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Ernährung
26.09.2015

Werden Insekten-Snacks bald in aller Munde sein?

Der Insekten-Lolli mit essbarer Grille. Werden wir bald Insekten statt Schweinefleisch essen? Insekten sind zumindest sehr viel besser für die Umwelt.
Foto: Archivbild: Christoph Schmidt, dpa

Insekten sollen einmal unser Welternährungsproblem lösen. Auch in Deutschland werden sie schon verzehrt. Eine Geschichte von Insekten-Snacks.

Da liegt es nun, klein und braun, und will geöffnet, der Inhalt gegessen werden. Die Vorfreude auf ein Probierpaket war schon mal größer. Ein blau-durchsichtiger Lutscher mit Mehlwurm. Dazu das Starter-Set mit sechs Heuschrecken im hübschen Glasröhrchen. Noch ein Röhrchen mit gut hundert ein Zentimeter großen Buffalo-Würmern. Alles fertig für die Pfanne. Ein bisschen Fett, ein bisschen Salz, Pfeffer, Gewürze… Ganz klassisch halt. So geht’s. Aber muss man wirklich alles essen, um die Welt zu retten? Langsam erhitzt sich das Fett in der Pfanne.

Die Welt retten! Insekten gelten derzeit als Hoffnungsträger, um in Zukunft die Ernährung der Weltbevölkerung sichern zu können. Schon lange machen sich Wissenschaftler Gedanken, wie bald neun Milliarden Menschen auf diesem Globus täglich satt werden können. 70 Prozent aller Agrarflächen weltweit werden für Viehzucht genutzt, beziehungsweise es wachsen Pflanzen darauf, die dann wieder als Futtermittel verwendet werden.

Der Spielraum nach oben ist schon heute begrenzt. Ist es vielleicht bald gar kein Luxusproblem mehr, darüber nachzudenken, ob Insekten lecker schmecken oder nicht, sondern in absehbarer Zeit schlichtweg Notwendigkeit? Die Ernährungs- und Landwirtschaftsbehörde der Vereinten Nationen wirbt jedenfalls seit einigen Jahren für den Verzehr von Insekten als mögliche Lösung drohender Nahrungsmittelkrisen und fordert die westlichen Industrienationen auf, ihre Vorurteile gegenüber der Feinkost Käfer abzubauen.

Für Milliarden Menschen sind Insekten als Nahrung alltäglich

Haben wir vielleicht viel zu lange unterschätzt, was für ein Potenzial da um uns herum kriecht und krabbelt? Inzwischen forschen auch deutsche Wissenschaftler, wie Heuschrecken, Grillen oder Maden eine Alternative zu Rind, Schwein und Geflügel sein könnten. Insekten gelten als effektive Eiweißlieferanten. Heuschrecken etwa haben einen Proteingehalt von 50 Prozent. Rindfleisch erzielt den gleichen Wert. Allerdings werden acht Kilo Futter benötigt, um ein Kilo Rindermasse zu produzieren. Bei Insekten kann ein Kilo Insektenmasse bereits mit zwei Kilo Futter erzielt werden.

Der biologische Hintergrund: Die wechselwarmen Tiere verbrauchen kaum Energie, um ihre Körpertemperatur konstant zu halten. Kalorienarme Proteinbomben also – wäre da nur nicht dieses Igitt-Gefühl ganz tief in der Magengrube.

Für gut zwei Milliarden Menschen der Welt zählen Insekten hingegen zum täglichen Bestandteil ihrer Ernährung. Beinahe eine Million Insektenarten ist bekannt, 2000 gelten als essbar. In Kambodscha oder Thailand etwa gibt es geröstete Heuschrecken als schnellen Snack an der Straßenecke. In Brasilien schwört ein Stamm auf eine bestimmte Art der BlattschneiderAmeise.

