Wie chaotische Hochzeitskorsos die Polizei auf Trab halten
In Nordrhein-Westfalen sollen Flyer und Helikopter gegen Autokorsos helfen. Und wie ist die Lage in Bayern?
Qualmende Reifen, blockierte Straßen und schließlich fallen auch noch Schüsse. Was klingt wie eine Szene aus einem Actionfilm passiert in Wirklichkeit immer wieder im Rahmen von Hochzeiten: Autokorsos feiernder Menschen machen regelmäßig von sich reden. Besonders in Nordrhein-Westfalen beschäftigen sie die Polizei. Das dortige Innenministerium will deshalb durchgreifen, und zwar unter anderem mit Flyern.
Die sollen bei Hochzeitsfeiern ausgelegt werden und rufen den Gästen einige Verhaltensregeln ins Gedächtnis. Unter anderem heißt es darin, dass keine Waffen mitgeführt werden dürfen und Verkehrsregeln beachtet werden müssen. Andernfalls drohten Punkte in Flensburg oder sogar Haftstrafen. Das Bundesland hat allen Grund durchzugreifen: Allein in den vergangenen zwei Monaten musste die Polizei dort 129 Mal zu Hochzeitsfeiern ausrücken.
In Bayern sind Hochzeitskorsos selten
Besonders bei türkischen Hochzeiten seien solche Autokorsos immer öfter üblich, sagt Stephan Hegger von der Polizeigewerkschaft Nordrhein-Westfalen. „Da wird der Verkehr angehalten, um Selfies auf der Autobahn zu machen. Das ist kein kleiner Ordnungsverstoß, sondern eine Straftat. Das müssen wir deutlich machen.“ Die Gewerkschaft unterstütze den Vorstoß des Innenministeriums, auch, weil die Belastung für de Beamten größer werde. „Um die Beteiligten zu belangen, muss akribisch ermittelt werden, wer wann wo gefahren ist und wer jemand anderen zu gefährlichen Manövern angestiftet hat. Das ist viel Aufwand.“
Doch auch in Bayern sind solche Hochzeitskorsos unterwegs. Erst Mitte Mai beschlagnahmte die Polizei in Unterfranken 14 Führerscheine von Fahrern, die im Februar auf der A3 nahe Aschaffenburg durch gefährliche Bremsmanöver und Schüsse aus Schreckschusspistolen auffällig wurden. Insgesamt werde deshalb gegen 40 Beschuldigte ermittelt, heißt es bei der Polizei in Unterfranken.
Nordrhein-Westfalen will auch Helikopter einsetzen
Dem bayerischen Innenministerium zufolge kommen Hochzeitskorsos in Bayern jedoch nur selten vor. Im ganzen Jahr 2018 habe es lediglich 14 Fälle gegeben. Von einem Trend könne man deshalb nicht sprechen. Zusätzliche Maßnahmen wie Flyer seien nicht geplant.
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) will übrigens noch mehr tun: Auch Helikopter sollen zur Verfolgung von Hochzeitskorsos eingesetzt werden, wenn Fahrer Staus verursachen oder Verkehrsteilnehmer gefährden.
Die Diskussion ist geschlossen.