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  3. San Francisco: Willkommen in San Francisco, willkommen in der teuersten Stadt der USA

San Francisco
21.08.2018

Willkommen in San Francisco, willkommen in der teuersten Stadt der USA

San Francisco ist bekannt für den Pazifik im Westen, die Golden Gate Bridge im Norden und die berühmte Bucht im Osten.
Foto: Andrew Gomber, dpa

San Francisco ist eine berauschende Stadt. Und eine, in der eine Zwei-Zimmer-Wohnung 3340 Dollar Miete kostet. Eine Geschichte über den Fluch von Facebook & Co.

Die Eingangstür des Hauses ist durch zwei Schlösser und ein Gitter gesichert. Nach einem Druck auf den Klingelknopf steht man im schmucklosen Flur. „Wohnungsbesichtigung?“, fragt ein ungepflegter Mann ebenso mürrisch wie desinteressiert: „Fünfter Stock, den Gang lang, rechte Seite.“

Der Teppich im Treppenhaus ist abgewetzt. Es stinkt nach Urin. Ein junger Mann inspiziert gerade das Ein-Zimmer-Appartement. Rund 20 Quadratmeter dürfte es groß sein, immerhin hell, aber verwohnt mit Laminatboden und billiger Küche. Aus dem Fenster blickt man auf die Hyde Street, deren Bürgersteige von fliegenden Händlern, Obdachlosen und Drogenabhängigen belagert werden. Der Problembezirk Tenderloin gleich hinter dem prächtigen Beaux-Art-Rathaus gehört sicher nicht zu den Postkartenansichten von San Francisco. Dafür ist die Miete wirklich günstig – jedenfalls für hiesige Verhältnisse: 1725 Dollar im Monat soll die Mini-Wohnung kosten, umgerechnet gut 1500 Euro. Nebenkosten natürlich extra.

Allzu lange nachdenken sollten Interessenten besser nicht. Die Nachfrage ist groß und ein zweiter Versuch ein paar Straßen weiter nur vermeintlich erfolgreicher. Ein Schild lädt zur Besichtigung einer Zwei-Zimmer-Wohnung, frisch renoviert und mit Stellplatz fürs Auto. Das klingt verlockend. Tatsächlich empfängt der Makler potenzielle Kunden mit ausgesuchter Freundlichkeit. „Sie wissen wahrscheinlich, dass der Wohnungsmarkt sehr angespannt ist“, sagt der Mittdreißiger im schicken Anzug. „Das hier ist eine echte Chance. 5000 Dollar können Sie verlangen“, schwärmt er. Verlangen? Dann klärt sich das Missverständnis auf: Die 50 Quadratmeter kleine Immobilie wird zum Kauf angeboten. Schlappe 670.000 Dollar – fast 590.000 Euro – müsste man dafür hinlegen.

Wenn sich der Nebel verzogen hat, kann man sich kaum einen schöneren Ort vorstellen

San Francisco ist mit dem Pazifik im Westen, der Golden Gate Bridge im Norden und der berühmten Bucht im Osten eine berauschende Stadt. Wenn gegen Mittag der Nebel verschwunden ist und der klare blaue Himmel über der hügeligen Metropole mit ihren farbenprächtigen viktorianischen Häusern strahlt, kann man sich kaum einen schöneren Ort vorstellen. Auch auf digitale Hipster und Start-up-Unternehmer übt die „Belle of the Bay“ eine magische Anziehungskraft aus: Von Apple über Facebook, Google und Twitter bis zum Taxi-Dienst Uber haben alle Tech-Firmen in der Region ihr Hauptquartier.

Doch San Francisco kann nicht einfach weiterwachsen. Die Stadt, auf drei Seiten von Wasser umgeben, kann sich gerade einmal 121 Quadratkilometer ausbreiten – deutlich weniger als Bonn etwa. Entsprechend knapp ist der Wohnraum. Längst genügt es nicht mehr, ein paar Blumen ins Haar zu stecken, um hier glücklich zu sein wie 1967, als Scott McKenzie dem damaligen Mekka der Hippiebewegung ein musikalisches Denkmal setzte. Ein anständiges Vermögen muss schon dazukommen. „San Francisco ist in vielerlei Hinsicht unbezahlbar geworden“, hat die neue Bürgermeisterin London Breed unlängst beklagt. Die 43-Jährige verdiente bereits vor ihrer Wahl über 100.000 Dollar im Jahr. Anderswo in den USA reicht das, um sich ein Haus zu kaufen. Nicht in San Francisco: „Ich bin mein ganzes Leben Mieterin gewesen“, sagt sie.

