Wenn Flugzeuge verschwinden: Was unterscheidet QZ8501 von MH370?
Zwei verschwundene Maschinen und doch zwei völlig unterschiedliche Fälle: QZ8501 weckt Erinnerungen an den verschollenen Flug MH370. Doch im Detail lief es diesmal ganz anders ab.
Eines der größten Rätsel der Luftfahrt liegt noch nicht lange zurück: Neun Monate sind seit dem Verschwinden von Malaysia Airlines-Flug MH370 vergangen. Von der Maschine fehlt bis heute jede Spur. Mit jeder Stunde, die vergeblich nach AirAsia-Flug QZ8501 gesucht wird, stellt sich dringender die Frage: Wiederholt sich das Drama? Schauplatz ist wieder Südostasien, betroffen ist wieder eine malaysische Airline, der Pilot hat wieder keinen Notruf abgesetzt. Die Situation ist bei beiden Flügen aber völlig unterschiedlich.
Sind nicht beide Maschinen verschwunden, ohne dass die Piloten Alarm ausgelöst haben?
Das stimmt. Allerdings gab es bei MH370 eine Reihe technischer Merkwürdigkeiten, bei QZ8501 nicht. An Bord von MH370 wurden nach Überzeugung der Ermittler Geräte, die technische Daten automatisch an die Bodenkontrolle liefern, von Hand abgestellt. Bei QZ8501 sendeten die Geräte bis zum Kontaktabbruch einwandfrei. MH370 drehte ohne Rücksprache mit dem Tower vom Kurs ab. QZ8501 bat die Bodenkontrolle dagegen um eine Kursänderung wegen schlechten Wetters.
Waren nicht beide Maschinen völlig problemlos auf einer Flughöhe unterwegs, in der statistisch die wenigsten Unfälle passieren?
Das stimmt. Während aber bei MH370 die Auswertung aller Wetterkarten ergab, dass die Maschine in ungetrübtem Nachthimmel flog, meldete der Pilot von QZ8501 eine Gewitterfront vor sich. Das bestätigen die Wetterkarten. Piloten versuchen immer, Gewittergebiete weiträumig zu umfliegen, weil darin heftige Turbulenzen drohen.
Muss man nicht bei beiden Flügen auch einen Anschlag, eine Entführung oder einen Selbstmord des Piloten annehmen?
Theoretisch ja. So lange die Maschinen nicht gefunden sind, kann keine Unglücksursache ausgeschlossen werden. Bei MH370 gab es aber Verdachtsmomente, die auf mehr als ein Unglück hinweisen: etwa die von Hand abgestellten Geräte an Bord, der Pilot, der zu Hause auf dem Flugsimulator Anflüge auf kleine Inseln im Indischen Ozean übte. Bei QZ8501 liegen bislang keine Hinweise auf ungewöhnliche Vorgänge an Bord oder verdächtiges Verhalten des Piloten vor.
Malaysia Airlines hat sich mit Informationen in den ersten Tagen ja reichlich schwer getan. Droht so etwas auch bei AirAsia?
Es sieht nicht so aus. Bei der staatlichen Malaysia Airlines war die Informationslage in den ersten Tagen chaotisch. Nachrichten kamen spät und häppchenweise, vieles widersprach sich. Der private Billigflieger AirAsia war wenige Stunden nach dem Kontaktabbruch mit umfangreichen Informationen auf Facebook. Airline-Chef Tony Fernandes war auf dem ersten Flieger nach Surabaya, um den Angehörigen der Insassen beizustehen.
Kann die Suche nach QZ8501 ähnlich frustrierend werden wie bei MH370?
Unwahrscheinlich. MH370 ist wahrscheinlich mehr als 1000 Kilometer von jeder Küste entfernt in einen wenig erforschten Teil des Indischen Ozeans gestürzt. Allein die Anreise in das Suchgebiet ist lang und gefährlich. Die See ist dort fast immer rau, das Meer teils mehr als 5000 Meter tief. QZ8501 wird dagegen in der Javasee vermutet, die nächsten Flughäfen sind nur ein paar hundert Kilometer entfernt und es ist ein sehr befahrener Seeweg. Das Meer ist teils nur 40, 50 Meter tief. Ein Wrack könnte dort schnell gefunden werden. dpa
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