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Erdbeben
04.04.2019

Zehn Jahre danach: Wie sich L‘Aquila aus den Trümmern kämpft

Wie lange dauert es, eine Stadt neu aufzubauen? Die italienische Stadt L’Aquila wurde vor zehn Jahren von einem Erdbeben der Stärke 6,3 getroffen. Heute dominieren Baukräne das Stadtbild.
Foto: Stefan Pozzolo, imago

2009 zerstörte ein Erdbeben L’Aquila. 309 Menschen starben. Ein Besuch zwischen provisorischen Siedlungen, frisch renovierten Wohnungen und verlorenen Straßen.

Cristina Maruccis Welt ist wieder in Ordnung. Die Einbauküche glänzt, lachsfarben strahlen die Wände der renovierten Eigentumswohnung. Die Familie sitzt nachmittags versammelt vor dem Fernseher. Gästen werden selbst gebackene Kekse angeboten, die wegen der süßen, aber unberechenbaren einjährigen Enkeltochter in einer Dose auf dem Wohnzimmertisch versteckt sind. Es herrscht die Ordnung, wie Marucci sie liebt. Die Familie ist beisammen, Vater, Mutter und die beiden Töchter Sara und Rosella. Und das alles in der alten Wohnung in der Via Roma 205.

Als die Erde hier in der italienischen Provinzstadt L’Aquila vor zehn Jahren, am 6. April 2009, erzitterte, dachte Marucci an die Apokalypse. Ein Albtraum. Das Haus stand zwar nach dem schweren Erdbeben mit 309 Toten noch, aber es glich einer Kriegsruine. Zersplitterte Mauern, zerborstene Fenster, es war ein Glück, dass die Familie überlebte. Nach der Katastrophe kamen die Maruccis in einer der nach dem Erdbeben errichteten, tristen Trabantenstädte unweit von L’Aquila unter, in der Cristina Marucci täglich die Traurigkeit übermannte.

Auch zehn Jahre danach ist L‘Aquila eine Großbaustelle

„Hier ist das Leben wieder schön“, sagt die Hausfrau in ihrer alten, neuen Umgebung und reicht Gebäck. Sie ist jetzt 70 und Großmutter. Auf Staatskosten wurde das Haus und ihre von lebenslangen Ersparnissen gekaufte Wohnung neu errichtet, seit eineinhalb Jahren ist die Familie zurück in der alten Umgebung. Das war Maruccis Lebensziel, sie hat es erreicht.

Verlässt man den Neubau in der Via Roma, tut sich eine andere Welt auf. Das 120 Kilometer östlich von Rom in den Abruzzen gelegene L’Aquila ist auch zehn Jahre nach dem Erdbeben noch eine Großbaustelle. Überall lärmen Baumaschinen, es wird gehämmert und geklopft. Viele der Gebäude nebenan sind immer noch Ruinen oder notdürftig mit Gerüsten gestützt. Auch andere Neubauten sind schon fertiggestellt, es riecht nach einer Mischung aus frischer Wandfarbe und modrigem Schutt, die Fenster der renovierten Häuser zieren die Aufkleber der Glashersteller. L’Aquila ist in einigen Teilen eine bezugsfertige Stadt, in anderen Teilen ein Ort der Zerstörung. Die Stadt ist auch lange Zeit nach dem Erdbeben auf der Suche nach ihrer Identität.

Glücklich in der neuen Küche: Cristina Marucci (Mitte) und ihre Töchter Rosella und Sara.
Foto: Julius Müller-Meiningen

L’Aquila war einmal eine quirlige, typisch italienische Studentenstadt in der Provinz – mit herrlichen Gassen, schönen Bars, wundervollen Plätzen, Kirchen und Monumenten. Jetzt, zehn Jahre später, beherrschen zwar nicht mehr der Zivilschutz, das Militär oder die Feuerwehr das Bild, dafür ist der Ort aber immer noch in Händen von Staubwolken und Bauarbeitern. Was fehlt, sind die Bewohner. Erst wenige Familien wie die Maruccis sind in ihre alten Bleiben zurückgekehrt. Tausende leben über das riesige Gemeindegebiet verteilt weiterhin in den provisorischen Gebäuden, die längst zum Alltag geworden sind.

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50 Prozent der zerstörten Bausubstanz sind wieder aufgebaut

19 Trabantenstädte ließ die Regierung Berlusconi 2009 errichten, manche kilometerweit vom Zentrum entfernt. Ein paar tausend Menschen haben L’Aquila ganz den Rücken gekehrt. Auf einem riesigen Gebiet, größer als das der Millionenmetropole Mailand, leben heute knapp 70.000 Menschen. Im Stadtzentrum sind etwa 50 Prozent der zerstörten Bausubstanz wieder aufgebaut, je weiter man hinaus kommt in die umliegenden, zum Gemeindegebiet zählenden Dörfer, desto weniger hat sich getan. Zehn Jahre und geschätzte 18 Milliarden Euro Staatsausgaben später steht L’Aquila immer noch vor einer großen Herausforderung. Wie holt man das Leben zurück an einen Ort der Zerstörung?

Ciro Improta, ein sympathischer Pensionär in Cord-Jackett und Seidenschal, lebt nach acht Jahren an der Adriaküste seit 2017 wieder im Zentrum der Provinzhauptstadt. Aber außer ihm und seiner Frau wohnen in seiner Straße heute nur drei Familien. Da kann man sich schon sehr verloren vorkommen. „Meine Frau hatte einen Nervenzusammenbruch“, erzählt Improta. Die Nachbarn ließen ihre Wohnung renovieren, sind aber nie da. Und jeden Tag muss er mehrfach im Erdgeschoss an der Wohnung vorbei, in der eine vierköpfige Familie beim Erdbeben starb. „Es ist nicht leicht“, sagt Improta und muss mit den Tränen kämpfen.

