Weltkulturerbe: Galápagos von Roter Liste gestrichen
Buenos Aires/Brasilia/Quito (dpa) - Das Welterbekomitee der UNESCO hat überraschend die Galápagosinseln im Pazifik von der Roten Liste der gefährdeten Kultur- und Naturdenkmäler gestrichen. Das hat das Gremium bei seiner 34. Jahrestagung in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia beschlossen.
Allerdings stimmten die Vertreter der Schweiz, Schwedens und Australiens am Mittwoch (Ortszeit) gegen die Entscheidung, teilte die Organisation mit. Die ecuadorianische Ministerin für Umweltschutz, Marcela Aguiñaga, begrüßte die Streichung von der Roten Liste und bezeichnete dies als "Anerkennung der Anstrengungen Ecuadors bei der Bewahrung der Galápagos".
Viele Naturschützer sehen das jedoch weniger enthusiastisch. Es habe zwar Fortschritte gegeben, "aber die Probleme überwiegen noch", sagte der Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF), Christof Schenck, der Nachrichtenagentur dpa. Zur Streichung von der Roten Liste betonte er: "Wir sehen das durchaus kritisch." Etwa 20 000 Menschen leben dauerhaft auf den Inseln, weitere rund 100 000 Touristen besuchen das Naturparadies jährlich.
Die UNESCO hatte die Galápagosinseln mit der einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt, darunter die Riesenschildkröten, 1978 zum Weltnaturerbe erklärt. Angesichts einer immer stärkeren Zuwanderung vom wesentlich ärmeren Festland sowie eines ausufernden Tourismus wurde die Inselgruppe dann 2007 für gefährdet erklärt. Grund waren vor allem die Umweltschäden durch Müll, Abwässer, Lärm und Ölunfälle.
Am gefährlichsten für das fragile Ökosystem, das Charles Darwin zu der Evolutionstheorie inspirierte, halten Experten jedoch das Eindringen fremder Tier- und Pflanzenarten. Mit jeder Versorgungsladung vom Festland können "blinde Passagiere" auf die Insel gelangen. So bissen wilde Hunde hunderte der trägen Leguane tot, zehntausende Ziegen fraßen den Schildkröten das Futter weg.
Die Regierung in Quito hatte als Gegenmaßnahmen unter anderem die zwangsweise Rücksiedlung von illegalen Bewohnern der Inseln zum Festland angeordnet. Auch soll der Tourismus besser kontrolliert und die Fähigkeit der Inseln zur Selbstversorgung mit Lebensmitteln und Energie aus Sonnen- und Windkraft verbessert werden. Die Streichung sei jedoch "verfrüht", kritisierte auch die Generalsekretärin der Nichtregierungsorganisation IUCN, Julia Marton-Lefèvre. Jetzt müsse es darum gehen, die Schutzmaßnahmen weiter konsequent umzusetzen.
Edwin Naula, der Direktor des Nationalparks Galápagos, betonte, "die Tatsache, dass wir von der Roten Liste gestrichen wurden, verpflichtet uns nun noch mehr, alles für die Verwirklichung der Maßnahmen zu tun, die eine nachhaltige Entwicklung der Inseln garantieren". Damit wird aber auch der schmale Grad sichtbar, auf dem die Bewahrer des Naturparadieses balancieren: Verarmte Inselbewohner sind nicht zum Umweltschutz fähig, Wohlstand kann aber nur aus dem Tourismus kommen. Viele der Touristen besuchen die Inseln nur von Luxus-Schiffen aus, die den Inselbewohnern keine Einnahmen bringen.
Schenck fordert deshalb: "Die gesamte Wirtschaft muss umgestellt werden." Auf alle Importartikel - von Treibstoff bis zum Plastikspielzeug aus China - müsse eine "Biodiversitätssteuer" erhoben werden, um die echten Preise für die Artikel deutlich zu machen. Mit den Einnahmen könne die lokale Wirtschaft gestärkt werden. Ein "Neues Galápagos" könne als Pilotprojekt der ganzen Welt zeigen, wie solche einzigartigen Naturschätze bewahrt werden könnten.
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