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Gendermedizin
26.06.2020

Wie die Medizin Frauen lange Zeit vergessen hat

In der Medizin fehlen oft die Daten zu Symptomen und Krankheitsverläufen von Frauen.
Foto: Peter Endig, dpa (Symbol)

Erst in jüngster Zeit hat sich unter Ärzten ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass Frauen und Männer unterschiedlich sind. Das kann gravierende Folgen haben.

Frauen und Männer sind nicht gleich. Das ist eigentlich nichts Neues - und doch eine Tatsache, die die Medizin lange Zeit ignoriert hat. Und zum Teil immer noch ignoriert. Besonders dramatisch - gar lebensgefährlich - kann das bei Herzinfarkten werden. Denn die Symptome, die Männer und Frauen haben, können sehr unterschiedlich sein. Die Folge: Bei Frauen wird ein Herzinfarkt oft zu spät als solcher erkannt. Bei Männern hingegen ist die Situation sofort klar.

Der Mann als Norm: Frauen werden in vielen Statistiken einfach ignoriert

Dass Daten über Frauen bei wissenschaftlichen Untersuchungen oft nicht mit erhoben oder getrennt ausgewiesen werden, hat die britische Autorin Caroline Criado-Perez in ihrem Buch "Unsichtbare Frauen" ausführlich beschrieben. Sie zeigt zum Beispiel, dass Smartphones so gestaltet sind, dass sie perfekt in Männerhände passen. Für Frauenhände aber oft zu groß sind. Oder sie beschreibt anhand der schwedischen Stadt Karlskoga, dass die Organisation des Winterdienstes in einer Stadt eher an die Bedürfnisse von Männern angepasst ist, als an jene von Frauen. Denn Männer fahren morgens häufiger mit dem Auto - und Straßen werden meist als erstes geräumt. Frauen gehen hingegen oft zu Fuß oder nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel. Doch Fußwege oder Seitenstraßen haben beim Winterdienst keine Priorität. Die Folge: In Karlskoga kamen im Winter vor allem Frauen nach Unfällen ins Krankenhaus. Als die Stadt ihren Winterdienst umstellte und Gehwege zuerst freiräumte, sank auch die Zahl der Frauen, die im Winter nach Unfällen ins Krankenhaus kamen.

Nun kann man darüber streiten, wie wichtig solchen Daten zu Frauen und zum Winterdienst sind. Genau zu wissen, wie Frauen und Männer auf eine medizinische Behandlung reagieren, kann aber entscheidend sein. Doch das Bewusstsein dafür sickere in der Medizin erst langsam durch, erzählt Christiane Groß. Sie ist Fachärztin für Allgemeinmedizin, Psychotherapie und Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes. In jüngster Zeit sei sie zwar immer wieder zu Vorträgen über die Gendermedizin - so lautet der Fachbegriff für die Forschungsrichtung der Medizin, die sich mit den Unterschieden von Männern und Frauen befasst - eingeladen worden. "Aber wenn ich dann ins Publikum blicke, sitzen dort vor allem Frauen. Männer interessiert das Thema offenbar weniger", erzählt sie. Auch während des Medizinstudiums spielt das Thema anscheinend eine untergeordnete Rolle - das ist zumindest das Ergebnis einer Blitzumfrage, die der Deutsche Ärztinnenbund im April unter seinen studierenden Mitgliedern durchgeführt hat. Nur etwa ein Viertel der Befragten gab an, dass Ringvorlesungen, Seminare oder Workshops zur Gendermedizin auf ihrem Lehrplan standen.

Frauen haben andere Symptome beim Herzinfarkt als Männer

Doch wie wichtig das Thema ist, wird eben am Herzinfarkt klar. Die häufigsten Symptome eines Herzinfarkts bei Männern und bei Frauen sind Schmerzen, ein Druckgefühl oder Unwohlsein im Brustraum. Bei Frauen kommen aber noch andere Symptome hinzu: Unwohlsein im Nacken, Kiefer, Schultern, oberem Rücken oder Bauch, Atemnot, Übelkeit und Erbrechen, Schwitzen, Benommenheit und Schwindel oder unerklärliche Müdigkeit. Wenn Frauen mit solchen Beschwerden zum Arzt kommen, erkennt der oft nicht sofort, um was es sich handelt. Viele Frauen nehmen ihre Beschwerden gar selbst nicht so ernst, weil sie nicht wissen, dass es sich dabei um Symptome eines Herzinfarkts handeln könnte.

