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Brückeneinsturz
18.09.2018

Wie Genua nach dem Brückeneinsturz weiterlebt

Ein Bild, das noch immer unvorstellbar wirkt: In Genua ist vor einem Monat die Morandi-Brücke eingestürzt.
2 Bilder
Ein Bild, das noch immer unvorstellbar wirkt: In Genua ist vor einem Monat die Morandi-Brücke eingestürzt.
Foto: Lena Klimkeit, dpa

Seit einem Monat klafft eine Lücke über Genua. Die Menschen, die nahe der Brücke gewohnt haben, wollen zurück. Und dann ist da die Frage, wie es weitergeht.

Für Iris Bonacci hat die wahre Katastrophe von Genua erst angefangen, als die Brücke bereits eingestürzt war. Sie erinnert sich an den 14. August als einen Tag, der heiß, schwül und voller Blitze war. In das Gewitter mischte sich plötzlich dieses sehr lange Donnern. Und Schreie, bei denen sie ahnte, dass etwas passiert sein musste. Dann hat die 55-Jährige eine SMS bekommen, in der stand, die Brücke sei eingestürzt. Da war sie noch in ihrer Wohnung, direkt darunter. „Aber von meinem Balkon aus habe ich sie noch gesehen. Für mich war die Brücke noch ganz.“ Erst, als sie unten auf der Straße stand, sah sie die riesige Lücke. „Da habe ich verstanden, dass es wahr ist.“

Etwa 180 Meter, die ein halbes Jahrhundert lang den Osten mit dem Westen Genuas verbunden haben, sind an jenem Sommertag um 11.36 Uhr in die Tiefe gestürzt. Mit ihnen mehr als 30 Autos und drei Lastwagen. Die Tragödie nahm 43 Menschen das Leben und einer ganzen Stadt ihre Routine.

Auch einen Monat später ragen die zwei monströsen Betonstümpfe in den Himmel über Genua. Wenn eine Straße mitten im Nichts endet, dann durchzuckt es einen schon beim Anblick. Unglaublich, nicht möglich, unfassbar sind die Worte, die einem in den Sinn kommen. 5000 Lastwagen sollen die Brücke jeden Tag überquert haben, mehr als 25 Millionen Fahrzeuge pro Jahr. Jetzt hört man nichts mehr. Die Brücke und ihr Rauschen sind verstummt. Stattdessen klafft eine offene Wunde über Genua.

Wer nach Genua gefahren ist, kennt auch die Brücke 

Das Viadukt galt einst als Allheilmittel für die Verkehrsprobleme der Stadt, die eingepfercht zwischen Meer und Bergen liegt. Gebaut wurde es, als die Häuser längst da waren. 1967 hat man die Konstruktion von Architekt Riccardo Morandi eröffnet. Damals beeindruckte an der 1100 Meter langen Schrägseilbrücke, dass sie streckenweise über dem Polcevera-Tal zu schweben schien, ohne dass dafür viele Pfeiler in die Ebene gerammt werden mussten.

Die Brücke verband die Stadt mit dem Meer, dem Hafen, der zu den wichtigsten in Südeuropa zählt. Aber auch mit Südfrankreich und anliegenden Regionen in Italien. Wer aus Genua kommt, ist womöglich viele tausende Male über das Polcevera-Viadukt gefahren. Jeder wusste: Erst kommt der dunkle Tunnel, dann eine fiese Kurve, dann meistens der Stau. Je älter die Brücke wurde, desto mehr mussten die in Beton eingepackten Stahlseile an den Pylonen, den Pfeilern, tragen.

Iris Bonacci ist nicht danach, sich im Angesicht des Ortes der Tragödie zu treffen. Aber sie will darüber reden. Eine kurze Begrüßung, dann bricht es aus ihr heraus. Ob sie je auf ihre 103 Quadratmeter zurückkehren kann, die sie doch erst vor acht Monaten bezogen hatte? Diese Hoffnung hat die Lehrerin längst aufgegeben. „Aber Erinnerungen eines ganzen Lebens sind noch dort“, sagt sie, ihre helle Stimme ganz dünn vor Aufregung.