Zu verkaufen: Die Wohnung in der obersten Etage des Hauses hat drei Schlafzimmer und soll 1,4 Millionen Dollar kosten.
Foto: Barbara Munker, dpa

Ein Spaziergang durch den hügeligen Stadtteil Cole Valley führt in der Belmont Avenue an einem schindelgedeckten Häuschen vorbei, in dem zwei Jahrzehnte lang der Erfolgsautor Armistead Maupin lebte. Mit seiner Romanserie „Tales of the City“ wurde er einst zum gefeierten Chronisten des liberalen Lebensgefühls in San Francisco. 1993 erwarb Maupin das Haus für 615.000 Dollar. Als er 2012 nach Santa Fe zog, verkaufte er es für 1,6 Millionen Dollar. Inzwischen ist es nach Schätzung der Maklerfirma Zillow mindestens 2,3 Millionen Dollar wert. Der Immobilienmarkt der Bay-Metropole sei „sehr gesund“, schwärmen die Profis von Zillow: Im vorigen Jahr kletterte der durchschnittliche Quadratmeterpreis auf 11.370 Dollar. In diesem Jahr soll er weitere acht Prozent zulegen.

Facebook, Google & Co. machen ihren Mitarbeitern das Pendeln erträglich

Das liegt auch an den Software-Entwicklern und Daten-Experten, die bei den Internet- und Technik-Konzernen im Silicon Valley im Süden der Bay-Area arbeiten, aber lieber in der City wohnen. Und die Konzerne tun alles, um ihren Mitarbeitern die Pendelei erträglich zu machen. Facebook, Google, Apple & Co. bezahlen die Busse, die mit WLAN an Bord jeden Morgen eine Stunde ins Valley fahren und abends wieder zurück.

Für andere dagegen wird San Francisco zu teuer. Lehrer etwa können sich mit einem Jahreseinkommen von 60.000 bis 70.000 Dollar die Stadt nicht mehr leisten. Selbst auf dem Mietmarkt sieht es schwierig aus. „Ich hab’ verdammtes Glück“, berichtet Helen Phung, die als PR-Frau bei einem Start-up arbeitet. Vor acht Jahren zog sie mit ihrem Partner in eine Wohnung mit städtischer Mietpreisbremse. Inzwischen ist eine einjährige Tochter dazugekommen. Doch aus der Drei-Zimmer-Wohnung würde Phung nie ausziehen: Mit 2500 Dollar Kaltmiete ist sie unschlagbar günstig: „Freunde von mir zahlen 5000 Dollar“, berichtet die junge Frau.

Das ist nicht übertrieben. Mit einer durchschnittlichen Monatsmiete von 3340 Dollar für ein One-Bedroom-Apartment, was in etwa 3000 Euro für eine deutsche Zwei-Zimmer-Wohnung entspricht, ist San Francisco für Mieter die teuerste Stadt der USA – vor New York, Washington und Los Angeles. Für ein Zimmer mehr muss man weitere tausend Dollar drauflegen. Nach der offiziellen behördlichen Definition gelten inzwischen Familien mit einem Jahreseinkommen von weniger als 117.000 Dollar in San Francisco als Geringverdiener und haben wie Phung Anspruch auf eine Wohnung, bei der die Miete gedeckelt ist. Doch das entsprechende Gesetz wurde vor 25 Jahren auf Druck der Immobilienlobby gekippt und gilt nur noch für den Altbestand. Entsprechend rar ist halbwegs bezahlbarer Wohnraum: Die Wartezeit beträgt sagenhafte 64 Monate.

San Francisco ist für Mieter die teuerste Stadt in den USA.
Foto: Justin Sullivan, afp

Längst ist die dramatische Wohnungsnot in San Francisco zum Politikum geworden. In jedem Wahlkampf steht das Thema im Vordergrund. Passiert ist bislang nichts. Und Hilfe aus Washington ist nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Trumps Wohnungsbauminister Ben Carson bereitet ein Gesetz vor, das die Deckelung bei sozial abgefederten Mieten lockern und den Mindestbeitrag von Armen zur Miete von 50 auf 150 Dollar anheben würde. Immerhin steht in Kalifornien nun bei der Kongresswahl im November eine Initiative zur Abstimmung, die eine Preisbremse bei Neuvermietungen wieder einführen würde. Die Mehrheit der Demokraten und viele Gewerkschaften unterstützen den Vorstoß. „Wir haben wegen des Mangels an bezahlbarem Wohnraum inzwischen einen ernsthaften Lehrermangel in Kalifornien“, warnt etwa Eric Heins, der Präsident der Pädagogengewerkschaft CTA. Doch sicher ist die Mehrheit nicht: Ausgerechnet Gavin Newsom, der demokratische Gouverneurskandidat, hat Bedenken. Eine zu starke Regulierung, fürchtet er, könnte den Wohnungsneubau zum Erliegen bringen.