Ihr Geschmack erinnere stark an Zitronengras mit Anklängen von Ingwer und Kardamom, schwärmt der Starkoch Alex Atala. Auch in Mexiko stehen Ameisen hoch im Kurs. Die Larven in Knoblauch und Öl gebraten gelten als beliebte und zugleich teure Vorspeise. Und der Schnaps Mezcal ist ohne Agavenraupe nicht vollständig.

In Europa hingegen werden Larven, Würmer und Käfer bestenfalls auf dem Komposthaufen akzeptiert aber keinesfalls im Kochtopf. Niemand würde hierzulande in einen Mehlwurm beißen, als sei er nur ein viel zu kurz geratenes Wienerle. Ausnahme Sardinien. Der Käse Casu Marzu entwickelt erst durch die Larve einer kleinen Fliege sein perfektes Aroma.

Der Geschmack von Insekten ist gewöhnungsbedürftig

Und die Made in Germany? Vergangenen Montag kamen in Magdeburg zum ersten Mal Wissenschaftler zu einer Tagung mit dem Namen „Insecta“ zusammen. Das Leitthema, das sich durch fast alle Vorträge zog: Wie können in Europa Vorurteile gegenüber dem Verzehr von Insekten abgebaut werden? Auf der Tagesordnung liest sich das so: „Erhebung der Verbraucherakzeptanz für Insekten als Lebensmittel, dem Superfood der Zukunft“.

Vielleicht muss man noch mal neu nachdenken: Ist Schnitzel aus Insektenpulver vielleicht gar nicht ekliger als etwa Presshuhnfleisch, das etwa für Chickennuggets verwendet wird? Oder das Billighack aus dem Supermarkt? Noch seien allerdings die Erkenntnisse über Rückstände von Pestiziden, Schwermetallen oder Wachstumshormonen in Insektenfleisch nicht gesichert.

Anruf bei Folke Dammann. Der junge Kommunikationsdesigner mit dem blonden Drei-Tage-Bart hat ein Insekten-Kochbuch geschrieben. Seitdem ist er ein gefragter Mann in den Medien. Er hat den Zeitgeist getroffen; dieses Bedürfnis, sich moralisch korrekt und ressourcenschonend zu ernähren und doch aus der breiten Masse durch einen ausgefallenen Lebensstil herauszustechen. Zu Dammanns Kunden zählen Umweltschützer, Asienreisende, Outdoor-Kaufhäuser, wo er immer wieder Verköstigungen anbietet – und seit kurzem auch ein Rewe am Münchner Hauptbahnhof. Dammann ist der Absender des Probierpakets, denn er hat sich einen Insektenhandel im Internet aufgebaut.

Wie schmecken Heuschrecken, Maden und Mehlwürmer? „Man darf sich Insekten keinesfalls glibbrig vorstellen“, sagt Dammann. Eher knusprig. Das liege daran, dass die Tiere noch in der Zucht gefriergetrocknet und dann in der Pfanne frittiert würden. Bei Heuschrecken sei der Panzer weniger hart als bei Garnelen, deswegen könne er mitgegessen werden. Die haarigen Sprungbeine und die Flügel sollten allerdings entfernt werden. Nussig sei der Geschmack.

Bei der Entwicklung der Rezepte war es ihm wichtig, Insekten als ganz normale Zutat in herkömmliche Gerichte einzubauen. Also Thai Curry mit Mehlwürmern anstelle von Putenfleisch. Pizza mit Heuschrecken statt Salami. Insekten-Galette mit Camenbert, Couscous mit gerösteten Grillen, Weißbrot mit würziger Insekten-Paste lauten weitere seiner Rezeptvorschläge.

Seit zweieinhalb Jahren betreibt Dammann seinen Insektenhandel mit Firmensitz in Witzeeze, Schleswig-Holstein – mittlerweile hauptberuflich. Ausschlaggebend sei für ihn jener Bericht der Vereinten Nationen gewesen, der Insekten als Nahrungsmittel auch der westlichen Welt empfahl. „Das wollte ich mal ausprobieren.“ Der erste Versuch? „Das war schon ungewohnt“, erinnert sich Damman. „Aber ich esse ja auch Schnecken, Muscheln und Garnelen.“

Gibt es bald Skorpion-Lollies?