Wo man auch hinblickt in L’Aquila, sieht man Schilder mit der Aufschrift „Zu verkaufen“ und „Zu vermieten“. Immobilienmakler buhlen um Kundschaft, die sich nicht blicken lässt. L’Aquila hat nicht zu wenig Wohnraum wie viele europäische Städte, sondern ein Überangebot. Zum Trauma von 2009 hat sich deshalb auch ein allgemeines Gefühl der Verlorenheit gesellt. Man spürt es auch, wenn man Luciano De Jacobis zuhört, der am Ortseingang einen Zeitungskiosk in einem Container betreibt.

Ein Bild vom 6. April 2009: Damals zerstörte ein Erdbeben die Stadt L‘Aquila. 309 Menschen starben.
Foto: Massimiliano Schiazza, dpa (Archivfoto)

Bis er seinen Laden nach dem Erdbeben wieder aufsperren konnte, benötigte er einige Geduld mit den Behörden. Verschulden musste er sich dann, um die 90000 Euro Kaufpreis für den Container aufzubringen. Das Geschäft ist mühsam, nur samstags kommen viele Menschen zum Flanieren auf den Corso, die Hauptstraße, auf der immerhin etwa 20 Geschäfte wiedereröffnet haben. „Ständig wird der Verkehr umgeleitet, Straßen gesperrt, neue Baustellen eröffnet“, klagt De Jacobis, der eine Tante beim Erdbeben verloren hat und seinen Sohn lebendig aus den Trümmern zurückbekam. Für Menschen, die Stabilität, die Nestwärme einer barocken Innenstadt und Ruhe suchen, ist L’Aquila auch im Jahr 2019 nichts und wird es auch noch eine ganze Weile nicht sein.

Dabei wurden legitime Versuche gemacht, die Region nach dem Unglück zu neuem Leben zu erwecken. 2012 wurde das Graduiertenkolleg Gran Sasso Science Institute gegründet, dessen Betreiber hoffen, sich eines Tages zu einer Art Princeton-Universität in Mittelitalien zu entwickeln. In L’Aquila verfeinerten Experten die neuesten Methoden zur Renovierung erdbebengeschädigter Gebäude. Hier wurde mit der 5G-Technologie experimentiert. In sogenannten intelligenten Versorgungsleitungen werden in der Stadt Strom, Gas, Wasser und Internet in begehbaren und kameraüberwachten Tunnels verlegt, die einfach zu warten und für den Bürger kostengünstiger sein sollen. Es tut sich etwas in der Stadt und es gibt einige Leute, die trotz vieler Schwierigkeiten weiterhin in Aufbruchstimmung sind.

Die Makler warten auf Kunden, die nicht kommen

Francesca Tarantino und Roberto Capezzali zum Beispiel. Die Tochter des Ehepaars war beim Erdbeben acht Jahre alt und ist heute 18, so vergeht die Zeit. Tarantino arbeitet als Angestellte, Capezzali ist Techniker. Die Familie führte ein beschauliches Leben bis zum 6. April 2009, als sich in L’Aquila alles änderte. „Viele Menschen sind mit dem Erdbeben förmlich aufgewacht und haben sich auf einmal aktiv am zivilen Leben in der Stadt beteiligt. Ich zum Beispiel“, sagt Francesca Tarantino mit einem Lachen auf den Lippen.

Die Menschen in L’Aquila sind enger zusammengerückt, sagen Francesca Tarantino und Roberto Capezzali.
Foto: Julius Müller-Meiningen

Einige Freundschaften aus dem alten Leben seien eingeschlafen, dafür lernten sich auf einmal Stadtbewohner kennen, die früher nichts miteinander zu tun hatten, und gründeten Initiativen, um die zerstörte Stadt wieder aufzubauen.

In einem renovierten Palazzo in der Via Verdi haben sich in der Woche vor dem Jahrestag über 20 Vereine an gemeinsamen Ausstellungen, Installationen, Filmvorführungen, Diskussionen und Vorträgen beteiligt, auch Tarantino und Capezzali machen mit. Es geht um den Wiederaufbau, um Erdbebenvorsorge im Allgemeinen, Urbanistik, um Erinnerung und um eine immer noch fehlende Gedenkstätte für die Opfer. „Es passiert unglaublich viel in der Stadt, Ausstellungen, Theater, Konzerte, Lesungen, das gab es in diesem Maß vor dem Erdbeben nicht“, erzählt Capezzali.

Dann lädt das mutmaßlich netteste Ehepaar in L’Aquila noch zu einer kleinen Stadtrundfahrt ein, die in einem Park oberhalb der berühmten romanischen Kirche Santa Maria di Collemaggio endet. Aktivisten stellten hier nach dem Erdbeben ein paar Holzhütten und Container auf, die Menschen versammelten sich und tauschten Ideen aus.

An diesem Tag liegen die Hütten in einem hellen Frühlingslicht. Laute Bollywood-Musik dringt aus den Boxen, zwei Dutzend Studenten tanzen im Schatten der Bäume. Anlässlich des indischen Holi-Frühlingsfests bewerfen sie sich mit bunten Farbbeuteln. Einfach so, um Spaß zu haben. L’Aquila wirkt in diesem Moment wie ein äußerst lebensfreudiger Ort.

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