Vergeigt: Keine Einigung bei der Dirigentensuche
Nachdem Dirigent Simon Rattle die Beriner Philharmoniker 2018 verlassen wird, muss ein neuer Chefdirigent her. Doch die Suche gestaltet sich nicht einfach.
Ist das nun zum Lachen oder zum Weinen? Da sitzen die 124 Musiker des womöglich besten Orchesters der Welt elf Stunden lang zusammen, um ihren künftigen Chefdirigenten zu finden – und können sich nicht einigen. Nicht dass sie von der Frage überrascht gewesen wären, wer denn der Nachfolger des amtierenden Simon Rattle werden soll: Seinen Abschied hat der Engländer schon 2013 verkündigt.
Das Orchester hatte auch schon vor zwei Monaten verlautbart, dass am 11. Mai demokratisch gewählt werden solle – schön medienwirksam mit dem Hinweis darauf, dass die Musiker vor dem Wahlgang ihre Handys abgeben müssten. Der Ort war geheim gehalten worden bis Montag früh, dann war klar, dass die Runde sich in einer Kirche treffen würde. Doch über der Wahl lag kein Segen. Man könnte auch sagen, die Philharmoniker haben’s vergeigt.
Unter Rattle soll das klangliche Profil abgeflacht sein
Woran es lag, darüber lässt sich nur mutmaßen. Offensichtlich ist, dass sich in diesem Fall der Graben durch das Orchester zieht, und wahrscheinlich, dass es dabei um die künstlerische Ausrichtung geht. Dass unter Rattle etwa das klangliche Profil der Berliner abgeflacht sei, war ein immer wieder mal geäußerter Kritiker-Vorbehalt, den wohl auch mancher Musiker im Orchester teilt. Auch aus diesem Grund gibt es bei den Berlinern eine starke Fraktion für Christian Thielemann, der als Fackelträger des romantisch-deutschen Klangs gilt. Freilich, Thielemann polarisiert die Musiker.
Bis zu Rattles Abschied 2018 ist noch Zeit, und die wollen sich die Philharmoniker auch nehmen, die Rede ist von bis zu einem Jahr. Ob das Zusammenspiel beim nächsten Wahlgang besser klappt?
Die Diskussion ist geschlossen.