Wie darf man sich nun seinen täglichen Speiseplan vorstellen? Morgens Mehlwurm, dann Grille als knusprigen Gaumenkitzel, für den kleinen Hunger zwischendurch den lecker Skorpion-Lolli? Dammann lacht am Telefon. Übertreiben dürfe man es auch nicht, schließlich gebe es noch keine Massenproduktion von Insekten. Und: Der Verzehr von Insekten sei eine „kostspielige Angelegenheit“. 25 Gramm Insektenmischung kosten 11,99 Euro, 100 Gramm kommen auf 47,96 Euro. Die Schokolade mit gerösteten Mehlwürmern (10 Gramm) kostet 2,99 Euro. Die Rettung der Welt gibt es nicht zum Spottpreis. Liest man ein wenig auf Dammanns Homepage und in den Internetforen, merkt man schnell, dass es durchaus auch darum geht: ein Tabu zu brechen, eine Ekelgrenze zu überwinden, sich ein bisschen Dschungelcamp in die Ikea-Küche zu holen.

„Ein Oberwitz“, poltert Georg Reitmaier ins Telefon. Insekten als Superfood der Zukunft, das haut seiner Meinung nach nicht hin. Der 49-Jährige betreibt seit gut 20 Jahren bei Türkheim (Landkreis Unterallgäu) Bug International, eine riesige Insektenzucht. Drei bis sechs Millionen Grillen, Heuschrecken und Schwarzkäferlarven und vieles mehr schlüpfen täglich in der 10000 Quadratmeter großen Halle im Irsinger Gewerbegebiet. Bug International ist Reitmaiers Angaben zufolge „Weltmarktführer nach westlichen Standards“. Die Lebensmittelzulassung hätte Reitmaier sogar, er könnte also Feinkostläden, Supermärkte oder interessierte Privatleute beliefern, doch der Absatz liege im Promillebereich seines Umsatzes.

Reitmaier produziert für den Zoohandel und zuweilen für einige Sterneköche. Insektenzucht als Wunderwaffe gegen eine Nahrungsmittelkrise? „Schlichtweg Käse!“, so Reitmaier. Der Produktionsaufwand sei viel zu hoch. Die Tiere müssten bei konstant 34 Grad gezüchtet werden, der Desinfektionsbedarf sei riesig. Ebenso der Ressourcenverbrauch: 15 Tonnen Getreide vertilgen die Krabbler in Irsingen Woche für Woche. „Davon könnten Sie viele Menschen ernähren“, sagt der Kaufmann, der als junger Reptiliensammler begann, Insekten als Nahrung für seine Tiere zu züchten.

Heuschrecken werden wie Chips weggefuttert

Natürlich kennt er seine Ware. „Insekten schmecken nach nichts.“ Niemals käme er auf die Idee, einen Mehlwurm zu essen, „der hat Mastschweinqualität“. Heuschrecken, die mit der richtigen Gewürzmischung wie Chips schmeckten, biete er aber durchaus seinen privaten Gästen an. „Die finden das cool.“ Hundert Stück pro Mann würden da im Laufe eines Abends locker weggeknabbert.

Okay, okay… Das Fett ist heiß genug. Wir braten an: Sechs Heuschrecken und einen Esslöffel der kleinen Buffalo-Würmer, die Larven des Getreideschimmelkäfers. In einer anderen Pfanne schmilzt Puderzucker, um auch noch die süße Variante zu probieren. Das Geschmackserlebnis: unbedeutend. In der süßen Variante schmeckt man Karamell und sonst nichts anderes. Die Konsistenz: knuspriges Esspapier. Das Fazit: Es ist weniger schlimm als gedacht. Aber es schmeckt ziemlich fad, die Welt zu retten.

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