Höher, schneller, weiter. Das scheint auch die Devise vieler Freizeitsportler zu sein. Oder doch nicht?" Bei den Laufschuhen wird immer mehr zurückgebaut", sagt Uschi Saalfrank. Die 50-jährige arbeitet bei Sport Förg. "Der Trend geht immer mehr hin zum natürlichen Laufen und damit sogenannten Barfuß-Schuhen." Auch eine Studie der University of Virginia in Charlottesville bestätigt: Durch das Tragen von Laufschuhen werden die Gelenke stärker belastet als durch Barfußlaufen. Die Hüfte wird durch gut gedämpftes Schuhwerk durchschnittlich um 54 Prozent, Knie und Fußgelenke zwischen 36 und 38 Prozent stärker belastet, als wenn man barfuß läuft. Das kann von dem höheren Absatz und dem Stützmaterial unter dem Fußgewölbe moderner Laufschuhe kommen.
Ballen oder Ferse?
Das Laufen in Barfuß-Schuhen soll dem natürlichen Laufen am ähnlichsten sein. Saalfrank rät, beim Joggen mit den Barfußschuhen nur den Ballen zum Aufkommen zu benutzen, und nicht wie sonst zuerst mit der Ferse aufzukommen. Das würde dem natürlichen Barfußlaufen am ehesten entsprechen und die Ferse entlasten. Doch ist dieses Laufen wirklich natürlich?
"Auch beim Barfußlaufen benutzen wir die Ferse, rollen über den Fußaußenrand ab und die Zehen stoßen sich dann vom Boden ab", sagt der Schwabmünchener Orthopäde Christoph Bähner. "Der Vorfußlauf ist deshalb in Barfuß-Schuhen nicht zwingend." Auf Asphalt hingegen hält er eine Dämpfung im Schuh für sinnvoll. Auch wer eine Fußfehlstellung hat, sollte sich für einen unterstützenden Schuh entscheiden. "Wer keine Fehlstellung des Fußes oder Rückenprobleme hat, kann ruhig auch in Barfuß-Schuhen wie gewohnt laufen. Dann ist der Fersenlauf unbedenklich", sagt Bähner.
Barfuß-Schuh trotz Fehlstellung
Auch Jan Goldmann vom Institut für Biomechanik und Orthopädie der Sporthochschule Köln rät davon ab, seinen Laufstil im Barfuß-Schuh zwingend umstellen zu wollen. "Bis zu einer gewissen Geschwindigkeit geht jeder über den Rückfuß, benutzt also die Ferse." Beim Sprint allerdings komme dann der Vorfuß zum Einsatz. "Ein Bolt zum Beispiel sprintet nie über den Rückfuß", sagt Goldmann.
Seit 2003 arbeitet er intensiv an dem Thema "Natürliches Laufen". Er hatdie ersten Barfuß-Schuhe mitentwickelt und mehrere Publikationen veröffentlicht. "Seit 2003 findet ein Umdenken in der Laufszene statt. Der Fuß ist eine höchst belastete Struktur, den man aktiv trainieren muss, auch um Verletzungen vorzubeugen." Schuhe mit zu viel Dämpfung schränkten die Muskulatur des Läufers nur ein. Selbst bei Fehlstellungen des Fußes würden Barfuß-Schuhe nicht schaden. "Nur bei sehr deformierten Zehen rate ich davon ab."
Nach jahrelanger Unterstützung durch Sprengung und Dämpfung kann man in den neuen Tretern allerdings nicht gleich lossprinten. "Ich empfehle den Barfußschuh als Zweitschuh", sagt Saalfrank. "Jeder Läufer sollte erst einmal wenige Kilometer in das neue Laufgefühl einsteigen, bevor man dann auch längere Strecken absolvieren kann."