Vorbild für Deutschland? Ab heute ist der ÖPNV in Luxemburg kostenlos
Luxemburg macht das Bus- und Bahnfahren gratis. Deutschland könnte in der Verkehrspolitik viel lernen vom kleinen Nachbarn, meint der Städte- und Gemeindebund.
Luxemburg kann mit seiner Politik für mehr öffentlichen Nahverkehr ein Modell auch für deutsche Städte und Regionen sein. Dies sagte der Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Alexander Handschuh, der Deutschen Presse-Agentur. Dabei gehe es nicht nur um die Umstellung auf kostenloses Bus- und Bahnfahren im Großherzogtum von diesem Samstag an, sagte Handschuh. Luxemburg könne Vorbild sein, weil es mit einem Gesamtkonzept "sehr konsequent versuche, den öffentlichen Personennahverkehr zu stärken".
Deutscher Städte- und Gemeindebund nimmt Bund, Länder und Kommunen in die Pflicht
Das Gratis-Angebot für öffentliche Verkehrsmittel könne "sicherlich einer der Schritte" der Zukunft auch für Deutschland sein, sagte Handschuh. Allein damit sei die Verkehrswende aber noch nicht geschafft. Entscheidend sei der Umbau des Verkehrsraumes, der Ausbau der Angebote, die Verbesserung der Qualität.
"Wir brauchen einen Masterplan Verkehrswende", forderte Handschuh. "Wir müssen weg von der autogerechten Stadt, wie wir sie in den 1960er und 1970er Jahren geplant und gebaut haben, hin zu einer Stadt, die für die Menschen und die Bürger gemacht ist - und die dann Vorrang einräumt für Radverkehr, für Fußgängerverkehr und für ÖPNV."
Die Verkehrswende bedeute "Milliardenkosten für Deutschland - und sei ein langer Prozess. Bund, Länder und Kommunen müssten "ein bisschen mehr Entschlossenheit an den Tag legen", sagte Handschuh. Der Ein- und Auspendelverkehr in Ballungsräume und der Verkehr in Städten könnten "perspektivisch nicht mehr mit einem Auto und einer Person funktionieren". Es brauche neue Lösungen aus Klimaschutz- und Umweltschutzgründen. Und es gehe um Lebensqualität. "Wenn die Städte immer mehr verstopft sind und die Stauzeiten so zunehmen, dann ist das nicht schön."
Luxemburg führt Gratis-ÖPNV ein: Staatliche Mehrausgaben betragen 41 Millionen Euro im Jahr
Als erstes Land der Welt hat Luxemburg alle öffentlichen Verkehrsmittel gratis gemacht: Seit Samstag braucht man im Großherzogtum für Bus, Bahn und Tram keine Tickets mehr. "Einfach einsteigen und mitfahren!", sagte Luxemburgs Mobilitätsminister François Bausch (Grüne) am Bahnhof Pfaffenthal-Kirchberg zum Start. Er hofft, dass das Gratis-Angebot viele Menschen zum Umsteigen vom Auto in "Öffis" bewegt.
Die Umstellung auf gratis wird im zweitkleinsten Land der EU mit rund 620.000 Einwohnern groß gefeiert. An den Bahnhöfen ertönt Musik: Es wird gerappt, getanzt, gesungen und gerockt. Und in den Zügen und Stadtbahnen verbreiten Künstler mit Mini-Konzerten Partylaune. "Es ist ein großer Tag", sagte Bausch. Am Abend sollte eine große Feier im Betriebshof der Tram mit reichlich DJs steigen.
Der kostenfreie Transport ist Teil eines großen Konzepts zur Verkehrswende in Luxemburg. Parallel dazu werden Bus- und Bahnlinien massiv ausgebaut. Allein auf der Schiene investiert das Land von 2018 bis 2027 gut vier Milliarden Euro. Der Gratis-ÖPNV bedeutet für den Luxemburger Staat Mehrausgaben von 41 Millionen Euro im Jahr. Das Land leidet zunehmend unter chronischen Staus und übervollen Straßen.
Eigentlich hatte der Gratis-Transport am Sonntag (1. März) losgehen sollen. Wegen der Feiern am Samstag hat die Regierung vor wenigen Tagen entschieden, den Start einen Tag vorzuziehen. "Das Interesse weltweit ist riesig", sagte Bausch. (dpa)
Mehr Infos dazu finden Sie hier: Erstes Land: Luxemburg macht Bahn und Bus kostenlos
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