Christiane Groß, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes.
Foto: Jochen Rolfes

Das Gleiche lässt sich übrigens auch in die andere Richtung beobachten, sagt Christiane Groß. Haben Männer eine Depression, kommen sie mit meist völlig anderen Beschwerden in ihre Praxis als Frauen. Sie klagen zum Beispiel häufig über Schmerzen, oder haben ein Suchtproblem. "Die klassischen Symptome, die man für eine Depression kennt, sind Symptome, die Frauen haben", sagt Groß. Männer hingegen reagieren oft körperlich auf die Erkrankung der Psyche. Die Folge: Bei Männern behandeln viele Ärzte in erster Linie die körperlichen Beschwerden, können so aber die Depression nicht therapieren. Auch Brustkrebs oder Osteoporose werden bei Männern seltener erkannt, weil sie als typische Frauenkrankheiten gelten.

Viele Medikamente wurden nur an Männern getestet

Am besten erforscht sind die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der Kardiologie - dem Bereich der Medizin, der sich mit dem Herz befasst. Die Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie zögen langsam nach, sagt Groß. Und auch in der Pharmakologie - also der Lehre davon, wie Medikamente wirken - gibt es vermehrt Studien dazu, wie unterschiedlich Männer- und Frauenkörper Wirkstoffe aufnehmen.

"Frauen sind kleiner, haben einen anderen Stoffwechsel, sie haben unter anderem eine andere Verteilung des Körperfetts, einen anderen Hormonhaushalt und eine andere Muskelmasse als Männer", sagt Groß. "Natürlich wirken Medikamente bei ihnen anders." Doch lange galt der 27-jährige, gesunde Mann als der Norm-Körper für Medikamentenstudien und gilt es zum Teil bis heute. "Das kommt auch daher, dass man nach dem Contergan-Skandal Anfang der 60er Jahre Frauen von Medikamenten-Tests ausgeschlossen hat", sagt Groß. Schließlich wusste man nicht, wie sich unerforschte Arzneimittel auf ungeborene Babys auswirken und wollte Schäden vermeiden.

Dass dieser Ausschluss aber manchmal problematisch sein kann, zeigt etwa ein Studienergebnis aus dem Jahr 2002: Damals wurde eine Studie zur Wirkung von Digoxin, einem Mittel, das lange Zeit etwa bei Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen verordnet wurde, neu ausgewertet. Diesmal getrennt nach Geschlechtern. Eigentlich soll das Medikament das Risiko, dass ein Patient am Herztod stirbt, senken. Doch in der neuen Auswertung fanden die Forscher heraus, dass das nur für Männer zutrifft. Bei Frauen lag das Sterberisiko sogar höher, als wenn sie mit einem Placebo-Präparat behandelt wurden.

Corona als Chance: Männer werden auf das Thema Gendermedizin aufmerksam

Das ist natürlich ein besonders drastisches Beispiel - doch es zeigt: Frauen reagieren anders auf Medikamente als Männer. Und müssten eigens erfasst werden. Bei jüngeren Studien sei das meist auch der Fall, sagt Groß. "Doch gerade zu älteren Medikamenten fehlen uns oft die Daten", erklärt sie und spricht noch ein anderes Thema an: Solange sich überwiegend Ärztinnen für das Thema interessieren, die meisten Führungspositionen und Lehrstühle aber von Männern besetzt würden, fürchtet Groß, dass die Gendermedizin nicht die nötige Aufmerksamkeit bekommt. Es gebe in Deutschland bisher nur einen Lehrstuhl, der sich mit dem Thema befasst - an der Charité in Berlin. Ein zweiter an der Uni in Bielefeld wird gerade errichtet. "Aber ich habe die Hoffnung, dass Corona der Gendermedizin Aufmerksamkeit bringt", sagt Groß. "Denn die ersten Ergebnisse deuten ja darauf hin, dass Männer häufiger betroffen sind als Frauen. Das könnte die Männer insgesamt für die Gendermedizin etwas mehr sensibilisieren."

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