife zu erleben ist.
"Münsterfunzel" - dem Jubiläum nicht würdig?
„Ulmer Weitblick“ heißt das 1,8 Millionen Euro teure Kulturprogramm, mit dem die Stadt die Aufmerksamkeit der Welt auf sich ziehen wollte. Doch stattdessen hagelte es zunächst Kritik aus der Bürgerschaft. Das „Münsterscanning“ des Stuttgarters Joachim Fleischer, das seit Neujahr abends den Turm mit bewegtem Licht illuminiert, ist vielen Ulmern, die auf eine Art Lasershow am Nachthimmel gehofft hatten, zu subtil („Münsterfunzel“).

Schlimmer allerdings traf die Verantwortlichen aber das Aus für das „Ulmer Oratorium“. Dieses hatte die Stadt bei dem für seine aufwendigen und populären Musik-Events bekannten Komponisten Marios Joannou Elia bestellt. Die Welturaufführung sollte ein Fest mit über 400 Ulmer Musikern und Sängern werden, ein Denkmal für die Bürgerstadt, die einst das Wunder des Münsterbaus vollbrachte.
Doch der Komponist wurde nicht pünktlich fertig, und die Organisatoren sagten das Konzert ab. Elia selbst bestreitet seine Schuld. Als Ersatz findet am Freitag und Samstag nun das „Klangfest@125“ statt, bei dem alle für das Oratorium eingeplanten Orchester, Chöre und Einzelmusiker dabei sind. Der Totalschaden dürfte damit abgewendet sein – die erste gemeinsame Probe jedenfalls klang vielversprechend. Das Gefühl, dass den Feierlichkeiten mit dem Oratorium die Spitze weggebrochen ist, bleibt freilich.
Ulmer Bürger zeichneten zum Münster-Jubiläum ihre Bilder
So langsam scheint das Jubiläum jedoch in die Gänge zu kommen, auch wenn sich die überregionale Aufmerksamkeit weiterhin in Grenzen hält. Aber zumindest in Ulm tut sich etwas – und auch im Münster selbst. Dort hat zum einen die Ausstellung „Ich, Ulm“ eröffnet, für die die gebürtige Krumbacherin Doris Graf Ulmer Bürger ihr Bild der Stadt zeichnen ließ und die Ergebnisse anschließend zu bunten Piktogrammen verdichtete. Zum anderen hat das Jubiläumsjahr endlich auch in dem Gotteshaus zu leuchten begonnen: in Form der Installation „Solar Equation“ des kanadisch-mexikanischen Künstlers Rafael Lozano-Hemmer in der Turmhalle. Dahinter verbirgt sich ein Modell der Sonne im Maßstab eins zu 200 Millionen, wobei die Bewegungen der Oberfläche live errechnet werden. Ein Hingucker, der seit seinem Start am Pfingstsonntag die Münsterbesucher geradezu magisch anzieht.
Termine: Klangfest, Tag des Turms, Basketball-Open-Air
Doch noch ist das Jubiläum ja nicht vorbei, und nachdem die Künstler in Vorleistung gegangen sind, soll das Fest in den kommenden Wochen und Monaten auch endlich die breite Bürgerschaft erreichen. So gibt es nach den beiden „Klangfest@125“-Terminen am Sonntag, 31. Mai, einen „Tag des Turms“ im und vor dem Wahrzeichen. Und am 30. August sollen dann die Ulmer Basketballer mit einem Open-Air-Freundschaftsspiel für Unterhaltung auf dem Münsterplatz sorgen. Der Bundesligist hat zuletzt regelmäßig geschafft, was dem Jubiläum bislang misslang: Er spielte international.
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