Sensoren an der Brücke sollen zeigen, wie stabil sie noch ist

Viele der 558 Ausquartierten verstehen nicht, warum sie nicht kurz in ihre Wohnungen zurückkönnen. Wenigstens, um persönliche Dinge zu holen. Die Überreste der Brücke stünden schließlich noch dort wie vor einem Monat. Was soll da schon passieren? Experten allerdings stufen beide Seiten als bedenklich ein. Noch immer könnten Teile abstürzen. Am Wochenende brachte die Feuerwehr Sensoren am Rumpf der Brücke an. Sie sollen Aufschluss darüber geben, wie stabil das Viadukt noch ist. Davon hängt ab, ob Iris Bonacci und die anderen Anwohner zumindest kurz in ihre Wohnungen zurückkehren dürfen. „Wir sind sauer, wir sind am Warten“, sagt die Lehrerin. „Wir haben keine Zukunft und nicht mal mehr eine Gegenwart.“

Über die Baumkronen an der Via Walter Fillak ragt Pylon Nummer zehn hinaus. Anders als die Nummer neun ist er stehen geblieben. Für Silvia Varani war die Brücke nur vier Tage lang ein Nachbar, für Mariella 38 Jahre lang. Auch wenn beide nicht mehr hier wohnen können, sie kommen immer noch her, an die Absperrung zur „roten Zone“, wo sich Ausquartierte und Helfer treffen. Hilfsorganisationen haben Zelte aufgestellt, in denen sich die Nachbarn treffen können. Mariella vermisst die vertrauten Gesichter, auch wenn sie ihnen auf der Straße oft nur ein „Ciao, buongiorno!“ zugerufen habe. Ihre Wohnung ist einen Steinwurf entfernt und doch unerreichbar. Sie tupft die Tränen weg.

Silvia Varani kann seit dem Einsturz der Morandi-Brücke nicht in ihre Wohnung zurück.
Foto: Lena Klimkeit, dpa

„Die ersten Tage nach dem Unglück war diese Stille das Schlimmste“, sagt Mariella. „Es war unheimlich. Man hat ja nicht nur den Verkehr gehört. Sonst liefen immer die Fernseher, die Kinder schrien auf der Straße. Dann war alles tot.“ Silvia hat der Stress zugesetzt. Sie war gerade erst eingezogen, die Möbel waren aufgebaut, da stürzte die Brücke zusammen. Sie habe sieben Kilo abgenommen, sagt die 45-Jährige, oft schlafe sie nicht länger als zwei Stunden. „Wir sind gestresst, müde“, sagt sie. Aber sie sagt auch, dass die Stadt viel für die Betroffenen tue. Dass Genua sich so schnell nicht unterkriegen lasse.

Es könnten die Worte von Bürgermeister Marco Bucci sein. Der ehemalige Pharma-Manager will nicht im Krisen-Modus verharren. Er lässt sich in den Schreibtischstuhl zurückfallen, hebt die Arme und sagt: „Wenn wir die Sache aus einer Höhe von zehntausend Metern betrachten, ist in Genua eine Brücke zusammengestürzt. That’s it.“

Der Bürgermeister hat einen Plan

Auch wenn Bucci abgeklärt klingt: Er ist wohl der Letzte, der die Ereignisse vom 14. August herunterspielen würde. Zu groß ist der Schock, zu tief die Trauer in der Stadt. Am vergangenen Freitag hat Genua der 43 Opfer gedacht. Um 11.36 Uhr, zu dem Zeitpunkt, als das Polcevera-Viadukt einen Monat zuvor eingestürzt war, stand das Leben still. Eine Minute lang waren nur die Kirchenglocken und die Schiffshörner am Hafen zu hören.

Bürgermeister Bucci weiß, dass das Leben in Genua weitergehen muss. Schließlich ist die Liste an Problemen lang. „Die erste Notwendigkeit ist: den Ausquartierten ein Zuhause geben. Die zweite: die Mobilität wieder herstellen. Die dritte: die Brücke abreißen. Die vierte: die Brücke bauen“, sagt er mit ruhiger Stimme.

Doch das klingt einfacher, als es ist. Der Staub unter der eingestürzten Morandi-Brücke war noch nicht gesackt, die Staatsanwaltschaft hatte ihre Ermittlungen noch nicht aufgenommen, da begann die populistische Regierung in Rom schon mit der Jagd nach den Schuldigen. Innenminister Matteo Salvini von der rechtsnationalen Lega polterte gegen die EU, die Italien mit ihrem Spardiktat unter Druck setze – vor allem aber gegen Autostrade per l’Italia, den Betreiber der maroden Autobahnbrücke von Genua und die dahinter stehende Unternehmerfamilie Benetton.

