Wirtschaftsfunktionärin: Schweißgeruch ist Kündigungsgrund
Übel riechende Arbeitnehmer stinken Ursula Frerichs. Für die Vorsitzende des Unternehmensverbands mittelständische Wirtschaft ist Schweißgeruch ein Kündigungsgrund. Von Sarah Wenger
Übel riechende Arbeitnehmer stinken Ursula Frerichs. Die Vorsitzende des Unternehmensverbands mittelständische Wirtschaft setzt auf Deo und Hygiene-Knigge. Schweißgeruch ist für sie ein Kündigungsgrund.
Frau Frerichs, Sie beschweren sich über stinkende Arbeitnehmer. Ist das ein akutes Problem?
Nein, das ist mir schon länger bekannt. Aber es ist ein Tabuthema über das niemand sprechen möchte. Jetzt äußern sich viele, die das begrüßen und viele, die dagegen reden. Aber das sind dann wohl auch die, flapsig gesagt, Stinkmuffel.
Wie sage ich meinem Mitarbeiter, dass er übel riecht?
In einem vier Augen-Gespräch. Sie sollten ganz kurz mit dem Kollegen sprechen, vielleicht drei Minuten. Wichtig ist es, zu betonen, dass der Mitarbeiter in Ordnung ist. Sie könnten beispielsweise seine guten Verkaufszahlen hervorheben, oder ihm sagen, dass er bei Kunden sehr beliebt ist, aber dass es da ein kleines Problem gebe. Sie sollten sagen, dass Sie davon ausgehen, dass sich der Mitarbeiter zwar pflege, er aber trotzdem schlecht riecht. Wichtig ist es zu klären, ob derjenige krankheits- oder stressbedingt riecht, oder ob er sich aus reiner Faulheit nicht pflegt.
Sprechen Sie aus Erfahrung?
Ja, wir haben selbst diese Erfahrung bereits gemacht und uns von einer Mitarbeiterin trennen müssen, weil sie nicht einsichtig war etwas dagegen zu tun. Ich hatte sie persönlich darauf angesprochen, aber sie hat sich nicht gebessert. Ich finde es wichtig, offen zu sagen, wenn jemand übel riecht. Denn irgendwann fangen sonst die Kollegen an, diese Person zu meiden.
Wie wäre es mit einem Hygiene-Knigge für Arbeitnehmer?
Wenn Sie mich fragen, ist das eine gute Idee. Schließlich gibt jeder Arbeitgeber seinen neuen Mitarbeiter auch einen Benimm-Knigge mit auf den Weg. Was die Hygiene-Grundsätze anbelangt, gibt es so etwas noch nicht, weil es niemand anspricht. Es wird allgemein viel zu wenig über solch sensible Themen diskutiert.
Draußen hat es 35 Grad und der Arbeitnehmer muss trotzdem Anzug und Krawatte tragen. Müssen nicht auch die Arbeitgeber umdenken?
Sie sollten schon darauf achten, was ihre Mitarbeiter anziehen und ihnen auch eine locker-leichte Berufskleidung zur Verfügung stellen. Die Gastronomie ist da ein ganz heißes Pflaster. Wenn die Bedienung im hautengen T-Shirt mit Schweißrändern unter den Armen und Schweißperlen auf der Stirn das Essen serviert, dann ist man doch schon satt, bevor man angefangen hat. Passend wäre in diesem Fall ein weiteres Hemd oder eine lockere Bluse aus einem guten Material. Aber auch in anderen Bereichen kann der Arbeitgeber seine Mitarbeiter ansprechen, zum Beispiel wenn er sieht, dass jemand vier Tage hintereinander dasselbe trägt. Da kann man schon mal mit einem Augenzwinkern fragen, ob der ganze Kleiderschrank in der Reinigung abgegeben wurde.
Kritiker werden sagen, dass natürlicher Schweißgeruch immer noch angenehmer ist, als eine Ansammlung verschiedener Duftwolken.
Wenn jemand bereits nach Schweiß stinkt und dann Parfum aufsprüht, gibt das sicher eine ganz spannende Mischung... (lacht) Aber sind wir mal ehrlich: Es ist doch so einfach heutzutage. Niemand muss stinken. Wir können uns jeden Morgen duschen und das ganze Hygieneangebot in Anspruch nehmen: Shampoo, Duschgel, Deo - ob als Spray oder Roller. Und zwar für sich selbst und für seine Mitmenschen.
Im Frühjahr wurde einem Kölner Architekt in der Probezeit wegen seines Schweißgeruchs gekündigt. Ist das denn rechtlich möglich?
Ich bin keine Juristin, habe mich aber kürzlich wegen dieses Themas mit einem Juristen unterhalten. Wenn Sie denjenigen auf das Problem aufmerksam machen und er dann immer noch nichts ändert oder ihre Anregung einfach ignoriert, dann dürfte das möglich sein. Ich habe, wie gesagt, bereits einer Mitarbeiterin deshalb gekündigt, weil es einfach unerträglich wurde.
Was raten Sie: Sollten sich Arbeitnehmer auch während der Arbeit frisch machen?
Wenn die Möglichkeit besteht, unbedingt. Viele Unternehmen haben mittlerweile Nasszellen eingerichtet, manche stellen sogar Duschgel und Deo bereit. In manchen Bereichen wie einer Bäckerei oder einer Großküche sollte es eine Ecke für Mitarbeiter geben können, in der sie entdampfen können. Schlimm sind auch Großraumbüros. Aber Gott sei dank, darf dort zumindest nicht mehr geraucht werden. Wenn früher ein Kunde in so einen Raum gekommen ist, wäre er oft beinahe umgefallen.
Ist das das Resümee: Ein stinkender Arbeitnehmer ist schlecht für das Unternehmensimage?
Für die Mitarbeiter, die mit Kunden zu tun haben, gilt das ganz sicher.
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