In Palo Alto leben 100 Familien im Wohnwagen

Doch ohne Regulierung wird viel zu wenig bezahlbarer Wohnraum geschaffen. Nicht nur in San Francisco, sondern auch im benachbarten Silicon Valley herrscht inzwischen ein regelrechter Notstand. Studenten an der Eliteuniversität Stanford müssen 1800 Dollar für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft hinblättern. In Palo Alto, der mehrheitlich von Latinos bewohnten 65.000-Einwohner-Stadt zwischen den schicken Hauptquartieren von Facebook und Google, leben nach einer behördlichen Statistik 100 Familien in Wohnwagen. Wer sich auch das nicht leisten kann, landet irgendwann auf der Straße wie Frederick Douglas.

Früher hatte der 61-jährige Afroamerikaner eine Familie und einen Job in einer Fabrik. Dann zerbrach die Ehe, Douglas verlor seinen Job und bald darauf auch seine Wohnung. „Danach ging alles den Bach runter“, erzählt er ohne jede Sentimentalität. Er schlug sich mit Jobs als Tellerwäscher, Pferdebursche und Hilfsarbeiter in der Wäscherei eines Hotels durch. Doch auch damit ist es nun vorbei. Seit elf Jahren ist Douglas obdachlos. Er schläft in San Francisco auf der Straße oder in der St. Boniface Church in der Golden Gate Avenue, die mit der im Sonnenlicht glitzernden Silhouette der Brücke so gar nichts gemein hat.

Mindestens 7500 Obdachlose gibt es in San Francisco, doch in öffentlichen Heimen stehen viel zu wenig Schlafplätze bereit. Deshalb öffnet der katholische Franziskanerorden seine Kirche tagsüber für Menschen ohne Wohnung. Etwa 100 haben an diesem Tag ihre Habseligkeiten unter den Bänken verstaut und versuchen, auf dem harten Holz ein bisschen Schlaf zu finden. Räucherkerzen mildern die menschlichen Gerüche. Die Mönche begegnen den Armen mit respektvoller Anteilnahme. Ein paar Häuser weiter bieten sie ein kostenloses Mittagessen an. „Wir fragen weder nach Namen noch nach Status“, sagt Bruder James Chaplain. Er schätzt, dass ein Viertel der Kantinengäste durchaus einen Job haben, sich aber keine Mahlzeit leisten können.

Nachts verkriechen sich viele Obdachlose unter Plastikplanen in improvisierten Zelten auf den Gehwegen des Viertels. „Die Stadt zerfällt in zwei Hälften“, sagt Chaplain. Doch die hohe Zahl von Bedürftigen mitten in der Innenstadt schafft auch andere Probleme. Anwohner im Bezirk Tenderloin beklagen sich über massenhaften Dreck und Heroinspritzen auf den Straßen. Vielfach wird die Notdurft auf dem Bürgersteig verrichtet. Bürgermeisterin Breed hat im städtischen Etat daher drei Millionen Dollar für 44 neue Straßenreiniger vorgesehen. Rund zehn Millionen mehr will sie für neue Obdachlosenunterkünfte und Bus-Sozialtickets ausgeben.

Der Wohnungsnotstand in der Bay-Metropole wird damit nicht gelöst. „Diese Gesellschaft drängt immer mehr Menschen heraus“, hat Chaplain zum Abschied geklagt. Das klang gar nicht nach Liebe und Sanftmut, die Scott McKenzie vor 50 Jahren in seinem San-Francisco-Song so pries. Tatsächlich findet sich am nächsten Morgen im San Francisco Chronicle eine beunruhigende Meldung: Ein 75-jähriger Mann hat auf seinen Mieter geschossen, um ihn zum Auszug zu nötigen. Nach einer Erkrankung war der 39-Jährige vier Monate mit der Miete im Rückstand. Er überlebte schwer verletzt.

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