Seither bestimmt der Disput zwischen Regierung und Autobahngesellschaft die Schlagzeilen. Nach dem Willen von Verkehrsminister Danilo Toninelli muss der Betreiber die Kosten für eine neue Brücke tragen, den Bau aber solle ein öffentlicher Träger übernehmen. Autostrade per l’Italia beharrt hingegen darauf, das selbst in die Hand zu nehmen. Die Regierung hat zudem angekündigt, der Gesellschaft die Konzession, die noch bis zum Jahr 2038 läuft, zu entziehen. Wie der Streit zwischen beiden Seiten ausgehen wird, ist kaum abzusehen.

Auf etwa 180 Metern stürzte die Brücke ein. 43 Menschen kamen ums Leben.
Foto: Lena Klimkeit, dpa

Die neue Brücke in Genua soll 1000 Jahre halten

Selbst darüber, wie die neue Brücke aussehen soll, gehen die Meinungen auseinander. Autostrade per l’Italia hat einen Entwurf für eine Eisenbrücke vorgelegt, die in acht bis zwölf Monaten entstehen könnte. Auch der Star-Architekt Renzo Piano will seiner Heimatstadt eine neue Brücke bauen. Eine, die nur von Stützpfeilern getragen wird und nicht mehr von Spannseilen. Denn als wahrscheinlichste Ursache für den Einsturz gilt, dass mindestens eines der betonumhüllten Spannseile der Morandi-Brücke riss. „Es wird eine nüchterne Brücke sein, sicher und leicht zu warten, die 1000 Jahre hält und die ganze Stadt repräsentiert“, verspricht er.

Es ist die Variante, die auch Genuas Bürgermeister bevorzugt. Wenn man Piano und sein Team arbeiten lasse, könne mit der Zerlegung der Brücke im Oktober begonnen werden, sagt Bucci. Ende 2019 soll dann die neue Brücke fertig sein, heißt es. Doch daran glaubt in Genua so gut wie niemand. Bisher sind noch nicht einmal die Räumarbeiten beendet, noch immer liegen Betonteile auf den Bahngleisen.

Und es ist ja nicht nur das. „Italien ist sehr gut darin, unmöglich zu machen, dass es schnell geht“, sagt Giuseppe Costa. Der Unternehmer verwaltet das Aquarium am Hafen, auch er ist pragmatisch, er braucht Touristen für sein Geschäft. Das Problem: „Die Leute von außerhalb denken, dass Genua nicht mehr erreichbar ist.“ Dennoch stornierten die Leute. Seit dem Unglück seien 40 bis 50 Prozent weniger gekommen, um sich die Delfine, Seesterne und Haie anzusehen. „Genua trauert jetzt wirtschaftlich“, sagt Costa.

„In gewisser Weise ist der Einsturz für jeden hier ein Opfer“, sagt Ludovica Migliorino. Je mehr Zeit seit dem Einsturz vergehe, desto klarer werde, was er für die Stadt bedeute. Die Straßen in Genua sind verstopft. Früher waren unter der Morandi-Brücke 15000 Fahrzeuge am Tag unterwegs, jetzt sind es 400000. Egal, ob im Bus, im Restaurant oder auf der Straße – ständig wird über die Brücke geredet oder über die Umwege, die nun genommen werden müssen. Dass nichts mehr ist, wie es vorher war, spüre man selbst an der Käsetheke, sagt die junge Frau. Für einige Bauern, die von außerhalb kommen, ist der Umweg einfach zu groß.

Ludovica Migliorino schaut sich an diesem Tag die zerstörte Brücke zum ersten Mal aus der Nähe an. Sie erblickt das Haus ihrer Mutter, das nördlich des Viadukts steht. Es wurde immer von der Brücke verdeckt. Der Einsturz, er hat das Panorama im Tal verändert. „Der Anblick geht mir emotional sehr nah“, sagt ihr Freund Guido Paliaga.

Guido Paliaga und Ludovica Migliorino blicken auf die eingestürzte Morandi-Brücke.
Foto: Lena Klimkeit, dpa

Solange sie noch stehen, sind die Überreste der Brücke ein Mahnmal. Ein Rollerfahrer hält am Straßenrand an und hält inne. Eine Frau steigt aus ihrem Wagen, holt zaghaft ihre Kamera heraus. Ein Paar steht Arm in Arm zusammen. Wie um sich zu vergewissern, dass nicht alles nur ein böser Traum war. (mit dpa)

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